WHO empfiehlt erstmals vorbeugende Covid-19-Therapie

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals ein Medikament als Vorbeugung gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung bei infizierten Risikopatienten empfohlen. Die Veröffentlichung erfolgte am Wochenende im „British Medical Journal“.

Die WHO verweist auf Studien, wonach die Antikörper-Kombination aus Casirivimab und Imdevimab von der US-Firma Regeneron und dem Schweizer Unternehmen Roche Überlebenschancen verbessern kann. In Deutschland wird diese Antikörper-Kombination bereits in speziellen Fällen für Corona-Patienten eingesetzt. Viele Länder, die selbst keine Risikobewertungen machen können, warten aber auf solche WHO-Empfehlungen. Auch Hilfsorganisationen setzen in der Regel nur von der WHO empfohlene Mittel ein. Die WHO empfiehlt nun die Gabe der Mittel bei Corona-Patienten mit Vorerkrankungen, die deshalb Gefahr laufen, schwer an Covid-19 zu erkranken und dann auf Intensivstationen behandelt werden müssten. Ebenso sollen bereits schwer Erkrankte damit behandelt werden, die keine Antikörper gegen Covid-19 haben.

Österreich, vertreten durch das Gesundheitsministerium, sei seit dem vergangenen Frühjahr am europäischen Beschaffungsverfahren für dieses Arzneimittel beteiligt und könne dieses daher sofort ab EMA-Zulassung auch beschaffen und an die entsprechenden Stellen verteilen, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Büro von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). „In Österreich gibt es allerdings keine rechtliche Grundlage, um nicht-zugelassene Arzneimittel in Verkehr zu bringen. Dementsprechend sind diese Produkte auch noch nicht in Verwendung“, wurde betont. Das Ministerium sei „im laufenden Austausch mit diversen Unternehmen, um am aktuellen Stand betreffend Covid-19 Arzneimittel zu bleiben“. Herausforderung seien die hohen Kosten und die knappe Produktion, so die WHO. Deshalb werde mit Roche über niedrigere Preise, eine mögliche Schenkung und eine faire Verteilung in aller Welt verhandelt.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtete, Regeneron habe bereits in mindestens elf ärmeren Ländern Patentanträge gestellt. Sie forderte das Unternehmen auf, auf die Durchsetzung von Patenten in ärmeren Ländern zu verzichten. „Es ist einfach nicht fair, dass Menschen, die in ärmeren Ländern leben, keinen Zugang zu diesen Covid-19-Medikamenten, die das Todesrisiko senken, haben, nur weil Pharmafirmen das Monopol haben und hohe Renditen wollen“, sagte Elin Hoffmann Dahl von Ärzte ohne Grenzen. Zudem habe Regeneron für die Entwicklung öffentliche Gelder erhalten. Nach Informationen der Organisation wird das Mittel etwa in Deutschland für 1.700 Euro und in Indien für 820 Dollar angeboten. (red/APA)