Simulation zeigt: „Lockdown light“ bricht Infektionswelle nicht

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Selbst bei optimistischen Annahmen kann ein „weicher“ Lockdown die Ausbreitung von Covid-19 nicht brechen. Zu diesem Ergebnis ist nun eine Arbeitsgruppe des Informatikers Robert Elsässer an der Universität Salzburg gekommen.

Erst wenn mindestens 40 Prozent der Population immunisiert sind, greift ein „Lockdown light“, zeigen mathematische Modelle. Bis dahin seien zur effektiven Pandemie-Bekämpfung harte Maßnahmen inklusive Schulschließungen zielführend, folgern die Forscher. Elsässer und sein Team haben dazu in den ersten Jännerwochen eine große Anzahl von Simulationen mit unterschiedlichen Parametern durchgeführt. Sie konzentrierten sich auf die Übertragung von Viren in geschlossenen Räumen, konkret an Schulen, am Arbeitsplatz und in den Familien. Variiert wurden etwa das Ausmaß von Distance Learning, der Anteil von Homeoffice oder die Übertragungswahrscheinlichkeiten zuhause oder bei Kindern unter 14 Jahren.

„Wir haben dafür die einschlägige Fachliteratur bezüglich der Übertragungswahrscheinlichkeiten von SARS-CoV-2 über Tröpfchen und Aerosole herangezogen. Darauf aufbauend wurde ein mathematisches Modell entwickelt, das die Altersverteilung berücksichtigt, und die Bewegung von Personen zwischen Schule, Arbeitsplatz und Familie zugrunde legt“, erklärt Elsässer. Gearbeitet wurde dabei mit sowohl optimistischen wie pessimistischen Annahmen. Bei den optimistischen Szenarien in der Arbeitswelt etwa gingen die Forscher davon aus, dass in den Büros die Infektion lediglich über Aerosole weitergegeben wird, eine Infektion über Tröpfchen aber mit Hilfe geeigneter Maßnahmen wie Trennglas zwischen den Arbeitsplätzen bzw. Masken unterbunden wird. „Die Simulationsergebnisse deuten darauf hin, dass selbst bei Best-Case-Annahmen ein weicher Lockdown die Ausbreitungswelle nicht brechen kann – der Prozess wird lediglich verlangsamt“, resümiert Elsässer. „Um beispielsweise die Infektionsketten in Schulen zu unterbrechen, müssten im Falle einer nachgewiesenen Infektion die betroffene Klasse sowie alle K1 Kontakte der infizierten Person umgehend in Quarantäne wechseln.“ Hier komme erschwerend hinzu, dass gerade Schüler oft keine oder nur sehr milde Symptome zeigen – laut einer Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine ist das bei etwa 79 Prozent der zehn bis 19-Jährigen der Fall – aber das Virus dennoch weitergeben können. „Da diese Kinder in der Regel erst getestet werden, nachdem die Eltern sich infiziert haben, scheint sich die Epidemiewelle leider nur mit harten Maßnahmen brechen zu lassen – durch Distance Learning und Homeoffice wo nur möglich.“ (APA)