Welches Fach passt zu mir? – Eine Entscheidungshilfe!

Es gibt nur wenige Berufsausbildungen mit einer solchen Breite an Möglichkeiten, wie das beim Medizinstudium der Fall ist. Und genau das macht es spannend und schwierig zugleich die richtige Entscheidung zu treffen. In diesem Artikel biete ich dir Hilfestellungen an, wie du die Entscheidungsfindung vorbereitest und es dir leichter machst, den für dich besten Weg einzuschlagen.

„Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen durchzuführen, als beständig nach vollkommenen Entscheidungen zu suchen, die es niemals geben wird.“

– Charles de Gaulle

Erster Schritt: Die Schnittmenge aus zwei Bereichen definieren, aber mache dich nicht verrückt!

Um das für dich richtige Fach zu identifizieren, müssen zwei Dinge bekannt sein:

  • Du selbst: wie du tickst, was du magst, was du ablehnst, was dich erfüllt, was dich abstößt
  • Das Fach: Arbeitsumgebung, Hilfsmittel, Routinetätigkeiten, häufige Herausforderungen etc.

Weißt du wie groß die Schnittmenge dieser beiden Bereiche ist kannst du beurteilen, ob eine Facharztausbildung tatsächlich zu deinem Traumjob führen kann, oder ob sie in eine berufliche Extraschleife führt.
Und keine Sorge vor „Fehlentscheidungen“, ein Karriereweg ist weder eine gerade Autobahn noch eine Einbahnstraße. Vielmehr schlängelt sich dein Pfad in der Regel mal bergauf, mal bergab. Es gibt immer wieder Abzweigungen und hier entscheidet sich wie rasch du an dein Ziel kommst. Hast du eine vermeintlich falsche Richtung eingeschlagen oder entpuppt sich die erhoffte Abkürzung als Umweg, so kann man immer noch korrigieren. Dann hat man zwar vielleicht etwas mehr Zeit investiert als nötig, aber bekanntlich erhöhen Umwege auch die Ortskenntnis. Also kein Stress mit deiner Wahl.
Falsche Entscheidungen gibt es fast nie! Es mag aber eine Zeit dauern, bis du beruflich wirklich ankommst. Somit lohnt es sich auch, deinen Weg gut zu planen.

 Zweiter Schritt: Was wirst du an deinem zukünftigen Beruf lieben?

Um für dich geeignete Fächer zu identifizieren, musst du zuerst wissen, was du wirklich an deinem Traumberuf lieben wirst. Was ihn für dich ausmacht. Immerhin wirst du Jahre in der Ausbildung verbringen und noch viel länger danach. Löse dich also von einschränkenden Gedanken rund um Zweifel, ob du Dinge kannst, ob es dort Stellen gibt, oder ob du vielleicht gerade vor einer Bewerbung für eine Stelle stehst, die du aber eigentlich nicht wirklich willst, du aber deine Unterlagen planst einzureichen, weil es eben diese Vakanz gerade gibt.
Starte mit deinem Idealziel, faule Kompromisse führen meist nicht zur beruflichen Erfüllung:

  • Was liebst du an deinem zukünftigen Traumjob/deinem Traumfach?
  • Was wird dich langfristig glücklich machen?
  • Wovon möchtest du mehr haben? Wovon weniger?
  • Was muss jedenfalls erfüllt sein? Was darf auf keinen Fall passieren?
  • Was möchtest du beruflich gerne erreichen?

Mit diesen Fragen fällt es leichter dein Ziel zu definieren. Mache dich frei vom derzeitigen Angebot, von temporären Bedingungen, wie Einzelpersonen oder von Annahmen oder Spekulationen.

Hier findest du eine Grafik, das Ikigai deines Traumjobs. Verwende dieses Bild dafür dir weitere Gedanken darüber zu machen, was du gerne tust und was auch entlohnt wird.

Dritter Schritt: Was macht ein Fach aus?

  • Arbeite ich oft und vielleicht sehr nahe an PatientInnen? Bin ich Teil eines Teams?
  • Benötige ich eventuell aufwändige technische Geräte und muss ich daher mit Technik gut umgehen können?
  • Handelt es sich um eher chronische Erkrankungen und PatientInnen bleiben mir lange erhalten, oder möchte ich mich akut um rasche Problemlösung bemühen?
  • Braucht es von mir Detailgenauigkeit, oder ist es meine Rolle rasch Überblick zu erlangen und grobe Entscheidungen zu treffen?

Neben fachlichen Aspekten rund um die Medizin, das Organsystem und den vorwiegenden Fokus eines Faches gibt es noch zusätzliche Aspekte zu beachten. Einige Fragen dazu sind oben angeführt.
Es gibt aber noch viel mehr:
– Familientauglichkeit?
– Kann die Tätigkeit nur im Spital ausgeübt werden, oder auch im niedergelassenen Bereich?
– Möchtest du ältere Menschen betreuen, oder vielleicht Kinder?

Bewerte auch diese Faktoren und hole Informationen von Menschen ein, die in deinem Wunschbereich arbeiten. Ihre Erfahrungen und die Eindrücke von ihrem beruflichen Alltag können dir helfen das Fach besser zu verstehen.
Sieh dir auch diese Aspekte an:
– Welche Hobbies haben sie, gibt es Zeit für Ausgleich?
– Was belastet sie?

Ihre Beispiele können Dir sehr helfen zu testen, ob du dich in ein paar Jahren an ihrer Stelle sehen kannst.

Plane also nicht für jetzt, oder die nächsten zwei/drei Jahre. Die Wahl des Faches hat einen weiteren Zeithorizont. Hast du eine erste Auswahl getroffen, dann schlafe ruhig noch ein paar Nächte darüber. Nimm dir Zeit, um zu testen, wie sich deine Wahl auch noch in ein paar Wochen anfühlt.

Gutes Gefühl? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Start! Viel Erfolg!

Erfahrungsberichte aus verschiedenen Fächern findest du hier:

Pathologie mit Profil. Was das Fach bietet 
Neue Struktur und mehr Vielfalt in der Pulmologie 
Der Weg in die Anästhesie 
Amtsarzt: im Dienst der öffentlichen Gesundheit
Einblicke in das Fach Neurologie
Als Landarzt im Waldviertel
Vielseitig und herausfordernd – Traumberuf Hausarzt
Warum Pathologen nicht nur obduzieren
Pädiatrie: Ich bin nicht nur Primärversorger 

 

Redaktion: Dr. Roman Fleischhackl