Ein Screening mittels fäkalen immunologischen Testes (FIT) oder Koloskopie bringt jeweils spezifische Vor- und Nachteile mit sich. Die Koloskopie überzeugt durch ihre hohe Sensitivität, auch für nichtfortgeschrittene Polypen, und ermöglicht bei unauffälligem Befund ein langes Intervall von 10 Jahren bis zur nächsten Untersuchung. Allerdings ist die Akzeptanz dieser Methode gering, was sich in niedrigen Teilnahmeraten widerspiegelt. Der FIT hingegen erzielt in Ländern mit organisiertem Screeningprogramm deutlich höhere Beteiligungsraten. Ein Nachteil des FIT liegt in der variablen Festlegung des Schwellenwertes, was die Sensitivität beeinflusst – sie bleibt jedoch stets unter jener der Koloskopie.
Erste Daten der spanischen COLONPREV-Studie haben nun das Screening mittels Endoskopie oder FIT verglichen. Ziel der Studie war es, die Nichtunterlegenheit des FIT im Vergleich zur Vorsorgekoloskopie, dem derzeitigen Goldstandard, zu untersuchen. Die spanische Forschungsgruppe konnte in Zusammenarbeit mit 15 Krankenhäusern eine beeindruckende Studienpopulation von 57.404 Personen im Alter von 50 bis 69 Jahren rekrutieren. Personen ohne familiäre oder persönliche Vorgeschichte eines kolorektalen Karzinoms (KRK) wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert, entweder zu einer einmaligen Koloskopie oder zu einem FIT alle zwei Jahre. Das primäre Ziel war die 10-Jahres-Mortalität durch kolorektale Karzinome; ein zentrales sekundäres Ziel war die 10-Jahres-Inzidenz. Nach 10 Jahren lag das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, bei 0,22 % in der Koloskopiegruppe und bei 0,24 % in der FIT-Gruppe – die Risikodifferenz betrug 0,02 %, womit die Nichtunterlegenheit des FIT belegt werden konnte.
Personen mit einer familiären Vorbelastung für ein KRK haben ein signifikant erhöhtes Erkrankungsrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Studien zeigen, dass diese Risikogruppe nicht nur häufiger, sondern auch in einem jüngeren Lebensalter an einem KRK erkrankt. Besonders entscheidend ist dabei die familiäre Konstellation: Das Risiko steigt je nach Anzahl betroffener Angehöriger, dem Verwandtschaftsgrad sowie dem Alter bei der Diagnose. Ein bedeutender Anteil der Neuerkrankungen – etwa 5 % – tritt bereits vor dem 50. Lebensjahr auf. Diese Erkenntnisse machen deutlich, dass ein altersunabhängiges, risikoadaptiertes Vorsorgekonzept erforderlich ist, das über die allgemeinen Empfehlungen zur Früherkennung hinausgeht.
Die österreichischen Empfehlungen sehen vor, dass Verwandte ersten Grades von KRK-Patient:innen bereits in einem Lebensalter untersucht werden sollten, das 10 Jahre unter demjenigen liegt, in dem bei dem/der Indexpatient:in das Karzinom diagnostiziert wurde. Zumindest sollte eine vollständige Koloskopie im 40. Lebensjahr erfolgen. Diese Empfehlung basiert auf der Erkenntnis, dass eine frühzeitige Diagnostik die Prognose erheblich verbessern kann.