„Datenökonomie darf nicht über allem stehen!“

„Grundsätzlich sind wir Ärzt:innen sehr für Digitalisierung im Gesundheitsbereich, nämlich dort, wo es zu Verbesserungen der Versorgung führt. Uns ist besonders wichtig, dass beim EHDS die Gesundheitsversorgung, der Datenschutz und die Grundrechte der Bürger:innen weiterhin Vorrang gegenüber einer Datenökonomie haben“, erklärt Dr. Alexander Moussa, e-health-Referent der ÖAK und niedergelassener Allgemeinmediziner. Grundsätzlich ist auch er der Meinung, dass die erhobenen Gesundheitsdaten sinnvoll eingesetzt werden sollten und begrüßt daher die Überlegungen im Rahmen des EHDS. Doch müsse, so Moussa, die Finanzierung der diversen geplanten Projekte im Rahmen des EHDS gewährleistet sein und der Zeitraumen auch auf nationaler Ebene realistisch sein.

Bezüglich Sekundärdatennutzen sei eine Regelung des Zugangs von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesundheitspolitik unter Berücksichtigung von Datenschutz und Grundrechten umzusetzen, so Moussa weiter, derzeit sei aber noch unklar, wer das in Österreich abwickeln werde. „Als Zugangsstellen für Gesundheitsdaten sollen Health Data Access Bodies fungieren und es ist darauf zu achten, dass diese Zugangsstelle in Österreich in einer neutralen Organisation verortet ist“, betont er.

Eine große Herausforderung sieht Moussa in der Vielzahl an Datenquellen: „In unseren Augen wäre eine sichere Lösung, standardisierte Datensätze über ELGA zu generieren. Daher würden wir uns mehr finanzielle Mittel für ELGA wünschen. Derzeit hat ELGA beispielsweise keine eigene Oberfläche, sondern wird in unterschiedliche Systeme eingespielt und weist dort unterschiedliche Interfaces auf – das sollte adaptiert werden.“ Er wünscht sich, dass bestehende Systeme für den EHDS aufgegriffen bzw. weiterentwickelt werden: „Für elektronischen Verschreibungen beispielsweise sollte das bestehende e-Rezept in Österreich genutzt werden. Für Bilder und Befunde existiert bereits ein funktionierendes Konzept der ELGA GmbH, bei dem die Finanzierung geklärt ist und daher Infrastruktur und Software ausgerollt werden sollte.“


„Die österreichischen Ärzt:innen sehen die Notwendigkeit von digitalen Prozessen im Gesundheitswesen und sind bereit zur Veränderung.“

Interview mit Dr. Alexander Moussa,
Leiter des Referats „e-Health in Ordinationen“ der Österreichischen Ärztekammer


Zudem fordert Moussa, dass die prognostizierten Einsparungen, die laut EU durch den EHDS erreicht werden können, auch wirklich wieder ins Gesundheitswesen investiert werden, zum Beispiel indem mehr Geld für Forschung und Innovationen zur Verfügung gestellt wird.

Abschließend betont er: „Die österreichischen Ärzt:innen sehen die Notwendigkeit von digitalen Prozessen im Gesundheitswesen und sind bereit zur Veränderung. Da wir die Professionalist:innen des Gesundheitssystems sind, müssen wir in die Gestaltung dieser Prozesse eingebunden werden – das gilt auch für die Umsetzung des EHDS in Österreich.“

Nähere Informationen finden Sie im Positionspapier der ÖGTelemed: www.oegtelemed.at/publikationen