Ärztekammer fordert Polizeischutz für bedrohte Mediziner

(c) Bernhard-Noll

Immer mehr Ärztinnen und Ärzte werden wegen ihres öffentlichen Eintretens für die Corona-Schutzimpfung von Impfgegnern bedroht. Die Ärztekammer fordert nun Maßnahmen bis hin zu Polizeischutz.

„Wir erhalten täglich mehr Meldungen von Ärztinnen und Ärzte über Drohungen von radikalen Impfgegnern. Wir brauchen mehr Schutz, die Politik muss hier Zeichen setzen“, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Das Problem sei „sehr groß“. Das Innenministerium kündigte verstärkte Streifen und weitere Maßnahmen an. Laut Steinhart steigt die Zahl der Meldungen an die Ärztekammer solcher Vorfälle täglich. „Das meiste sind Versuche, Informationen oder Falsch-Informationen zu lancieren. Das Zweite sind Beschimpfungen, dass man auf der falschen Seite steht. Manches ist dann auch schon tätliche Drohung“, erläutert Steinhart. Politik und Verwaltung sollten den Ordinationen „entsprechenden Schutz anbieten, wenn es hier Probleme gibt, wenn es also weiter so geht“, sagte er.

Je mehr man in der Öffentlichkeit steht und für die Impfung eintritt, desto mehr Drohungen kommen, berichtete am Donnerstag etwa der Wiener Kinderarzt Peter Voitl. Er warb in der Impfkampagne der Bundesregierung für die Kinderimpfung. Auch Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz fordert, wo es notwendig ist, Schutz durch Securitys oder Polizei. „Wir haben bereits vor einigen Wochen veranlasst, dass bei Spitälern, wo ein erhöhtes Bedrohungspotenzial vorhanden ist, ein verstärkter Streifendienst gefahren wird“, berichtete David Blum, stellvertretender Direktor der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) und Leiter des Nachrichtendienstes in einer schriftlichen Stellungnahme des Innenministeriums an die APA. Man nehme die Handlungen von Maßnahmengegnern sehr ernst und habe unter anderem einen Leitfaden zum Umgang mit Corona-Maßnahmen-Gegnern entwickelt. Zudem sei es sehr wichtig, dass auch anonyme Drohungen der Polizei zur Kenntnis gebracht würden. (red)

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Leitfaden „Umgang mit Corona-Maßnahmen-Gegner“ (pdf)

Umgang mit Corona-Maßnahmen-Gegnern und Verschwörungsmythen (pdf)