Wenn nächtliches Wasserlassen zur Belastung wird

Besonders ältere Menschen leiden häufig unter Nykturie, die den Schlaf, das Wohlbefinden, die Sexualität, Stimmung und kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.1 Klinisch relevant ist das nächtliche Wasserlassen ab 2 oder mehr Episoden pro Nacht.2 Wichtig ist die Abgrenzung zu globaler Polyurie (≥ 3.000 ml/Tag) und nächtlicher Polyurie (NP).1

Ursachen und Abklärung

Die NP, definiert als übermäßige nächtliche Urinproduktion (über 20–33 % des 24-Stunden-Volumens, je nach Alter), ist die häufigste Ursache der Nykturie. Mögliche Auslöser sind u. a. Trinkverhalten sowie urologische, hormonelle, kardiovaskuläre oder schlafbezogene Störungen. NP tritt oft im Zusammenhang mit Grunderkrankungen wie Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, Schlafapnoe oder peripheren Ödemen auf. Eine genaue Diagnostik ist essenziell, um Nykturie-Typen (NP, verminderte Blasenkapazität, globale Polyurie) zu differenzieren und gezielt zu behandeln. Neben Anamnese und klinischer Untersuchung helfen Miktionstagebücher und Fragebögen bei der Abklärung.2

Behandlung

Zunächst stehen Lebensstilmaßnahmen im Vordergrund, etwa Flüssigkeitsreduktion am Abend. Bei unzureichender Wirkung kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein. Substanzen, die bei überaktiver Blase oder benigner Prostatahyperplasie eingesetzt werden, konnten zwar die Anzahl der nächtlichen Miktionen teilweise statistisch senken, der Effekt ist aber oft nur minimal. Bei NP ist eine antidiuretische Therapie zielführend: Desmopressin reduziert gezielt die nächtliche Urinproduktion.2 Das Vasopressin-Analogon hat sich auch bei älteren Menschen mit NP als wirksam und gut verträglich erwiesen.3 Angesichts der komplexen Pathophysiologie ist jedoch ein multidisziplinärer Ansatz empfehlenswert.2