Vorsicht bei erkälteten Senioren

Grippale Infekte begleiten uns den ganzen Winter, die Symptomatik reicht von Schnupfen, Husten und Halsschmerzen bis hin zu Abgeschlagenheit, Kopf- und Muskelschmerzen. Nicht selten tritt gleichzeitig auch erhöhte Temperatur bzw. Fieber auf. Bei jüngeren Erwachsenen verläuft eine Erkältung meist komplikationslos und ist rasch auskuriert, bei Senioren ist schon auf Grund häufig bestehender chronischer Grunderkrankungen ein Arztbesuch anzuraten. Eine wichtige Rolle des Apothekers besteht nicht zuletzt darin, die erforderliche Arzneimittelgabe auf die Dauermedikation der Patienten abzustimmen.

Wechselwirkungen mit der Dauermedikation

Bei Schnupfen kommen zur Abschwellung der Nasenschleimhaut lokale α-Sympathomimetika wie Naphazolin, Oxymethazolin oder Xylomethazolin in Form von Nasentropfen oder -sprays zum Einsatz. Oxymethazolin hat ­außerdem antivirale Wirkung und soll somit die Schupfendauer verkürzen. Empfohlen wird eine maximale Anwendungsdauer von 10 Tagen, bei längerer Anwendung ist eine Schädigung des Flimmerepithels bzw. die Entstehung einer Rhinitis medicamentosa möglich. Lokale α-Sym­pathomimetika sind auch für Herz-Kreislauf-Patienten kein Problem. Insbesondere bei Hypertonie ist jedoch von sympathomimetikahältigen Kombinationspräparaten abzuraten.

Bei Fieber über 38,5°C empfiehlt sich die Gabe von antipyretisch wirksamen Arzneimitteln. Paracetamol kann auch von Senioren problemlos eingenommen werden, Wechselwirkungen sind praktisch auszuschließen. Arzneimittel mit zusätzlich antiphlogistischer Wirkkomponente wie z. B. Ibuprofen, Dexibuprofen oder Acetylsaliclysäure sind häufig bei Hals- bzw. Ohrenschmerzen erwünscht. Vorsicht geboten ist v. a. bei Asthmatikern, Magenproblemen oder eingeschränkter Nierentätigkeit. Auch eine bestehende antiphlogistische Dauertherapie (z. B. Rheumapatienten) ist zu berücksichtigen.

Husten ist nicht gleich Husten

Im Rahmen von Erkältungskrankheiten tritt sehr häufig akuter Husten auf. Ursache sind viral oder bakteriell bedingte Infekte, welche meist innerhalb von 3 Wochen wieder abklingen. Bei gleichzeitigem Auftreten von Fieber sollte zur genauen Diagnosestellung der Arzt aufgesucht werden. Husten kann jedoch auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten, eine genaue Abklärung ist daher v. a. bei älteren Patienten unbedingt erforderlich.

Ein akuter Husten kann – selten – beispielsweise durch eine Lungenembolie ausgelöst werden. Besteht die Hustensymptomatik länger als 3–4 Wochen, so spricht man bereits von chronischem Husten. Mögliche Ursachen sind pulmologische Erkrankungen, wie Asthma bronchiale, COPD, Lungenemphysem, Tumorerkankungen, aber auch Allergien, Sinusitis, Herzinsuffizienz oder gastroösophagaler Reflux. Bei trockenem chronischem Reizhusten ist auch an eine mögliche Arzneimittelnebenwirkung von ACE-Hemmern zu denken, die vermutlich durch eine Anreicherung von Bradykinin verursacht wird. Der Husten kann bereits kurz nach Therapiebeginn, aber auch erst nach mehrmonatiger Einnahme auftreten. Nach Absetzen des Arzneimittels bessern sich die Beschwerden rasch, können bei neuerlicher Einnahme aber wieder auftreten.

