WHO erarbeitet Leitlinien zur Bekämpfung von Affenpocken

Die Weltgesundheitsorganisation erarbeitet derzeit Leitlinien zur Eindämmung der Ausbreitung von Affenpocken. Es gibt vor allem Warnungen für das Gesundheitspersonal.

Die WHO befürchtet, dass die Zahl von Affenpocken-Fällen in den Sommermonaten weiter ansteigen könnte, sagte der Vorsitzende Berater der WHO für Infektionsgefahren, David Heymann, am Samstag. Die WHO gehe davon aus, dass der Ausbruch durch sexuelle Kontakte ausgelöst worden sei. Bisher sind Affenpocken in elf Ländern aufgetreten, in denen sie sich üblicherweise nicht verbreiten. Wissenschaftler werten dies als sehr ungewöhnlich. Affenpocken treten hauptsächlich in Afrika auf und nur selten andernorts. Bisher wurden mehr als 100 bestätigte oder vermutete Fälle gemeldet, die meisten davon in Europa. Auch in Österreich wurde am Sonntag eine Infektion bekannt.

Enger Kontakt sei der wichtigste Übertragungsweg für das Virus, sagte Heymann. So seien beispielsweise Eltern, die sich um kranke Kinder kümmerten, ebenso gefährdet wie das Gesundheitspersonal. Er betonte, dass der Ausbruch der Affenpocken nicht mit den Anfängen der Coronavirus-Pandemie vergleichbar sei, da die Krankheit nicht so leicht übertragbar sei. Um die Ausbreitung zu stoppen, sei es „dringend notwendig“, das Bewusstsein für die Virenerkrankung zu erhöhen, hieß es Samstagnacht von der WHO in Genf. Außerdem müssten Fälle umfassend ausfindig gemacht und isoliert sowie Ansteckungswege rückverfolgt werden. Für die Allgemeinheit sehen Experten dennoch keinen Grund zur Besorgnis.

„Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten“, sagte der Virologe Gerd Sutter von der Ludwig-Maxiliams-Universität München in einem am Samstag bei „Zeit Online“ veröffentlichten Interview. Affenpockenviren seien andere Erreger als die Auslöser der Menschenpocken. „Da wir kaum noch Immunität gegen die klassischen, seit über 40 Jahren in der Natur ausgerotteten Pockenviren haben, breiten sich aber auch die Affenpocken immer mal aus, aber lediglich punktuell. Das machen sie bei Weitem nicht so effizient wie die Grippe oder Sars-CoV-2“, sagte der Virologe. Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag.

Seit 2013 ist in der EU der Impfstoff Imvanex zugelassen. Die Impfung von Kontaktpersonen wird momentan geprüft. Die WHO wollte Experten einberufen, um mögliche Impfempfehlungen zu erörtern. Mit dem Medikament Tecovirimat gibt es neben der Impfung eine in der EU zugelassene Therapiemöglichkeit für die Affenpocken-Erkrankung. Die WHO wies allerdings darauf hin, dass die Mittel momentan nicht flächendeckend verfügbar seien. (red/APA)