Ergebnisse einer Metaanalyse – Vaginalsonographische Diagnostik der tief infiltrierenden Darmendometriose

Ein mögliches Fortschreiten der Erkrankung und die damit verbundene körperliche und psychische Belas – tung der Patientinnen sind Folgeerscheinungen, welche durch eine frühzeitige und effiziente präoperative Abklärung möglicherweise vermeidbar wären.

Diagnostik der tief infiltrierenden Endometriose

Eine fortgeschrittene, d. h. das Peritoneum überschreitende und in die darunter liegenden Gewebsschichten einwachsende, tief infiltrierende Endometriose (TIE) mit Beteiligung des Septum rectovaginale, der Scheide oder des Rektosigmoids kann bei bis zu 20 % aller Endometriosepatientinnen nachgewiesen werden, besonders diese Formen der Erkrankung sind mit einer hohen Morbidität vergesellschaftet. Klassische Symptome sind Dys- und/oder Hämatochezie, ausgeprägte Dyspareunie und Dysmenorrhö.

Die Hälfte der Läsionen entgeht der bimanuellen Untersuchung: Obwohl manche Endometrioseknoten des Septum rectovaginale und des Rektosigmoids in Rahmen der klassischen bimanuellen Untersuchung diagnostiziert werden können, zeigen rezente Untersuchungen, dass über 50 % der Läsionen nicht tastbar sind und dem Untersucher verborgen bleiben. Durch den zusätzlichen Einsatz der Transvaginalsonographie (TVS) und der detaillierten Darstellung des Rektosigmoids kann die Detektionrate tief infiltrierender Darmendometrioseherde wesentlich gesteigert werden. Zwingende Vorbedingung für die Anwendung der TVS ist die Kenntnis der normalen als auch pathologisch veränderten Sonoanatomie des Enddarms. Wie in Abb. 1 dargestellt, lassen sich Muskularis, Submukosa und Mukosa in der Regel als echoarme und echoreiche Linien abbilden. Die tief infiltrierende Endometriose (TIE) des Rektosigmoids führt typischerweise zu einer Störung dieser Struktur im Sinne einer deutlichen echoarmen Verbreiterung des Muskularisechos als sonographisches Korrelat bei Beteiligung dieser Gewebsschicht (Abb. 1, 2).

Metaanalyse zur Treffsicherheit der Vaginalsonographie

Die Aussagekraft dieser vaginalsonographischen Kriterien in Bezug auf die histologisch verifizierte Prävalenz und die Ausdehnung der Darmendometriose wurde durch die Autoren erstmalig im Rahmen einer Metaanalyse untersucht. Nach Anwendung definierter Suchkriterien wurden primär 188 Studien zum Thema Sonographie und Endometriose evaluiert (Medline [1966–2010]) und Embase [1980–2010]). Weiter eingeschlossen wurden 50 Arbeiten, welche die diagnostische Aussagekraft der TVS durch einen erfahrenen Untersucher im Bezug auf TIE evaluierten. Nach dem (alleinigen) Einschluss prospektiver Studien und dem Vorhandensein einer histologischen Verifizierung der Darmendometriose als Goldstandard-Test wurden schließlich 10 Publikationen (1.106 Patientinnen) mittels Anwendung der QUADAS-Kriterien zur qualitativen Beurteilung von diagnostischen Tests sowie den Qualitätskriterien von Moore et al. evaluiert (Tab. 1).

Ergebnisse: Die Prävalenz der Darmendometriose betrug 47 % im Gesamtkollektiv bzw. 520 Patientinnen mit histologisch verifizierter TIE des Rektosigmoids. Durch die Anwendung einer Berechnungsmethode zur gesammelten Analyse aller Variablen zeigte die Anwendung der TVS eine Gesamtensitivität von 91 % und eine Gesamtspezifität von 98 %. Die „gepoolte“ positive LHR (= Likelihood-Ratio) betrug 30,36; die negative LHR 0,09 – Werte, welche die hohe Aussagekraft des Tests (TVS) wieder – geben (Tab. 2).

FAZIT: Tief infiltrierende Endometriose mit Darmbeteiligung ist bei bis zu 20 % aller Endometriosepatientinnen zu diagnostizieren. Die Anwendung der TVS und Darstellung des Rektosigmoids durch einen geschulten Untersucher erlaubt bereits in der gynäkologischen Praxis die Diagnose der Darmendometriose mit einer Sensitivität und Spezifität von 91 % bzw. 98 %. Die räumliche Ausdehnung und Größe der TIE wie auch der Abstand zur Analregion sind sonographisch gut messbar und für die weitere Planung einer möglichen operativen Strategie hinsichtlich einer „Scheiben“- bzw. „Disc“-Resektion oder Segmentresektion von erheblicher Bedeutung. Eine Verkürzung des Symptom-Diagnose- Therapie-Intervalls durch frühzeitige Erkennung und adäquate Behandlung kann den Krankheitsverlauf und somit die Lebensqualität der betroffenen Patientinnen wesentlich beeinflussen.

Literatur beim Verfasser