Vorwort

Sehr geehrte Kolleginnen, sehr geehrte Kollegen,

die Möglichkeit der Mitgestaltung der Focus-Ausgabe „Personalisierte Therapien in der Uroonkologie“ in SPECTRUM Urologie ist eine große Ehre für mich, und ich freue mich sehr, dass wir für alle Themen Kolleginnen und Kollegen mit herausragender Expertise gewinnen konnten!
In der heutigen Zeit ist der Wunsch nach einer personalisierten Medizin sowohl von Seiten der Patientinnen und Patienten als auch der behandelnden Kolleginnen und Kollegen stark ausgeprägt. Insbesondere im Rahmen der uroonkologischen Therapien prägen Stichworte wie „individuell“, „zielgerichtet“ oder auch „precision medicine“ die Diskussion. Diese Entwicklung basiert natürlich auf dem wissenschaftlichen Fortschritt bezüglich der individuellen Merkmale von Tumoren und der Etablierung neuer Therapieansätze, aber auch auf dem Ziel, für jede Patientin und jeden Patienten das optimale Ergebnis unter Berücksichtigung der patienteneigenen Besonderheiten zu erreichen.
Ein personalisierter Ansatz umfasst meiner Meinung nach jedoch nicht nur den Bereich der maßgeschneiderten Tumor­therapie, sondern auch die Erweiterung des diagnostischen Spektrums sowie das Vorhandensein von alternativen Therapie­möglichkeiten, die für den Einzelnen den perfekt zugeschnittenen Weg bedeuten können.
In dieser Ausgabe beleuchten Frau Prof. Kirfel, Herr Prof. Perner und Herr Prof. Merseburger den Aufbau eines interdisziplinären molekularen Tumorboards und schildern einerseits, welche Voraussetzungen es für ein solches geben muss, und andererseits, welche Chancen sich daraus entwickeln. Ein wichtiger Schritt in Richtung „Präzisionsonkologie“.
Dem aktuellen Stand und den Möglichkeiten individualisierter Therapien – immer unter Berücksichtigung der bestehenden Leitlinien und Empfehlungen der Fachgesellschaften – widmen sich Frau Privatdozentin Pichler und Herr Dr. Schachtner aus Innsbruck beim metastasierten Urothelkarzinom, Herr Prof. Grünwald und Herr Dr. Püllen aus Essen beim metastasierten Nierenzellkarzinom und aus Innsbruck Herr Prof. Culig beim metastasierten Prostatakarzinom.
Ein spannender Aspekt in der Diagnostik von Hodentumoren ist die Entwicklung von miR371 als neuem Serummarker. Herr Privatdozent Belge, Herr Dr. Radtke und Herr Prof. Dieckmann geben hier einen interessanten Überblick über den Stand ihrer Forschung sowie die mögliche Bedeutung für die Zukunft. Ich bin gespannt, ob und wann die „neue Ära der Hodentumormarker“ anbricht.
Ebenfalls am Puls der Zeit bewegen sich Frau Dr. Ring, Herr Privatdozent Kramer und Herr Privatdozent Frydrychowicz mit der Frage nach der „modernen Prostatabiopsie“. Sie stellen die aktuelle Datenlage vor und geben einen Ausblick, welche Rolle die Fusionsbiopsie nicht nur in der Diagnostik von klinisch signifikanten Tumoren, sondern auch in der Active-Surveillance-Situation zukünftig spielen könnte.
Als alternative, individuelle Therapieoption beim Prostatakarzinom ist die fokale Therapie bekannt. Als ausgewiesener Experte stellt Herr Prof. Salomon von der Martini-Klinik in Hamburg den Stellenwert der fokalen Therapie dar und erklärt, wer genau von dieser Therapie profitieren könnte.
Zusammenfassend lässt sich hervorheben, dass die moderne Urologie gut gerüstet für eine individualisierte Diagnostik und Therapie ist, um unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung zu bieten.

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude mit der aktuellen Ausgabe von SPECTRUM Urologie und verbleibe mit freundlichen, kollegialen Grüßen

Ihr

Nils Gilbert