Gesundheitsminister konkretisiert Pläne für „Gemeindeschwestern“

(c) Oliver Miller-Aichholz

Die neue türkis-grüne Regierung hat im Regierungsprogramm die Einführung einer sogenannten Community Nurse vorgesehen. Sie soll Schnittstelle im niedergelassenen Bereich sein, sagt Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im RELATUS-Interview.

Was hierzulande noch relativ unbekannt ist, hat in anderen Staaten längst eine wichtige Versorgungsfunktion. In Städten, aber auch ländlichen Regionen wird die primäre Gesundheitsversorgung maßgeblich von speziell qualifizierten Pflegefachkräften unterstützt. Die Bundesregierung hat die Einführung solcher Community Nurses im Regierungsprogramm festgeschrieben. Für Gesundheitsminister Anschober ist das ein „interessantes Modell“, wie im RELATUS-Gespräch sagt. „Man schafft in der Nähe der Menschen einen Ansprechpartner und eine professionelle Unterstützung für Gesundheitsvorsorge, zur Entlastung der pflegenden Angehörigen – aber auch zur Entlastung von Allgemeinmedizinern.“ Wenn man sich ländliche Strukturen ansehe, habe man dort Versorgungsprobleme. Die Community Nurse soll eine Entlastung für den Arzt werden. „In Wien haben Ärzte die Idee der Grätzlschwestern aufgebracht. Ich schließe das nicht aus. Ich habe den Eindruck, dass es viele Ärzte begrüßen würden – als bürgernahe Form einer Brücke. Da geht es etwa um die Kontrolle von Blutzucker oder nach ärztlicher Kontrolle und Vorgabe um die Abgabe von Medikamenten“, sagt Anschober.

Dass dieser neue Beruf und das entsprechende Angebot zu zusätzlichen Kosten führt, ist Anschober bewusst. „Im Bereich der Gesundheit und des Sozialen muss man, wenn man verantwortungsvolle Arbeit macht, zuerst auch investieren, um später zu Einsparungen zu gelangen. Das hat aber etwa in Finnland zuerst Kosten verursacht und dann nach zehn Jahren zu Einsparungen und besseren Versorgung der Menschen geführt. Wir müssen eben eine kluge Planung machen und schauen mit welchen Zeitplänen wir arbeiten können. Gesundheit ist eine der Prioritäten dieser Regierung“, sagt er. Der Gesundheitsminister sieht das Gesundheitswesen aber auch an einer Zeitenwende – hin zu einer ganzheitlichen Sicht und der Erarbeitung von Netzwerken. „Das ist auch bei den Primärversorgungseinheiten die Grundidee – nicht mehr allein, sondern als Team. Deshalb wollen wir das stark forcieren – und die Community Nurse könnte ein Teil davon sein.“ (rüm)