Kommentar: Dr. Keil

Interdisziplinäre Behandlung von multimorbiden CLL-Patienten

Eine rasche und interdisziplinäre Behandlung von multimorbiden CLL-Patienten kann am besten durch die Zusammenarbeit von Hämatologen mit Allgemeininternisten im Rahmen eines Versorgungsnetzwerks gewährleistet werden. Angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung und der damit steigenden Morbidität gilt es, z. B. in der CLL-Therapie den Fokus auf bestehende Komorbiditäten wie Herz- und Nierenerkrankungen zu legen. Wir konnten an unserem Zentrum z. B. bei 880 CLL-analysierten Patienten feststellen, dass die kardiovaskuläre Komorbiditätsrate bei unseren Patienten mit 35% deutlich höher als erwartet war. Da wir von der Abklärung bis zur spezifischen Therapie in Wien ca. 60 % aller hämatologischen Patienten versorgen, dürfte unsere Patientenpopulation repräsentativ sein. Bei oralen Therapien gibt es v. a. bei älteren Patienten mit Komorbiditäten manchmal offene Fragen zu Pharmakokinetik und Pharmakodynamik in Hinblick auf die „flat dose“ mancher oraler Präparate. Die „flat dose“ bei allen Patienten unabhängig von Gewicht, Fettverteilung, Komorbiditäten ist generell in der Konzeption von Studien zu hinterfragen.

Klinische Studien vs. Real-World-Evidence (RWE)

Generell ist die „Real-World-Versorgung“ von Patienten in Österreich sehr gut, weil diese in großen Zentren erfolgt. Es wäre die Aufgabe des Staates bzw der Kostenträger, verbindlich Daten bei neuen Therapien zu erheben und Effizienz und Toxizitäten mit Studienergebnissen zu vergleichen (Abb.).