Akute Promyelozytenleukämie (APL): ATRA + Arsentrioxid dem Standard ATRA + Chemotherapie überlegen

In der Plenarsitzung wurde eine chemotherapiefreie Therapie der akuten Promyelozytenleukämie (APL) von Prof. Francesco Lo-Coco, Universitätsklinikum Rom, präsentiert.
Die Einführung des Vitamin-A-Derivats All-trans-Retinsäure (all-trans retinoic acid, ATRA) hat die Behandlung der APL revolutioniert: Der Reifungsstopp in den APL-Zellen resultiert aus der spezifischen Translokation t(15;17) mit der Generierung eines Fusionsproteins (PML-RARα), das durch ATRA abgebaut wird. Zusätzlich wurde vor einigen Jahren beobachtet, dass ein weiteres Produkt aus der chinesischen Medizin, Arsentrioxid (ATO), in APL-Zellen Differenzierung und Apoptose induziert.
Die italienische Leukämiestudiengruppe hat gemeinsam mit einer deutschen Studiengruppe eine Therapiestudie durchgeführt, in der die bisherige Standardtherapie (ATRA + Chemotherapie mit Idarubicin) mit der Kombination aus ATRA + ATO verglichen wurde. In diese Studie wurden 154 Patienten mit APL und niedrigem bzw. intermediärem Risiko (Leukozyten < 10.000) eingeschlossen. Die Studie wurde als Non-Inferiority-Untersuchung geplant.

Ergebnisse: Die überwiegende Mehrzahl der Patienten erreichte in beiden Studienarmen eine komplette molekulare Remission. Nach einem medianen Follow-up von 34 Monaten war das mediane PFS statistisch nicht unterschiedlich. Im ATRA+ATO-Arm wurden 1 Todesfall und zwei Rezidive beobachtet, im Vergleichsstudienarm wurden 7 Todesfälle und 5 Rezidive berichtet. Das Gesamtüberleben lag bei 96,7 % (ATRA+ATO) verglichen mit 91,1 % (p = 0,02). Hinsichtlich der Nebenwirkungsraten waren febrile Komplikationen sowie langdauernde Zytopenien signifikant häufiger im ATRA+Chemotherapie-Arm. Bei ATRA + ATO kam es zu einem Therapieabbruch bei nur 1 von 79 Patienten (QT-Verlängerung).
Prof. Lo-Coco konkludiert, dass die Kombination ATRA + ATO eine neue Standardtherapie in der Behandlung der APL mit niedrigem/intermediärem Risiko darstellt.