Rock-Arzt: „Das war wohl nicht die letzte Pandemie“

Dominik Wlazny (c) Siegfried Leitner

Der Künstler und ausgebildete Arzt, Dominik Wlazny alias „Marco Pogo“, setzt sich im RELATUS-Sommergespräch für ein Umdenken in Politik und Gesundheit ein.

Sie haben den Arztberuf gegen ein Leben als Rockmusiker, Kabarettist und Politiker eingetauscht – warum? Ganz einfach, weil ich die Chance dazu hatte und sie ergriffen habe. Ich war schon mein Leben lang Musiker, und hab lange beide Leidenschaften unter einen Hut gebracht – direkt aus dem Nachtdienst auf die Autobahn, um auf Tour zu fahren. Das ging eine Zeit lang parallel, ist aber auf Dauer nicht machbar. Ab einem gewissen Zeitpunkt war ich quasi die Hälfte der Woche im Krankenhaus, die andere Hälfte auf der Bühne. Die Politik kam erst viel später in mein Leben, da war ich schon lange hauptberuflich Musiker.

Arzt sein ist stressig, Politiker und Künstler sein aber auch. Wie unterscheidet sich der Stress in diesen Berufen? Eindeutig die Verantwortung. Wenn man als Musiker den falschen Akkord erwischt, klingt es zwar schief, es ergibt sich aber kaum eine Konsequenz. Als Arzt sind Fehler kaum konsequenzlos. Das ist schon ein Unterschied. Auch als Politiker sollte man die Fehlerquote geringhalten, was hierzulande leider nicht der Fall ist.

Was können Gesundheitsberufe von Künstler:innen lernen? Und umgekehrt? Sich die Freude und den Spaß, den der Beruf mit sich bringt, immer wieder vor Augen zu führen. Oft ist man in einem derartigen Strudel, dass man vergisst, dass man das, was man macht, ja eigentlich gerne tut. Mir hat der Arztberuf immer sehr viel Freude bereitet. Das kann man nach einem harten Dienst schon mal vergessen.

In Österreich spricht man viel über einen Ärzt:innenmangel. Was muss getan werden, damit mehr Menschen diesen Beruf wählen und auch dranbleiben? Das ist eine sehr gute Frage, wo ich auch nicht die ultimative Lösung parat habe. Die Arbeitsbedingungen stetig verbessern wäre ein Ansatz, ich glaube hier ist noch Aufholbedarf.

Aktuelle Kassenverträge werden häufig kritisiert – können Sie das nachvollziehen? Ich denke nicht, dass der Kassenvertrag per se das Problem ist, sondern die fehlende Wertschätzung für die Menschen, die im niedergelassenen Bereich tätig sind. Viele sind sich auch nicht bewusst, dass die Führung einer Ordination sie natürlich auch zu Unternehmer:innen macht, das liegt nicht allen. Vielleicht könnte man das bereits im Studium implementieren – ein Unternehmen bringt ja viele Aufgaben mit sich, die man nicht unbedingt im Medizinstudium lernt. Die fehlende Wertschätzung ist jedoch nicht unbedingt ausschließlich eine Sache, mit der sich nur Ärzt:innen konfrontiert sehen, sondern das Problem sehe ich generell in Gesundheitsberufen.

Was braucht es, um auch das Krankenhaus als Arbeitsplatz attraktiver zu machen? Faire Entlohnung, familienfreundliche(re) Arbeitszeiten und nicht zuletzt die Wertschätzung der Politik, für das, was Spitalsärzt:innen tagtäglich leisten.

Glauben Sie hat das heimische Gesundheitswesen etwas aus den Folgen der Pandemie gelernt? Die Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, haben garantiert viel aus der Pandemie gelernt. Die Politik leider nur sehr wenig.

Was glauben Sie sollten wir hierzulande aus der Pandemie lernen? Dass wir nur einen Planeten haben, und unser gesamtes Handeln danach richten sollten. Der Mensch agiert leider nicht nach dieser Erkenntnis, und so wird es wohl nicht die letzte Pandemie dieser Art gewesen sein. Das ist leider zu befürchten. Ich hoffe, es findet ein Umdenken statt.

In Ihrem Kabarett-Programm nennen Sie sich selbst „Gschichtldrucker“ – welche ist die beste Geschichte aus Ihrer Zeit als Arzt? Es gibt viele tolle, beeindruckende Erlebnisse aus meiner Zeit als Arzt, die ich mir immer wieder gerne vor Augen führe. Ein paar lustige auch, die schaut man sich am besten in meinem Programm direkt an.

Haben Sie vor, irgendwann wieder als Arzt arbeiten? Sag niemals nie, vielleicht reizt es mich irgendwann wieder derart, dass ich mich wo bewerbe. Im Moment bin ich beruflich als Musiker und Unternehmer zu 180 Prozent ausgelastet.

Zum Abschluss, bitte noch ergänzen: Radler ist für die Bierpartei, wie der Gesundheitsminister für das österreichische Gesundheitswesen. (Das Interview führte Katrin Grabner)