Steinhart ist neuer Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© ÖÄK/Bernhard Noll

Im Rahmen des 145. Ärztekammertages hat die Vollversammlung der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) wie erwartet Johannes Steinhart (67) zum neuen Präsidenten der ÖÄK gewählt.

Steinhart, seit Mai 2022 Präsident der Wiener Ärztekammer, tritt damit auch auf Bundesebene die Nachfolge von Thomas Szekeres an. Viele neue Gesichter gibt es im Präsidium der Österreichischen Ärztekammer. Zum ersten Vizepräsidenten wurde Harald Schlögel, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, gewählt. Als weitere Vizepräsidenten fungieren die beiden neugewählten bzw. wiederbestellten Bundeskurienobmänner: Harald Mayer (Oberösterreich) für die angestellten Ärzt:innen und der Tiroler Allgemeinmediziner Edgar Wutscher für die niedergelassene Ärzt:innen. Zum Finanzreferenten wurde der Präsident der Ärztekammer für Steiermark, Michael Sacherer, gewählt.

Steinhart, der auf jahrelange Expertise im Gesundheitssystem und Erfahrung in der Kammerpolitik verweisen kann – unter anderem war er zehn Jahre lang Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte – legt den Fokus seiner Amtszeit darauf Gemeinsames über Trennendes zu stellen – vor allem innerhalb der Ärzteschaft. „Die zuletzt aufgetretenen Risse in der Ärzteschaft müssen geschlossen werden, wir Ärztinnen und Ärzte müssen angesichts der entscheidenden Weggabelungen, die vor uns und unserem Gesundheitssystem liegen, nun stark und geeint auftreten. Nur der Zusammenhalt macht uns — auch als Ärztekammer — im Gesundheitswesen zu einem einflussreichen Faktor.“

Im niedergelassenen Bereich gebe es eine ganze Reihe von Baustellen für die kommenden Jahre. „Wir brauchen im Kassenbereich eine neue Zeitrechnung, eine völlig neue Herangehensweise. Das beginnt bei einer Vereinheitlichung der angebotenen Leistungen. Von unserer Seite liegt seit fast zwei Jahren ein fertiger einheitlicher Leistungskatalog bereit, der mit viel Einsatz und Schweiß erarbeitet wurde. Dieser gehört endlich umgesetzt“, appelliert Steinhart. Darüber hinaus müssten endlich die Arbeitsbedingungen im Kassenbereich verbessert werden. „Die alten Strukturen, die Deckelungen und die Bürokratie schrecken die jungen Ärztinnen und Ärzte von einer Tätigkeit im Kassenbereich ab.“

Auch im Spitalsbereich stünden einige Herausforderungen an, etwa bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen. „Hier muss das Augenmerk darauf liegen, den Beruf des Spitalsarztes wieder attraktiver zu machen. Österreich befindet sich in einem internationalen Wettstreit um den Nachwuchs und wir wissen aus Untersuchungen, dass junge Ärztinnen und Ärzte sehr genaue Vorstellungen von ihrer Ausbildung und von ihrer Tätigkeit haben. Wenn sie das in Österreich nicht bekommen können, ist ein hoher Prozentsatz auch bereit, ins Ausland zu gehen“, hält Steinhart fest. Zudem drohe sich die Qualität der Ausbildung durch das Bestreben der Politik, die Bewilligung und Qualität der ärztlichen Ausbildungsstellen künftig in die Verantwortung der Länder zu verlagern, zu verschlechtern. „Die Ärztekammer wird mit allen rechtlichen Möglichkeiten gegen diese mutwillige Zerstörung eines bewährten Systems ankämpfen“, verspricht Steinhart.

All das werde sich ohne mehr Investitionen ins System nicht umsetzen lassen, stellt der neue ÖÄK-Präsident klar: „Es muss Schluss sein mit Kostendämpfungspfaden und Kaputtsparen. Wir sehen bereits jetzt deutliche Versorgungslücken im Kassenbereich und gleichzeitig Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu besetzen. Das ist das logische Resultat der Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre – aber so kann es nicht weitergehen.“ (rüm)

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