OeGHO-Frühjahrestagung 2019 | Hämatologische Real World Evidence: Chancen zur Verbesserung der Patientenversorgung

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Real World Evidence aus Wien

Die Hämatologie ist in Österreich zentralisiert, was sinnvoll ist, aber auch bedeutet, dass sehr viele Patienten mit unklaren, zumeist benignen Blutbild- veränderungen an spezialisierten Einrichtungen zu versorgen sind. In Wien leben rund 70.000 Patienten mit Anämien und Leukozytosen. Dahinter steckt aber nur selten eine maligne Erkrankung, die unbedingt in einem Zentrum behandelt werden muss. Die Inzidenz hämatologischer Neoplasien beträgt etwa 720 Patienten pro Jahr. 85 % der Patienten sind über die WGKK versichert, sodass es immer klarer wurde, dass durch die wachsende Zahl der Zuweisungen aus dem niedergelassenen Bereich bei gleichzeitig immer besseren Therapieerfolgen der Patientenansturm im Hanusch-Krankenhaus einmal nicht mehr zu bewältigen sein wird. Daher wurde von Primarius Keil der Hämatologie-Verbund der Wiener Gebietskrankenkasse/Österreichische Gesundheitskasse (WGKK/ ÖGKK) als neues, abgestuftes Versorgungsmodell etabliert. Der Hämatologie- Verbund, das sind drei Gesundheitszentren (Wien-Mariahilf, Wien-Nord und Wien-Mitte), die mit dem Hanusch-Krankenhaus, dem Referenzzentrum der Wiener Gebietskrankenkasse, assoziiert sind. Patienten mit benignen Blutbildveränderungen werden zunächst zur diagnostischen Abklärung an die Gesundheitszentren oder an die Ambulanz des Hanusch- Krankenhauses verwiesen und können bei gesicherter hämatoonkologischer Diagnose je nach Bedarf ambulant bzw. tagesklinisch oder stationär versorgt werden. Belegt ist, dass tatsächlich eine sinnvolle Anreicherung von Patienten mit komplexeren Erkrankungen in den Gesundheitszentren stattfindet, die Aufgaben erfüllen, die im niedergelassenen Bereich nicht zu erfüllen wären. Zugleich werden durch die zeitnahe und spezifische Versorgung in diesen Zentren weniger Spitalsambulanzen aufgesucht und Spitalsaufenthalte eingespart. Zusammengefasst handelt es sich beim Hämatologie-Verbund um ein abgestuft optimiertes Versorgungssystem im Sinne einer Fusion von Zentrums- und Allgemeinmedizin in der Hämatologie. Ärzte rotieren zwischen Hanusch-Krankenhaus und den extramuralen Ambulanzen und es gibt klinische und wissenschaftliche Kooperationen etwa mit dem St. Anna Kinderspital, dem Boltzmann Cluster Valent und der AGMT.

Real World Evidence aus Oberösterreich

Generierung von Real World Evidence, das bedeutet für Herrn Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann klinische Krebs- register, Tumordatenbanken und validierte Outcome-Messungen: „Wir wollen wissen, wo wir stehen, und zwar systematischer als bisher und über verschiedene Krankheiten hinweg.“ Qualitätssicherung bedeutet klar ausgedrückt: „Wie gut bin ich im Vergleich zu anderen? Wie viele Daten habe ich, dass ich überhaupt eine Aussage machen kann, um z. B. im Aufklärungsgespräch mit dem Patienten auf diese Daten zurückgreifen zu können.“ Ressourcenplanung und Analyse von Versorgungsdefiziten oder Überversorgung sind ein Thema. In Hinblick auf das „Tumorzentrum Oberösterreich“ wurde erklärt, dass Tumorzentrum per definitionem nicht bedeutet, dass alles in einem Haus gebündelt wird, sondern es geht um ein Flächenversorgungsmodell, darum, wie Patienten in einer Region optimal versorgt werden. In OÖ mit 1,45 Millionen Einwohnern nehmen derzeit 12 Spitäler an der onkologischen Versorgung von Patienten teil. Neun Spitäler von drei Trägern sind Kooperationen in dem Tumorzentrum eingegangen und ver- sorgen fast 70 % der Krebspatienten in OÖ. Synergien zwischen Schwerpunktspitälern wie dem Ordensklinikum Linz und dem Salzkammergutklinikum sowie regionalen Spitälern finden bei Tumorboards und Tumordatenbanken statt. Es gibt die Zusicherung, dass jeder Patient, unabhängig vom Spital, an dem er aufgenommen wird, das gleiche in den Leitlinien festgelegte diagnostische und therapeutische Angebot inklusive der Teilnahmemöglichkeit an einer klinischen Studie erhält. In der Tumordatenbank sollen spitalsübergreifend alle Krebsfälle erfasst werden, der gesamte Behandlungsverlauf mit Qualitätsindikatoren, die auch nach Jahren noch Gültigkeit haben. Um an allen Standorten eine gleich gute Qualität der Dokumentation zu erzielen, sind ein hoher Abstimmungs- und Schulungsbedarf sowie eine laufende Validierung der eingegebenen Daten erforderlich. In den letzten 4 Jahren wurden von über 25.000 Patienten etwa 4 Millionen Datensätze gesammelt, die den Fachexperten der Spitäler und den spitalsübergreifenden Qualitätszirkeln zur Verfügung gestellt werden. Die hochgerechneten Kosten für ein klinisches Krebsregister in Oberösterreich mit etwa 1,5 Mio Einwohnern belaufen sich auf mit etwa 1,2 Millionen Euro/Jahr. Darin enthalten ist u. a. Personal für die Tumordokumentation, Statistik und IT-Koordination. Die Software erfordert eine einmalige Investition von etwa 500.000 Euro, erforderlich sind jährliche Wartungskosten. Ganz wesentlich für eine hochwertige Datenerfassung in den Spitälern sind geschulte TumordokumentationsassistentInnen, da Ärzte in ihrem Alltag nicht die Zeit haben werden, die Daten in entsprechender Qualität systematisch zu dokumentieren.

AT-ABBV-190077-18062019

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