Neue Freiheit oder ewiges Risiko: Hast du das Zeug zur Praxisinhaber:in?

Gibt es so etwas wie eine Unternehmerpersönlichkeit und wenn ja, habe ich sie?

Das fragen sich wohl viele, die über den Schritt in die Selbständigkeit und damit oft über eine Praxisgründung nachdenken. Hier ist ein erster Leitfaden für notwendige Voraussetzungen und die 10 wichtigsten Fragen, die dir helfen sollen einen Überblick zu bekommen.

Deine Persönlichkeit und Einstellung

„Was nicht angefangen ist, wird niemals fertig werden.“
(Johann Wolfgang von Goethe)

Ein Unternehmen zu gründen, bedeutet einen Schritt in unsicheres Terrain zu wagen. Unsicher zu sein, Fragen zu haben, vielleicht sogar die eine oder andere schlaflose Nacht in Gedanken zu verbringen, heißt noch lange nicht, dass man dafür nicht geeignet wäre. Man sollte sich aber so weit mit diesem Neuland arrangieren können, dass man handlungsfähig bleibt.

Fragen, die man sich stellen kann sind:

  • Wie habe ich Herausforderungen bisher gemeistert? Kann ich auf diesen Erfahrungen aufbauen?
  • Wie gut bin ich darin fehlende Expertise selbst aufzubauen oder Partner zu finden, die mich unterstützen?
  • Wie gut bin ich darin eine Idee einfach und klar zu beschreiben, so dass andere mein Anliegen verstehen und ich sie begeistern kann?
  • Wie gehe ich mit Situationen um in denen viele Entscheidungen getroffen werden müssen? Komme ich voran oder lähmen mich solche Umstände?

Eine sehr generelle Frage ist auch, ob man eher der „Glas halbvoll“ oder der „Glas halbleer“ Typ ist. Oder mit anderen Worten: Hast du Zuversicht, dass sich Dinge schon lösen werden lassen, oder bist du erst einmal skeptisch und abwartend?

Alle diese Fragen lassen sich weder einfach mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten, aber sie helfen die Vergangenheit zu reflektieren und darüber nachzudenken, wie man aus den bisherigen Erfahrungen heraus in der Rolle einer Unternehmer:in starten würde.
Eine generell positive Einstellung ist jedenfalls hilfreich. Immer wieder hört man den Begriff „Winner Mindset“ und ein solches bringt viele Vorteile mit sich.

Für weitere Überlegungen zur dir und deiner Persönlichkeit findest du in dieser 10-Punkte Checkliste: Selbsttest – bist du eine Unternehmerpersönlichkeit?

Ressourcen: Zeit & Geld

Die sogenannten Erfolge über Nacht sind meistens eine Illusion. Auch wenn sich solche Geschichten immer gut verkaufen, so sieht man bei näherer Betrachtung, dass meistens jahrelange Arbeit dahintersteht, dass oftmals Rückschläge voraus gingen und, dass das Erfolgsprodukt vielleicht sehr anders aussieht als die ursprüngliche Idee.
Auch im Gesundheitsbereich liegen die Dinge nicht anders: jahrelange Ausbildung, kosten- und zeitintensive Zertifizierungen, Schulungen etc. legen den Grundstein dafür ein robustes und gut differenziertes Angebot schaffen zu können. Dafür braucht es die Bereitschaft zu investieren, Zeit und Geld und auch die Ressourcen und Unterstützung dies tun zu können. Überlege dir ob du jetzt bereit wärst diese Extra-Meile zu gehen?
Corona ist natürlich eine eigene Frage für sich, daher haben wir diesem Thema einen weiteren Beitrag gewidmet: Gründen in Zeiten von Corona – alles anders als geplant 

Unternehmerisches Geschick

Erfolg entsteht wo ein Angebot den Bedarf deckt und man spricht von unternehmerischem Gespür bei Leuten, die solche Chancen wittern und Bedürfnisse erahnen.
Dabei darf man aber vor allem eines nicht: ein schlechtes Gewissen haben für seine Leistung auch Geld zu verlangen. Denn am Ende des Tages muss das Einkommen auch den Lebensunterhalt finanzieren. Die eigene Arbeitsleistung also 1:1 in wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen sollte keine Kopfschmerzen bereiten.

Eine große Hilfe ist es auch mit Gründer:innen zu sprechen, ihre Frustrationen und Herausforderungen zu hören und was ihnen Spaß macht und sie anspornt. Solch ein Austausch sollte jedenfalls Teil deiner Überlegungen sein. Vielleicht möchtest du sogar zu zweit gründen? Als Team fallen viele Dinger leichter und Risiko aber auch Erfolg werden geteilt. Auch diesem Thema haben wir bereits einen Artikel gewidmet, hier geht’s zum Beitrag: Gemeinsam ist man weniger alleine

Ein weiterer Ansatz ist auch eine kleine Simulation zu planen: Überlege konkrete Schritte Deiner Gründung:

  • Wer sind meine idealen PatientInnen?
  • Was möchte ich in meiner Ordination anbieten?
  • Was macht mein Angebot einzigartig?
  • Wie beschreibe ich mein Unternehmen in einem Satz und so, dass es auch meine betagte Oma versteht?

Wie fühlt sich diese Übung an? Richtig, oder falsch? Dein Bauchgefühl sollte dich jedenfalls bei deiner Entscheidungsfindung unterstützen.

Eine eigenen Praxis ist dein großes Ziel? Dann schau für weitere wertvolle Tipps in unserer Rubrik “Gründung” vorbei.

Redaktion: Dr. Roman Fleischhackl