Kommentar: Die Panik vor der Epidemie grassiert wieder

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

In den Medien aber auch in manchen Gesundheitsbehörden grassiert wieder die Sorge vor einem unbekannten Virus. Nach Vogelgrippe, Schweinegrippe, SARS und Co ist es diesmal ein neues Coronavirus in China.

Eine „rätselhafte“ Lungenkrankheit in China – ausgelöst durch ein neues Coronavirus – beschäftigt derzeit vor allem die Medien und mit ihnen auch Forscher und die Weltgesundheitsorganisation. Gleich mehrere Meldungen kommen derzeit täglich über die Onlinemedien und Agenturen. Immerhin wir die Zahl der Infizierten bereits auf 1700 geschätzt. Jeder neue Fall in China wird vermeldet und lässt angeblich auch die Experten erschaudern. Die Ausbreitung der rätselhaften Lungenkrankheit sei möglicherweise viel größer als bisher angenommen, wird da vermeldet. Die Zahl der in China bestätigten Fälle steig am Wochenende auf 62. Zwei Patienten seien bisher gestorben. Auch warnen die Experten vor einer Übertragung von Mensch zu Mensch. „Es ist wahrscheinlich, dass der Ausbruch des neuen Coronavirus in Wuhan bedeutend mehr Fälle mit mittleren oder schweren Erkrankungen der Atemwege verursacht hat als bisher berichtet“, heißt es in der Studie der Experten vom Imperial College London, das auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die britische Regierung berät. Die Schätzung von mehr als 1700 Infektionen geht auf ein Rechenmodell zurück, in dem die Fachleute die drei im Ausland festgestellten Infektionen mit der Zahl der Flugreisenden, der Bevölkerung und der Inkubationszeit zugrunde gelegt haben.

Unter Hinweis auf die Erfahrungen mit ähnlichen Coronaviren wie SARS oder MERS warnen die Experten aus London, „dass eine selbst erhaltene Übertragung von Mensch zu Mensch nicht ausgeschlossen werden sollte“. Coronaviren verursachen oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen – allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie SARS und MERS dazu. Der neue Erreger ist nach Angaben von Experten dem SARS-Virus sehr ähnlich. SARS steht für „Severe Acute Respiratory Syndrome“, also Schweres Akutes Atemwegssyndrom. Bei der SARS-Pandemie waren 2002/2003 von China ausgehend weltweit rund 8000 Menschen an der Lungenseuche erkrankt. Knapp 800 starben.

Zugegeben: Vorsicht ist immer gut. Panik sollte aber auch vermieden werden. Tatsächlich zeigt sich, dass keine der seit 2000 befürchteten Viruspandemien eingetreten sind. Auch wird der Begriff viel zu leichtfertig verwendet. Bei weltweit 8000 Erkrankten von einer Pandemie zu sprechen ist mehr als verwegen, es ist – bei allem Mitgefühl für die Betroffenen – maßlos übertrieben. Allein bei der aktuellen Grippewelle in Österreich gibt es pro Woche mehr Neuerkrankungen, als bei der SARS-„Pandemie“ 2002/2003 weltweit. Und die aktuell 1700 Corona-Infizierten in China sind bei rund 1,4 Milliarden Chinesen gerade einmal 0,000001 Prozent. Auch wird kaum berichtet, dass es laut WHO bisher „keine klaren Beweise“ für eine Übertragung von Mensch zu Mensch gab. Da fallen einem also deutlich andere Gründe für Paniknachrichten ein, als ein Virus in China… (rüm)