Darmkrebs durch Vorsorgekoloskopie verhindern?

Da es sich bei einer Vorsorgekoloskopie um eine invasive Untersuchung an gesunden Individuen handelt, hat die Definition einer erfolgreichen, qualitativ hochwertigen Koloskopie einen besonderen Stellenwert.

Wann ist eine Vorsorgekoloskopie erfolgreich?
Die ersten randomisierten kontrollierten Studien zeigen, dass eine einmalige Sigmoidoskopie das Risiko, am Kolonkarzinom zu erkranken, um 31-33% und das Mortalitätsrisiko um 38-44% reduziert.1, 2
In Österreich wird die erste Vorsorgekoloskopie bei Patienten ohne positive Familienanamnese mit 50 Jahren empfohlen. Eine aktuelle Studie aus Österreich zeigt, dass bei Männern zwischen 50 und 55 Jahren das Risiko für Vorstufen und frühe Formen von Dickdarmkrebs (Adenome) doppelt so hoch ist wie bei gleichaltrigen Frauen. Das Adenom-Risiko ist bei 45- bis 50-jährigen Männern gleich hoch wie jenes bei um zehn Jahre älteren Frauen. Passend dazu zeigt die aktuelle Auswertung von Statistik Austria, dass Männer in Österreich doppelt so häufig an Darmkrebs erkranken und daran versterben als Frauen. Alle diese Aspekte unterstreichen die Notwendigkeit der Anpassung des Zuweisungsalters zur Vorsorgekoloskopie, um die Darmkrebs-Neuerkrankungen und die Mortalität bei den Männern zu senken.3 Weiters wurden Rauchen, Fettleber, hoher BMI und Diabetes mellitus II mit höherem Risiko für Adenome und Kolonkarzinom
assoziiert. 4, 5
Wichtig ist eine komplette Koloskopie (in Österreich wird in 95,6% der Vorsorgekoloskopien das Zökum erreicht) inkl. Dokumentation des Zökums sowie das Angebot der Sedoanalgesie (in Österreich bei 86,6% der Vorsorgekoloskopien).3
Die Adenom-Entdeckungsrate stellt ein wesentliches Qualitätsmerkmal für die Vorsorgekoloskopie dar. Das Risiko für das Auftreten eines Darmkarzinoms nach einer Vorsorgekoloskopie ist erhöht, wenn die Vorsorgeuntersuchung von einem Endoskopiker durchgeführt wurde, der im Rahmen des Qualitätsmanagementprogramms lediglich eine Adenom-Entdeckungsrate von < 20% erzielen konnte. Dieses Ergebnis unterstreicht die Schlüsselrolle der Adenom-Entdeckungsrate im Sinne einer kontinuierlichen Qualitätsoptimierung für Screening-Koloskopien6. Die durchschnittliche Adenom-Entdeckungsrate liegt insgesamt bei 19,8% in Österreich (24,9% bei Männern und 14,8% bei Frauen),3 was den internationalen Empfehlungen entspricht.7 Eine Rückzugszeit
von zumindest 6 Minuten beeinflusst die Adenom-Entdeckungsrate ebenfalls positiv.8
Die Polypektomie soll, falls es die Größe des Polypen erlaubt, im Rahmen derselben Untersuchung stattfinden, die kleinen Polypen sollen bereits beim Hinaufgehen entfernt werden, es sollen alle Polypen entfernt werden (Ausnahme kleiner als 3 mm und im Rektum), Polypen, die größer als 5 mm sind, sollen mit der Schlinge entfernt werden.9
Die Komplikationsraten sollen so niedrig wie möglich gehalten werden und sind in Österreich mit 0,3% der Vorsorgekoloskopien sehr niedrig.3
Für die Nachsorge nach Polypektomie existieren mehrere Guidelines. Die neueste ist die EU-Guideline, die die Patienten in 3 Risikogruppen unterteilt.9 Patienten mit niedrigem Risiko* sollen normalen Screening-Intervallen unterzogen werden. Patienten mit mittleren Risiko**: Nachsorge nach 3 Jahren. Patienten der Hochrisikogruppe*** sollen nach 1 Jahr nachuntersucht werden. Nachsorge soll bis zum 75. Lebensjahr erfolgen. Alle Nachsorgeintervalle sind nur dann gültig, wenn eine qualitativ hochwertige Koloskopie von einem erfahrenen Untersucher bei optimaler Vorbereitung durchgeführt wurde. Aus diesem Grund wurde bereits 2007 ein “Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge” eingeführt, das alle erwähnten Qualitätsaspekte beinhaltet, überprüft und den Teilnehmern hilft, die Qualität zu verbessern.

Die Liste aller zertifizierten Ärzte finden Sie unter:
www.krebshilfe.net bzw.
www.oeggh.at/zertifikat/


* Niedriges Risiko: 1-2 tubuläre
Adenome mit low-grade intraepithelialen Neoplasien (IEN) < 10 mm ** Mittleres
Risiko: 3-4 kleine tubuläre Adenome oder ≥
10mm/< 20 mm oder villöse
Komponente oder high-grade intraepitheliale Neoplasie (IEN) *** Zur
Hochrisikogruppe zählen Patienten mit 5 oder mehr kleinen Adenomen oder
zumindest einem Adenom ≥ 2 cm

1) Atkin W.S. et al., Lancet 2010 May 8; 375 (9726):1624-33
2) Segnan N. et al., J Natl Cancer Inst 2011 Sep 7; 103 (17):1310-22
3) Ferlitsch M. et al., JAMA 2011 Sep 28; 306 (12):1352-8
4) Stadlmayr A. et al., J Intern Med 2011 Jul; 270 (1):41-9
5) Hoffmeister M. et al., Clin Gastroenterol Hepatol 2010 Oct; 8(10):870-6
6) Kaminski M.F. et al., N Engl J Med 2010 May 13; 362 (19):1795-803
7) Rex D.K. et al., Gastrointest Endosc 2006 Apr; 63 (4 Suppl):S16-28
8) Barclay R.L. et al., N Engl J Med 2006 Dec 14; 355 (24):2533-41
9) European Guidelines for quality assurance in colorectal cancer screening and
diagnosis: screening.iarc.fr/doc/ND3210390ENC.pdf