KONTEXT: Die Verabreichung von niedrig dosiertem Aspirin bei Diabetespatienten mit zumindest einem weiteren kardiovaskulären Risikofaktor ist seit Jahren verbreiteter Standard. Aufgrund der inkonsistenten Datenlage wird die Empfehlung aber zunehmend kontroversiell diskutiert.
KEY MESSAGES: Abhängig von Geschlecht, Komorbiditäten und eingesetzter Dosis weisen große Metaanalysen nur zum Teil auf eine signifikante Reduktion kardiovaskulärer Komplikationen durch Aspirin hin. Aspirinresistenz scheint die Effekte der Thrombozytenaggregationshemmung bei Diabetikern überproportional zu limitieren. Den potenziellen positiven Effekten einer niedrig dosierten Aspirintherapie steht ein nicht zu vernachlässigendes Blutungsrisiko gegebenüber, sodass das Risiko-Nutzen-Verhältnis individuell erhoben werden muss.
BEDEUTUNG FÜR DIE PRAXIS: Für eine generelle Empfehlung zur Verabreichung von Aspirin bei Patienten mit Diabetes gibt es keine Evidenz. Bei Diabetikern mit hohem kardiovaskulärem Risiko ist die Aspirintherapie in niedriger Dosierung aber weiterhin zu empfehlen.