Neuer Patienten-Lernzielkatalog „rheumatoide Arthrithis“: Rheuma-Patienten zu Experten machen

Univ.-Prof. Dr. Winfried Graninger, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz und Mitverfasser des Patienten-Lernzielkataloges, im Interview.

UNIVERSUM INNERE MEDIZIN: Herr Prof. Graninger, was war die Motivation, den vorliegenden Patienten-Lernzielkatalog zu erstellen?

Die vorliegende neue Broschüre ist Teil der internationalen Treat-to-Target-Initiative, die zum Ziel hat, alle Patienten mit rheumatoider Arthritis optimal zu behandeln und zu betreuen und dadurch eine Remission oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität zu erreichen. Dieser Lernzielkatalog soll den Betroffenen dazu verhelfen, Sicherheit im Umgang mit ihrer Erkrankung zu erlangen und die Ziele der Behandlung besser zu verstehen.

Wie kann dieses Verständnis gefördert werden?

Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Vermittlung von Grundlagenwissen zu Krankheitsursachen, Therapie und Krankheitsverlauf; dadurch kann unter anderem die Kommunikation mit allen in die Behandlung und Betreuung eingebundenen Personen optimiert werden.

In welcher Weise kann die vorliegende Broschüre die Patienten unterstützen?

Patienten, welche die Diagnose „Rheumatoide Arthritis“ erhalten, sind nicht nur mit Schmerzen und – bei fehlender oder unzureichender Behandlung – mit dem Verlust von Gelenksfunktionen konfrontiert, sondern auch mit einer ganzen Reihe von damit einhergehenden Sorgen und Unsicherheiten. Diese betreffen am häufigsten die zu erwartenden beruflichen und sozialen Einschränkungen aufgrund ihrer Erkrankung, andererseits die Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen der Therapien. Hier liefert der Lernzielkatalog wichtige Informationen.

Laut einer Befragung der in Österreich tätigen Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie (ÖGR) zur Umsetzung der Treat-to-Target-Initiative stellt fehlendes Informationsmaterial nur für 15 % der Ärzte ein Hindernis für eine zielorientierte Therapie dar. Was ist das Besondere an dieser neuen Broschüre?

Besonders daran ist, dass dieser Patienten-Lernzielkatalog von einem Arbeitskreis aus Rheumatologen und Rheumaschwestern in intensiver Zusammenarbeit mit betroffenen Patienten erarbeitet wurde und über eine reine „lehrbuchartige“ Faktensammlung hinausgeht. Die Broschüre ist im Frage-Antwort-Stil gehalten und behandelt und zielt – auch dank der Einbindung von Betroffenen – auf jene Aspekte ab, die die Patienten beschäftigen und verunsichern. So werden zahlreiche Fachbegriffe verständlich erklärt und z. T. illustriert, und es wird konkret auf die komplexe Symptomatik der rheumatoiden Arthritis, auf den Ablauf der Betreuung – von der Diagnosefindung über die Therapieoptionen und deren Wirkung bis hin zur Langzeitkontrolle – eingegangen. Darüber hinaus werden auch zahlreiche alltagsrelevante Belange, wie z. B. die Vergütung der Medikamente besprochen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!