Für jeden Husten das richtige Arzneimittel

Um ein leichteres Abhusten des zähen Schleims zu ermöglichen, empfiehlt sich die Gabe von Expektoranzien bei produktivem Husten. Zu dieser Gruppe ist Acetylcystein zu zählen, dessen aktiver Metabolit Cystein eine Spaltung der Disulfidbrücken in den Proteinanteilen des Schleims bewirkt. Dadurch wird die Viskosität des Schleims herabgesetzt, ein leichteres Abhusten ist möglich. Einige Antibiotika müssen in einem mindestens zweistündigen Abstand zu ACC gegeben werden. Dazu zählen Penizlline, Cephalosporine, Aminoglykoside und Tetrazykline (Ausnahme: Doxycyclin). Ebenfalls sekretolytisch und sekretomotorisch wirken Bromhexin und sein aktiver Metabolit Ambroxol. Das Glycerinderivat Guaifenesin wirkt ebenfalls schleimlösend.

Auch bei älteren Patienten sind Phytopharmaka sehr beliebt. Zum Einsatz kommen ätheroleahältige Arzneipflanzen, wie etwa Thymian, Fenchel, Anis, Eukalyptus, Pfefferminze und verschiedene Pinus-Arten. Die ätherischen Öle zeigen gute sekretolytische Wirkung und sind Bestandteil zahlreicher Hustensäfte bzw. -tropfen. Gute expektorierende Wirkung haben saponinhältige Arzneipflanzen, wie z. B. Süßholzwurzel, Primelblüten und -wurzel, Königskerze, Brechwurzel und Senegawurzel.

Antitussiva sind bei trockenem Reizhusten indiziert und sind v. a. nachts sehr hilfreich. Codein bzw. sein partialsynthetisches Derivat Dihydrocodein wirken über einen zentralen Angriffspunkt im Hustenzentrum antitussiv. Das Opioid Dextrometorphan wirkt vorwiegend peripher und hat daher ein wesentlich geringeres Nebenwirkungspotenzial (keine analgetische und atemdepressive Komponente, keine Suchtgefahr) als Codein und Dihydrocodein. Zu den pflanzlichen Antitussiva zählen die Schleimdrogen Spitzwegerich, Eibisch, Huflattich, Isländisches Moos und Malve. Die Mucilaginosa wirken reizlindernd und schützen die angegriffene Schleimhaut. Zur Anwendung kommen Tee-Zubereitung, aber auch Hustensäfte und Lutschtabletten. Auch Efeu-Extrakt wirkt sehr gut hustenreizstillend und ist in verschiedenen oralen Arzneiformen im Handel.

Hausmittel richtig einsetzen

Gerade bei älteren PatientInnen sind Hausmittel sehr ­beliebt. Viele davon haben in der Volksmedizin lange ­Tradition und eignen sich sehr gut zur unterstützenden Behandlung. Gerne werden bei Erkältungskrankheiten ver­schiedene Arzneitees verwendet. Lindenblüten und Holunderblüten regen zum Schwitzen an – Vorsicht jedoch bei Hypertonie bzw. Kreislaufbeschwerden. Empfehlenswert sind weiters diverse Hustenteemischungen: Salbei und Eibisch eignen sich sehr gut bei Halsschmerzen. Gerne werden die Tees mit etwas Honig gesüßt, dem auch medizinische Wirkungen zugeschrieben werden. So gilt Honig u. a. als wirksame Maßnahme bei lästigem Hustenreiz. Diabetiker sollten davon jedoch Abstand nehmen. Inhalationen sind sowohl mit Arzneitees (z. B. Kamille), Aetherolea als auch mit Salzen möglich (Kochsalz, Meersalz etc.).

Das Immunsystem bei Senioren stärken

Nicht selten findet man bei älteren Patienten ein geschwächtes Immunsystem. Chronische Grunderkrankungen belasten den Körper, aber auch die Ernährungssituation vieler Senioren ist oft nicht optimal. Malnutrition durch eingeschränkten Appetit oder Schluckstörungen sowie Maldigestion führen zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Zur Deckung des notwendigen Nährstoffbedarfs können Zusatznahrungen angeboten werden, altersgerechte Vitamin- und Mineralstoffpräparate gleichen die Defizite in diesem Bereich aus. Die zusätzliche Gabe von Immunstimulanzien ist ebenfalls sehr hilfreich. Nicht zuletzt sollte auch auf die Bedeutung von Schutzimpfungen für Senioren hingewiesen werden. So schützen etwa die einmalige Pneumokokkenimpfung sowie die jährliche Impfung gegen Influenza vor komplikationsreichen und häufig lebensbedrohlichen Erkrankungen. Beide Impfungen werden ab dem 50. Lebensjahr empfohlen.