Kolumne: Der Apothekenblick aus Deutschland

Kolumne: die aus österreich stammende Apothekerin Mag. pharm. Astrid Janovsky arbeitet in Deutschland und wirft augenzwinkernd einen Blick über die Grenze. Diesmal: Akademische Titel.

Während sich der österreichische Hochschulabsolvent ohne Titel auf der Visitenkarte nackig fühlt, ist Deutschland quasi ein Titel-Brachland. Gerade mal Dr. und Prof. sind akzeptiert. Die gegenderte Version davon hat noch nicht einmal das Licht der schwarzrotgoldenen Welt erblickt.

Besonders auffällig wurde dies jüngst, als ich einem Symposium beiwohnen durfte, auf dessen Bühne sowohl deutsche wie auch österreichische Referenten ihren großen Auftritt zelebrierten. Kaum hatte der Vortragende das Podium betreten, war klar, um welchen Landsmann es sich handelte – und zwar noch ehe dieser ein Wort gesprochen hatte. Hinter den Fachleuten befand sich nämlich ein Bildschirm, der den Namen des Referenten trug – inklusive der zugehörigen Titel natürlich.

Während sich bei den deutschen Vertretern gerade mal ein bescheidenes „Dr.“ oder ein einsames „Prof.“ vorneweg an den Namen schmiegte, war bei der österreichischen Provenienz eine Zeile meist nicht ausreichend. Das Highlight bot ein Grazer Kliniker „Univ.-Prof., Prof (hon.), Dr. med., Dr. ­h. c., Name, MBA, FACS“. 3 Zeilen am Bildschirm! Die neben mir sitzende deutsche Kollegin sah mich großäugig an. Ein „Prof. hon.“ sowie ein „Dr. h. c.“ waren ihr bis zu diesem Moment noch nicht untergekommen.

Mein ganz persönliches Titel-Erlebnis hatte ich einmal bei einer Polizeikontrolle. Da fragte mich die nette Frau Polizistin beim Blick auf den Führerschein ganz erstaunt „Mag. pharm. – Ist das ein Teil von Ihrem Vornamen?“