Erste Affenpocken-Todesfälle und Kritik an Ministerium

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Die Affenpocken-Pandemie breitet sich aus. In Spanien sind die ersten europäischen Todesfälle bekannt geworden. Auch andere Staaten melden Todesfälle. Infektionszahlen steigen.

Nachdem das spanische Gesundheitsministerium am Freitagabend den Tod eines mit dem Affenpockenvirus infizierten Patienten mitgeteilt hatte, wurde am Samstag ein zweiter Todesfall bekannt. Beide Patienten waren demnach mit einer durch die Infektion bedingten Gehirnentzündung in Krankenhäuser eingewiesen worden. Spanien ist eines der von der Infektionskrankheit am stärksten betroffenen Länder weltweit. Bei den bisher etwa 4300 erfassten Fällen habe es etwa 120 Krankenhaus-Einweisungen gegeben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Auch Brasilien meldete am Freitag einen ersten möglichen Todesfall im Zusammenhang mit Affenpocken.

Angesichts der schnellen Verbreitung der Affenpocken hatte die WHO am vorigen Wochenende die höchste Alarmstufe ausgerufen. Der Ausbruch sei eine „Notlage von internationaler Tragweite“, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die internationale Verbreitung der Infektionskrankheit ist ungewöhnlich. Bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt. Im US-Bundesstaat New York wurde wegen des Ausbruchs der Notstand ausgerufen. Dafür wird unter anderem die Kontaktverfolgung intensiviert und mehr Gesundheitspersonal mobilisiert, um Schutzimpfungen zu verabreichen. Außerdem werden die Testkapazitäten ausgebaut.

Affenpocken sind eine in der Regel mild verlaufende Virusinfektion. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten. Die Krankheit hat sich seit Anfang Mai weltweit ausgebreitet. Im laufenden Jahr wurden mehr als 16.000 Fälle aus mehr als 75 Ländern gemeldet. Die seit April immer häufiger werdenden Infektionen machen in Österreich der stärker betroffenen Community der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, transgender, intergeschlechtlichen und queeren (LGBTIQ-)Menschen große Sorgen. Das Gesundheitsministerium tue zu wenig, um die Verbreitung aufzuhalten, kritisiert nun Ann-Sophie Otte, Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien. „Das Gesundheitsministerium hat aus Corona nichts gelernt.“ Österreich bekomme 4.400 Impfungen, allein die Stadt Berlin 8.000. Deutschland beschaffe zusätzliche Impfungen, Österreich nicht. Es gebe zudem keine umfassende Informationskampagne, die besonders gefährdete Menschen ausreichend erreichen könnte. „Wie sollen sich Menschen schützen, wenn sie nicht einmal informiert werden, dass sie sich schützen sollten“, fragt Otte.

Das Ministerium weist die Kritik zurück: „Über das europäische Kontingent konnten bereits erste Mengen an Impfstoffen nach Österreich geliefert werden, die derzeit aufgrund der limitierten Liefermenge primär bei unmittelbaren Kontaktpersonen zu bestätigten Fällen sowie bei Laborpersonal, das tatsächlich mit Affenpocken-Viren arbeitet und somit einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt ist, eingesetzt werden.“ Das Gesundheitsministerium arbeite laufend und intensiv daran, möglichst schnell zusätzliche Impfstoffmengen in Österreich zur Verfügung zu stellen. Deswegen würden auch weitere Beschaffungsmöglichkeiten geprüft. (rüm/Agenturen)