Erneut Kritik an Corona-Maßnahmen der Regierung

Die hohen Infektionszahlen mit dem Coronavirus lassen wieder Kritik aufkommen. Vor allem die Aufhebung der Maskenpflicht wird von vielen Experten als Fehler angesehen.

Simulationsforscher Niki Popper sieht für den jüngsten, enormen Anstieg der Corona-Neuinfektionen zwei Gründe: zum einen die Aufhebung der Maßnahmen als auch die Omikron-Subvariante BA.2. Deren Ausbreitung habe sich nach hinten verschoben und die Zahl derer, die sich infizieren können noch nicht ausgeschöpft. Man sei in eine Situation gestolpert, „wo wir ein weiteres Mal nicht optimal vorbereitet waren“, sagte er im Ö1-Radio. Kritisch sah Popper vor allem die Aufhebung der Maskenpflicht in Innenräumen und der Home Office-Regelung. Expertinnen und Experten hätten wie er, „schon damals gesagt, es ist nicht ganz einzusehen, warum das jetzt ohne Not so dringend ist, die Masken aufzuheben.“

Auf die Frage, ob die Politik auf die Wissenschaft hören würde, meinte er: „Ich möchte es nicht schönreden, aber ich glaube schon, dass die Politik versucht, auf die Wissenschaft zu hören.“ Was mangle, sei die „Klarheit der Ziele, die man überhaupt umsetzen möchte.“ Er habe in den Sitzungen der Gremien mehrmals darauf hingewiesen, dass man klar mit den Menschen kommunizieren müsse, was die Folgen der Öffnungen seien. „Was ist die Gesamt-Strategie? Das Werkel passt nicht mehr ganz zusammen, was Maßnahmenlockerungen, Teststrategie und Quarantäne-Policy betrifft.“

Die Folgen sind vor allem in den Krankenhäusern zu spüren. „Wir haben hohe Ausfälle in den Krankenhäusern, auch was das Personal betrifft“, sagte Popper. „Dort sind die Ressourcen am Anschlag“ aufgrund der monatelangen Belastung durch Corona. Dieses Thema sei „in der Euphorie der Öffnungen zu kurz gekommen“. Ähnlich auch die Kritik des Molekularbiologen Ulrich Elling in der „ZIB 1“ am Samstag: „Der Wegfall der Maskenpflicht wurde von den meisten Experten als nicht gut eingeschätzt.“ Nun sei es „politisch sehr schwierig“ dorthin wieder zurückzugehen, was aber „dringend notwendig“ sei. Die Epidemiologin Eva Schernhammer tritt zudem zumindest für eine Impfpflicht im medizinischen Bereich ein. Dies ist insofern von Bedeutung, als sie Mitglied jener Experten-Kommission war, die der Regierung eine Aussetzung der allgemeinen Impfpflicht empfohlen hatte. In der „Wiener Zeitung“ meint sie: „Persönlich finde ich, dass die Impfung gegen Covid-19 im Gesundheitswesen, wie das in den USA selbstverständlich auch bei anderen Impfungen längst der Fall ist, Pflicht sein sollte.“ (red)