Diese Bilanz zieht der Wiener Gesundheitsverbund

(c) Wiener Gesundheitsverbund / Bohmann

Steigende Patient:innen-Zahlen, mehr Ausbildungsplätze und hohe Investitionen – der Wiener Gesundheitsverbund präsentierte erstmals eine Jahresbilanz und Pläne für das laufende Jahr.

Der Vorstand des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGev) zog diese Woche in einem Pressegespräch Bilanz über das abgelaufene Geschäftsjahr 2023. Nach einem leichten Rückgang der Patient:innen-Frequenzen in den Vorjahren 2021 und 2022 stieg die Zahl der ambulanten Patient:innen-Kontakte 2023 auf 4,9 Millionen – ein Plus von 4,2 Prozent verglichen mit 2022. Insgesamt 235.486 Patient:innen (+3,3 %) wurden 2023 in den Kliniken des größten Gesundheitsdienstleisters der Republik stationär behandelt. Im Vergleich dazu stieg die Zahl der Mitarbeiter:innen nur um 1,28 %. Mit 27.439 Beschäftigten (Jahresdurchschnitt 2023 in Vollzeitäquivalenten), davon 3.358 Ärzt:innen und 9.335 Krankenpflege- und Fachdienstpersonen, ist der Wiener Gesundheitsverbund allerdings einer der größten Arbeitgeber des Landes.

Im Hinblick auf die Patienten:innenzahlen liegt der WiGev laut Michael Binder, Medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, unter den präpandemischen Zahlen. In einzelnen Fachbereichen wurde aber schon wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. „Auch die Anzahl der in unseren Kliniken durchgeführten Operationen stieg im selben Zeitraum von 130.482 auf 134.512 (+3,1 %)“, erklärte Binder, der den Anstieg beim Patient:innen-Aufkommen als „sehr zufriedenstellend“ bezeichnete. Dass eine steigende Anzahl an Spitalspatient:innen dem Motto der aktuellen Gesundheitsreform – digital vor ambulant vor stationär – widerspricht, sieht Binder nicht so eng. „Es handelt sich hier um ein Motto, das keinen Realitätsanspruch hat. Beim WiGev arbeiten wir aber natürlich daran, das telemedizinische Angebot auszubauen und auch die Erstversorgungsambulanzen leisten ihren Teil dazu, die Spitäler zu entlasten und mehr Patient:innen ambulant zu versorgen“, sagte Binder. Immerhin zwischen 50 bis 70 Prozent der Personen, die eine Erstversorgungsambulanz aufsuchen, bräuchten keine weitere Spitalsversorgung.

„Angesichts eines steigenden Bedarfs an Fachkräften setzen wir auf Ausbildung im eigenen Haus. Bis Ende des Jahres werden wir die Anzahl der Ausbildungsplätze in der Pflege auf 4.400 verdoppelt haben – Stand heute sind wir bereits bei 3.600. 1.350 Ausbildungsstellen stehen für den fachärztlichen Nachwuchs zur Verfügung. Hinzu kommen noch 1.590 Ausbildungsplätze für MTDGs (Medizinische, therapeutische und diagnostische Gesundheitsberufe), Hebammen und medizinische Assistenzberufe“, meinte dazu Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb. Um ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben, setzt der WiGev außerdem auf finanzielle Anreize wie Zulagenerhöhungen, erhöhte Fortbildungstage und -mittel sowie 2.700 Euro brutto für Auszubildende und verstärkte Recruiting-Maßnahmen, auch auf Social Media. Mangelfächer seien derzeit vor allem die Pathologie und die Unfallchirurgie.

Investiert wird auch in Modernisierungen und Bauprogramme. Für die Erneuerung der WiGev-Kliniken hat der Wiener Gemeinderat im September 2022 3,3 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 genehmigt. „Wir liegen voll im Plan. Im Jahr 2023 konnten wir ein Investitionsvolumen von knapp 388 Millionen Euro realisieren. Im Jahr davor waren es bereits 267 Millionen Euro“, erklärte Generaldirektorin-Stellvertreter Herwig Wetzlinger. Einige Projekte konnten 2023 bereits fertiggestellt und neue Gebäude in Betrieb genommen werden wie zum Beispiel die Erweiterung und Sanierung der Psychiatrie an der Klinik Favoriten oder der Neubau der Psychiatrie an der Klinik Ottakring. (kagr)