Hintergrund: ENZAMET in der Plenary Session als Late Breaking Abstract (LBA2)

In der Plenary Session wurden insgesamt 4 Late Breaking Abstracts präsentiert. Christopher Sweeney, Lank Center for Genitourinary Oncology, Dana-Faber Cancer Institute, Boston, MA, stellte mit dem Late Breaking Abstract Nummer 2 die bereits erwartete Interimsanalyse der ENZAMET-Studie vor. Sweeney: „Ärzte und Prostatakarzinom-Patienten haben nun im mHSCP-Setting mit Enzalutamid eine neue Therapieoption“.

Bei ENZAMET handelt es sich um eine akademische Studie unter der Leitung der Australian and New Zealand Urogenital and Prostate (ANZUP) Cancer Trials Group. Weltweit arbeiteten 83 Institutionen zusammen.

Zu wissen: Im Setting des metastasierten, hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC) war bis 2014 die Testosteronsuppression +/- Antiandrogen die einzige Therapieoption. Zwei Substanzen, die bereits im Setting des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (CRPC) einen Überlebensvorteil bewirkten, führten auch zu Verbesserungen im Gesamtüberleben beim mHSPC, zum einen Docetaxel und zum anderen Abirateron. Ebenso führte Enzalutamid, ein potenter Androgenrezeptor-Inhibitor, zu einem Überlebensvorteil beim CRPC.
Wie sieht die Situation im mHSPC-Setting aus?

  • In der ARCHES-Studie verlängerte Enzalutamid das radiographische progressionsfreie Überleben (rPFS) +/- vorangegangener Docetaxel-Therapie
  • In der TITAN-Studie verlängerte Apalutamid das rPFS und auch das Gesamtüberleben.
  • ENZAMET: Bei ENZAMET handelt es sich um die erste mHSPC-Studie, in der der Daten zum Gesamtüberleben von Enzalutamid + Testosteronsubstitution generiert werden, ebenso wie um Outcome-Daten, wenn Patienten gleichzeitig Docetaxel erhalten.

 

ENZAMET/Studiendesign

Patienten wurden stratifiziert nach Metastasenlast (high- oder low-Volume). Als „high-volume“ galt eine viszerale Metastasierung und/oder das Vorhandensein von ≥ 4 ossären Metastasen inklusive einer Metastase außerhalb des knöchernen Beckens/der Wirbelsäule, geplante, frühzeitige Docetaxel-Gabe (ja/nein), ECOG-PS 0-1 vs. 2, antiresorptive Therapie (ja/nein), Komorbiditäten und Studienort.
1.125 Patienten wurden 1:1 randomisiert in ARM A (n=562), in dem die Patienten eine Testosteronsupression + Standard-Antiandrogene erhielten oder Arm B (n=563), in der die Patienten zusätzliche zur Testosteronsuppression Enzalutamid erhielten (160mg/d). Alle 12 Wochen erfolgte eine Evaluierung.

Patientencharakteristika: Die Patientencharakteristika waren in beiden Gruppen ähnlich. In der Enzalutamid-Gruppe hatten 45% eine zeitgleiche Docetaxel-Therapie, 52% hatten eine high-Volume-Erkrankung; nahezu gleich waren die Prozentsätze im Vergleichsarm (44%; 53%).

Ergebnisse: Die Daten wurde in der tagesaktuellen News von Dr. Hübner bereits vorgestellt: Die Studie erreichte den primären Endpunkt des Gesamtüberlebens:
80% der Patienten im Enzalutamid+Arm waren nach drei Jahren noch am Leben, verglichen mit 72% im Antiandrogen-Arm (HR 0,67; p=0,002).  Auch die sekundären Endpunkte des PFS (PCWG2) wurden erreicht. Im Vergleich zum Antiandrogen-Arm reduzierte Enzalutamid die Zeit bis zur Progression um 60% (p<0,001).

 Details:

  • Die Verlängerung des Gesamtüberlebens unter Enzalutamid war am augenfälligsten bei Patienten ohne Docetaxel-Therapie.
  • Von jenen Patienten, die Enzalutamid ohne Docetaxel erhielten, waren nach drei Jahren noch 83% am Leben, verglichen mit 70% unter Antiandrogen-Therapie.
  • Besonders profitierten Patienten mit geringer Metastasenlast von Enzalutamid; 90% waren nach drei Jahren noch am Leben; verglichen mit 71% bei hoher Metastasenlast. Im Antiandrogen-Arm waren die Prozentsätze in Abhängigkeit der Metastasenlast niedriger: 82%, 64%).
  • Ein Blick gilt es auf die Nebenwirkungen zu werfen. Erwartungsgemäß waren diese unter Enzalutamid starker ausgeprägt als im Vergleichsarm. Ebenso erhöhte Enzalutamid die auf Docetaxel zurückzuführende Toxizität.

Next steps: Die Ergebnisse der ENZAMET-Studie werden nun in Zusammenschau mit den Ergebnissen ähnlicher Studien analysiert, damit soll ein Datenset mit über 10.000 Patienten erstellt werden. Es soll damit ein umfassender Vergleich zwischen verschiedenen Substanzen gezogen werden. Noch ist offen, welche spezifische Patientengruppe von welcher Substanz besonders profitiert. An dieser Stelle sei auf das Video-Statement von Prof. Gero Kramer zur TITAN-Studie verwiesen.

Die Studie wurde zeitgleich im Fachjournal New England Journal of Medicine publiziert.

 

Weitere Beiträge:
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