ESC-Guidelines zur Herzinsuffizienz, die wichtigsten Neuerungen

Mit den aktuell vorliegenden Guidelines zur Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz hat die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) die mittlerweile 35. Guidelines zu unterschiedlichen Aspekten der Kardiologie veröffentlicht. Obwohl diese neuen Herzinsuffizienz-Guidelines rekordverdächtige 60 Seiten umfassen und mit 270 Literaturstellen referenziert sind, werden einige Aspekte nur angesprochen und keine definitive Empfehlung angeboten. Die aus meiner Sicht wichtigsten Neuerungen:

Als neuer Player bei Patienten mit Sinusrhythmus und hoher Herzfrequenz wurde meine persönliche „Lieblingssubstanz“ Ivabradin neu gelistet. Einen wichtigen Beitrag dazu hat die SHIFT-Studie geleistet, die allen Kritikern eindrucksvoll das Potenzial dieses Präparates demonstrieren konnte.
Das „alte“ Eplerenon kann den neuen Guidelines zufolge auch bei NYHA II und linksventrikulärer Dysfunktion (EF < 30 %) eingesetzt werden. Anhand meiner persönlichen Erfahrungen ist Eplerenon bei Herzinsuffizienz überlegen, Spironolakton hingegen bei Hypertonie.
Derzeit keine Bedeutung haben die Renininhibitoren, was auch im Fall von Kontraindikationen und Nebenwirkungen unter anderen RAS-Hemmern gilt.
Statine habe bei schwerer Herz­insuffizienz keine Bedeutung und können dann offenbar auch großzügig abgesetzt werden.

Enttäuschend ist die Neuauflage der Guide­lines wiederum in ihren Empfehlungen zur diastolischen Herzinsuffizienz – sowohl die Diagnostik als auch die Therapie betreffend. Allerdings war aufgrund der fehlenden neuen Literatur nicht mehr zu erwarten.

Ebenfalls wenig befriedigend ist die Darstellung der neuen Antikoagulantien, deren Daten nur gestreift werden.

In den Empfehlungen zum ganzheitlichen Management kommen körperliche Bewegung und Compliance-fördernde Maßnahmen etwas zu kurz – trotz ihrer großen Bedeutung in der Praxis. Vernachlässigt wird auch die Telemetrie, die durchaus Potenzial für die nahe Zukunft hat.