Was tun, wenn die Regel schmerzt?


Die Dysmenorrhö ist eine häufige gyn­äkologische Erkrankung der jungen Frau, die zu einer beträchtlichen Einschränkung im Alltag und zu Ausfällen im Berufsleben führen kann. Die Prävalenz variiert aufgrund nicht einheitlicher Diagnosekriterien von 55–93 % (Proktor et al., 2006).

Pathogenese

Es wird zwischen primärer und sekundärer Dysmenorrhö unterschieden.
Die primäre Dysmenorrhö ist durch das Auftreten im ersten Jahr nach der Menarche gekennzeichnet, sobald ovulatorische Zyklen vorliegen.
Der sekundären Dysmenorrhö liegt eine organische Grunderkrankung wie zum Beispiel Endometriose, Infektionskrankheiten, Myome u.a. zugrunde. Es ist derzeit unklar, ob Mädchen mit einer primären Dysmenorrhö ein erhöhtes Risiko für das spätere Auftreten einer Endometriose haben. Somit wäre die Unterscheidung in primäre und sekundäre Dysmenorrhö kritisch zu diskutieren.
Pathogenetisch liegt der primären Dysmenorrhö eine Überproduktion uteriner Prostaglandine zugrunde. Diese stimulieren myometriale Kontraktionen, wodurch eine Ischämie entsteht, die zur Schmerzsymptomatik führt.
Die Datenlage hinsichtlich Risikofaktoren wie beispielsweise Alkohol, Rauchen, Menarchealter, Stress und Übergewicht ist widersprüchlich. Obwohl weithin angenommen, ist es nicht geklärt, ob die Geburt eines Kindes zur postpartalen Verbesserung der Symptome führt.
Zunehmend wird die Dysmenorrhö als chronischer Schmerzzustand betrachtet und erforscht.

Therapie

Nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAR), die bei Bedarf während der Menstruation angewandt werden, stehen therapeutisch an erster Stelle. Eine effiziente Wirksamkeit zur Verbesserung der Schmerzsymptomatik sowie eine Überlegenheit von NSAR gegenüber Placebo konnte in Metaanalysen gezeigt werden.Von der Verwendung von COX-2-Hemmern sollte aufgrund der schwerwiegenden kardiovaskulären Nebenwirkungen abgesehen werden, auch wenn eine gute Wirksamkeit bei Dysmenorrhö gezeigt werden konnte (Zahradnik et al., 2010). 


Hormonelle Kontrazeptiva stellen bei Therapieversagen oder bei zusätzlichem Wunsch nach Kontrazeption eine weitere Therapieoption dar. Die Datenlage war bisher relativ begrenzt. In einer Cochrane-Analyse von 2009 erfüllten nur 10 Studien die Einschlusskriterien, von denen 4 aus den 1960er- und 1970er-Jahren stammen, in denen Pillenpräparate in anderen Zusammensetzungen und höheren Östradioldosierungen verwendet wurden. In dieser Metaanalyse konnte eine Verbesserung der Schmerzsymptomatik durch orale Kontrazeptiva gezeigt werden.

In den letzten Jahren wurden zunehmend gute Studien zu diesem Thema veröffentlicht: Harada et al. (2011) führten eine placebokontrollierte randomisierte Studie mit 115 Teilnehmerinnen durch, die über 4 Zyklen mit einem oralen Kontrazeptivum behandelt wurden. Es zeigten sich signifikant reduzierte Scorewerte in der visuellen Analogskala sowie Dysmenorrhö-Scores. In einer longitudinalen Fall-Kontroll-Studie untersuchten Lindh et al. (2012) die Effekte oraler Kontrazeptiva in Abhängigkeit vom Alter der Patientin und im zeitlichen Verlauf. Jeweils 19- jährige Frauen wurden 1981, 1991 und 2001 und jeweils 5 Jahre später mithilfe von Fragebögen befragt. Unter Einnahme der Pille, mit höherem Alter und nach Geburt eines Kindes lagen niedrigere Schmerzscores vor.
Dmitrovic et al. veröffentlichten im Juni 2012 eine kleine Studie mit 29 Frauen, die die Wirkung zyklischer versus kontinuierlich verabreichter oraler Kontrazeptiva miteinander verglich. Es zeigte sich jeweils eine signifikante Schmerzreduktion; tendenziell zeigte sich eine bessere Wirksamkeit der kontinuierlichen Gabe.
Der Langzyklus zur Vermeidung von Blutungen und somit der Dysmenorrhö ist zu empfehlen.

Bei Therapieresistenz oder Kontraindikationen können weitere Therapieverfahren in Betracht gezogen werden. Hervorzuheben sind aufgrund erster positiver Studienergebnisse die transkutane Nervenstimulation, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B6 und Toki-shakuyaku-san. Ein Benefit operativer Verfahren hat sich nicht bestätigt.

FAZIT: Die Datenlage insbesondere im Hinblick auf Therapie und Prävalenz ist derzeit nicht ausreichend. Methodisch gute Studien zur Effizienz von oralen Kontrazeptiva, NSAR und alternativen Therapieformen sollten in ihrer Durchführung unterstützt werden.

Literatur bei der Verfasserin