Kolumne: Der Apothekenblick aus Deutschland

Kolumne: die aus österreich stammende Apothekerin Mag. pharm. Astrid Janovsky arbeitet in Deutschland und wirft augenzwinkernd und vergleichend einen Blick über die Grenze.

„Service is our success“ – was als Slogan einer Fluglinie mittlerweile ausgedient hat, ist der Apotheke gerade recht und billig. Wobei: Ganz so billig ist das eigentlich nicht, denn selbstverständlich muss Service gratis erfolgen. So auch die Botenlieferung zur Haustüre – und darüber hinaus („Wenn Sie ums Haus rumgehen, hinten ist eine kleine Hütte, da können Sie’s drinnen aufs oberste Regal stellen“). Keine germanische Apotheke, die dies nicht anbietet, und so ist der Beruf des (meist abendaktiven) Apothekenboten eine beliebte Studenten- oder noch mehr Pensionistenbeschäftigung.

Dabei empfiehlt es sich, eine ortskundige Person mit dem Fahrdienst zu betrauen. Am allerbesten eine sportliche mit ausgeprägten sozialen Kontakten. Denn eine Adresse in Deutschland zu finden, ist nicht immer ganz einfach. Hier gibt es nämlich lediglich Haus-, aber keine Türnummern. Die gehbehinderte Frau Müller mit Adresse Hauptstraße 27 kann also sowohl im Erdgeschoss als auch im 5. Stock logieren. Mitunter gestaltet sich die „Herbergsuche“ daher als adäquater Fitnessstudioersatz.

Manchmal ist die anvisierte Haustüre aber auch per Vehikel gar nicht zugänglich, sondern nur über einen Treppelweg zu erreichen. Oder nur von der Rückseite über eine ganz andere Straße. Da hat man als Navi-Abhängiger keine Chance. Deshalb ist der ideale Apothekenbote eben ein Pensionist, der in mehreren Vereinen aktiv ist und deshalb nicht nur jede Straße, sondern auch jeden Bewohner kennt. Einziger Nachteil dieser Idealbesetzung ist, dass man den Stundenlohn nachverhandeln muss. Denn: Wer jeden kennt, der plaudert halt auch gerne mit jedem …