Hämorrhoiden in der Schwangerschaft

Eine der häufigsten Diagnosen bei analen Beschwerden sind Hämorrhoiden. Die Bezeichnung stammt aus dem Griechischen und steht für die Wörter „Blut“ („haima“) und „fließen“ („rhoos“) – passend zu den oft unspezifischen Leitsymptomen wie anale Blutungen. Bis zu 70 % der Erwachsenen sind im Laufe ihres Lebens selbst von einem Hämorrhoidalleiden betroffen.1, 2

Klassifikation, Symptome und Ursachen

Hämorrhoiden sind bei allen Menschen vorhanden, es handelt sich dabei um blutgefüllte Pölster im distalen Rektum. Beschwerden können bei Vergrößerung dieser Kissen entstehen. Die klassischen Symptome sind unspezifisch. Üblicherweise treten Blutungen, Schwellung, Nässen sowie Juckreiz und Brennen auf. Schmerzen gehören nicht zum typischen Erscheinungsbild, können allerdings ein Symptom von begleitenden Thrombosen oder Fissuren sein.2

Die klassische Einteilung des Hämorrhoidalleidens erfolgt nach dem Schweregrad in vier Stadien. Bei Grad 1 liegen vergrößerte Hämorrhoiden vor, jedoch kein Prolaps. Bei Grad 2 gibt es bereits einen Prolaps beim Pressen während des Stuhlgangs, der sich jedoch spontan zurückbildet. Bildet sich der Prolaps nicht von allein zurück, sondern ist nur manuell in die ursprüngliche Lage überführbar, handelt es sich um Grad 3. Beim schwersten Stadium, Grad 4, ist der Prolaps irreponibel.3

Die Pathogenese der Hämorrhoiden ist bis heute nicht ganz geklärt, es existieren verschiedene Hypothesen. Die gängigste ist die Prolapstheorie: ein erhöhter in­traabdomineller Druck, beispielsweise durch starkes Pressen, führt zu einer Dehnung und Schädigung von Muskelfasern. Dadurch kommt es zum Prolaps und zur Vergrößerung sowie Schädigung des Schwellkörpers. Es wird vermutet, dass eine genetische Komponente Einfluss auf die Entstehung hat.1 Als mögliche Risikofaktoren gelten außerdem Übergewicht und falsche, nämlich ballaststoffarme Ernährung, starkes Pressen beim Stuhlgang, Obstipation ebenso wie Diarrhö sowie Schwangerschaft.3 Anale Beschwerden nehmen durch die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft zu, sie treten vor allem im dritten Trimester auf. Dazu zählen nicht nur Hämorrhoiden, sondern auch andere Krankheitsbilder wie Analvenenthrombosen oder -fissuren. Zusätzliche Risikofaktoren sind auch in der Schwangerschaft langes Pressen und Obstipation, außerdem ein hohes Geburtsgewicht des Kindes.2 Oft tritt ein Hämorrhoidalleiden in der Schwangerschaft erstmalig auf, meist handelt es sich um Hämorrhoiden 1. oder 2. Grades.4

Ballaststoffreiche Ernährung

Die Behandlungsmöglichkeiten der Hämorrhoiden richten sich vor allem nach dem Schweregrad und sind vielfältig: Sie reichen von konservativer Therapie über klassische operative Verfahren bis zu weiteren modernen Operationen, wie beispielsweise einer dopplergesteuerten Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur. Unter die konservativen Therapien fällt einerseits die Basistherapie, die auf eine richtige, ballaststoffreiche Ernährung abzielt, andererseits eine medikamentöse Behandlung sowie ambulante Eingriffe wie Sklerosierung und Gummibandligatur.

Wie zuvor erwähnt, ist die Pathogenese des Hämorrhoidalleidens zwar nicht vollständig geklärt – Ernährung, Defäkationsverhalten und Stuhlregulation dürften aber eine Rolle spielen. Aus diesem Grund sollten Betroffene auf den Nutzen von Ballaststoffen hingewiesen und zum Beispiel die Einnahme von Flohsamen empfohlen werden, um die Symptome zu lindern. Dabei ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Außerdem können allgemeine Tipps zum Defäkationsverhalten mitgegeben werden, wie das Vermeiden von Pressen und „längeren Sitzungen“.2 Auch die richtige Analhygiene spielt eine wichtige Rolle. Im Idealfall sollte nach dem Stuhlgang eine sorgfältige Reinigung mit Wasser erfolgen.5

Tipps in der Schwangerschaft

Diese allgemeinen Maßnahmen sind auch für Schwangere sehr gut geeignet, da Füll- und Quellstoffe wie Leinsamen, Weizenkleie und indische Flohsamenschalen unbedenklich eingesetzt werden können. Hier ist wieder eine ausreichende Trinkmenge zu beachten. Zur Vermeidung von Obstipation und des oft damit assoziierten starken Pressens beim Stuhlgang ­können schwangere Frauen außerdem auf moderate Bewegung hingewiesen werden – denn oft ist die körperliche Aktivität in der Schwangerschaft vermindert.6 Die Therapieempfehlungen in der Schwangerschaft sind somit vorrangig eine Basistherapie mit richtiger Ernährung, Bewegung, gegebenenfalls Quellstoffen sowie das Vermeiden von langem Sitzen auf der Toilette und starkem Pressen. Operative Maßnahmen sowie Sklerosierung und Gummibandligatur sind eher zu vermeiden und nur in Ausnahmefällen indiziert. Nach der Geburt bilden sich die Hämorrhoiden üblicherweise wieder zurück, meist innerhalb eines Zeitraumes von ungefähr 2 Monaten. Bleiben Beschwerden darüber hinaus bestehen, sollten die Hämorrhoiden ihrem Stadium entsprechend behandelt werden.4

Cremes und Zäpfchen

Begleitend zu den bereits erläuterten Therapiemaßnahmen steht Betroffenen außerdem eine Reihe an Salben, Cremes und Suppositorien zur Verfügung. Die topische Therapie kann die Symptomatik wie Juckreiz, Brennen und Schmerzen lindern und entzündungshemmend wirken. Es kommen vor allem steroidhaltige, lokalanästhetische und antiinflammatorische Substanzen zum Einsatz. Außerdem können Zinkpaste und Cremes mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, wie beispielsweise Rosskastanie, Ringelblüte und Weinlaub, verwendet werden. Auch Kamille wird aufgrund ihrer antiphlogistischen und wundheilungsfördernden Wirkung gerne angewendet, besonders bei Reizungen der Haut und Schleimhaut – nicht nur im Anal-, sondern auch im Genitalbereich.5, 7, 8


  1. Kronberger IE, Pathogenese des Hämorrhoidalleidens. coloproctology. 2018; 40:247–250
  2. S3-Leitlinie „Hämorrhoidalleiden“. 081-007
  3. Stiefelhagen P, Hämorrhoiden stadiengerecht behandeln. CME 2016; (4):20–21
  4. Herold A, Schiedeck T, Loch H, Manual der Koloproktologie, Band 1. Berlin, Boston: De Gruyter, 2019
  5. Kauer W, Proktologische Erkrankungen: Was Analhygiene, Diät und topische Therapie ausrichten. MMW Fortschr. Med. 2014; 156(3):59–61
  6. Embryotox, Obstipation
  7. Ell-Beiser H, Richtig verordnen: Heilpflanzen in der Schwangerschaft. DHZ Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift. 2017; 2:42–46
  8. van Rensen I, Drei klassische Heilpflanzen für die Haut: Virginische Zaubernuss, Ringelblume und Echte Kamille. Zeitschrift für Phyther 2010; 31:193–197