Vorwort: 10 Jahre SPECTRUM Urologie und Berufsverband der Österreichischen Urologen

Seit 10 Jahren arbeiten nun SPECTRUM Urologie und der Berufsverband der Österreichischen Urologen (bvU) in einer überaus erfolgreichen Medienkoopera­tion zusammen. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass SPECTRUM Urologie das offizielle Medium des bvU repräsentiert, teilen wir doch das gemeinsame Interessenfeld, nämlich die Österreichische Urologie am Puls der Zeit. Dabei achten wir auf aktuelle wissenschaftliche Forschungsfortschritte, versuchen, komplexe theoretische Zusammenhänge in allseits verständlicher Form zu präsentieren, stellen neue pharmazeutische und medizintechnische Produkte vor und beobachten gesellschaftliche Phänomene und Entwicklungen. All diese Inhalte werden in einer sehr ansprechenden grafischen Darstellung und in professioneller journalistischer Aufbereitung in periodischen Publikationen für große medizinische wie auch gesundheitspolitisch interessierte Lesergruppen aufbereitet. SPECTRUM Urologie hat mit diesem konsequenten Auftreten einen neuen Standard an der Grenze zwischen populärwissenschaftlichen und höchst anspruchsvollen wissenschaftlichen peer-reviewed Publikationen gesetzt und genießt mittlerweile große Anerkennung im gesamten deutschsprachigen Raum.

 

Der bvU versteht sich als gemeinnütziger Verband der Österreichischen Urologinnen und Urologen und aller sich ihnen anvertrauenden Patienten. Im Vordergrund steht für uns ein möglichst hohes Maß an Qualität in unserem medizinischen Handeln, um die bestmögliche urologische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Das ist in Zeiten des raschen wissenschaftlichen Fortschritts nur möglich, wenn man medizinische Fortbildung ernst nimmt und die aktuellen Entwicklungen im Auge behält. Wir leben nun wohl auch im Zeitalter des Internets, an dem jedermann teilnehmen kann. Viele Patienten kommen daher nicht als ahnungslose Bittsteller, sondern haben sich schon vorab informiert und von verschiedenen Diagnose- oder Heilmethoden und Präparaten gelesen. Umso wichtiger ist es für uns Urologinnen und Urologen, diesem Anspruch gerecht zu werden und unseren Patientinnen und Patienten als Berater für den richtigen medizinischen Weg zur Erkennung und Behandlung urologischer Leiden zur Seite zu stehen. Der bvU umfasst derzeit etwa 330 Mitglieder, die Mehrzahl niedergelassene, aber auch angestellte Urologinnen und Urologen, darunter eine erhebliche Anzahl angehender Fachärztinnen und -ärzte (Tab.). Eine der Hauptaufgaben des bvU ist also urologische Fortbildung, die wir auf dreierlei Art anbieten: Auf unseren Tagungen und Seminaren versuchen wir unter Beteiligung anerkannter Experten Erkenntnisse auszutauschen und zu diskutieren, und dabei vergessen wir auch nicht auf die Pflege des Gemeinschaftsgeistes in unserem Verband. Gemeinsam mit dem MedMedia-­Verlag liefern wir periodische Publikationen, sowohl in gedruckter als auch in elektronischer Form (SPECTRUM Urologie e-news). Und schließlich stellen wir aktuelle berufspolitische, organisatorische und gesellschaftliche Informationen auf unserer Website zur Verfügung. Mit Letzterer konnte dank der unersetzlichen Unterstützung unseres Webadministrators Herrn Walter Klein ein ansprechender und klar strukturierter Webauftritt geschaffen werden, mit dessen Hilfe nicht nur Mitgliedern, sondern auch Laien zahlreiche aktuelle Informationen geboten werden. Mit dem Online-Kalender kon­nten wir eine mittlerweile allseits anerkannte Plattform für Angebot und Nachfrage urologischer Fortbildung ins Leben rufen, deren Zugriffszahlen einen klaren Ausdruck der vielfachen Nutzung erkennen lassen.

 

 

Erst der Blick auf unsere Geschichte ermöglicht es uns, den bisher beschrittenen Weg zu betrachten, Erfolge und Niederlagen zu erkennen und die entsprechenden Lehren für dessen erfolgreiche Fortsetzung zu ziehen. Freilich blickt man dabei am liebsten auf die Erfolge zurück, deren wir nicht gerade wenige vorzuweisen haben. Stellvertretend seien hier nur die Interessengebiete der Andrologie, der Urologie für die Frau und der Kinderurologie genannt; also eigentlich die Urologie für die ganze Familie. Wir haben uns stets für die wissenschaftlich haltbare und seriöse Betreuung der Patientinnen und Patienten eingesetzt, besonders dann, wenn andere Fachgruppen meinten, uns eines Besseren belehren zu können. Und wir konnten uns stets behaupten und den hohen Standard urologischer Patientenbetreuung bewahren. Das zeigt sich auch in einem der größten Schwerpunkte unserer Arbeit, der Uroonkologie. Gerade hier gab es im letzten Jahrzehnt enorme Fortschritte sowohl in der Diagnose als auch in der Therapie zu verzeichnen. Der unglaublich erfolgreiche Wandel zeigt sich am Beispiel des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms, das als eine der häufigsten Todesursachen in der männlichen Bevölkerung dank der neuen Therapien in eine mehr oder weniger chronische Erkrankung umgewandelt werden konnte. Dies war wohl nur möglich, da Pharmaindustrie und Ärzteschaft eng zusammengearbeitet haben, um auf diese Weise die Erfolge in der Forschung auch den Patienten zukommen zu lassen und aus den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten den individuell richtigen Weg für den einzelnen Patienten auszuwählen.

Als eine wesentliche Aufgabe betrachten wir auch die Information der Bevölkerung zu wichtigen gesundheitlichen Themen. So haben wir gemeinsam mit SPECTRUM Urologie 03/2014 eine breit angelegte Informationskampagne zum Thema Rauchen und urologische Erkrankungen durchgeführt, in deren Rahmen auch eine Befragung unter den österreichischen Urologinnen und Urologen zum Thema Rauchen in der urologischen Praxis erfolgte, die zum Teil überraschende Aspekte dieser folgenschweren Suchterkrankung brachten. Zwei Aspekte waren dabei besonders interessant: Einerseits zeigte sich, dass rauchende Ärzte diesem Laster mit einem gewissen Augenzwinkern begegnen und Patienten, die rauchen, auch gerne rauchende Ärzte aufsuchen. Und andererseits wurden Zusammenhänge zwischen dem Tabakkonsum und urologischen Erkrankungen sichtbar, die in dieser Klarheit vorher nicht gegenwärtig waren. Die Einladung interdisziplinärer Experten, ihren Kenntnisstand zu diesem Thema in diversen Veranstaltungen und auch in SPECTRUM Urologie darzulegen, hat das erst ermöglicht.

Als gelungene Kooperation besonders hervorzuheben ist auch die Förderung der Prostatakrebsfrüherkennung. Gemeinsam mit der Österreichischen Krebshilfe und SPECTRUM Urologie gelang es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Früherkennung von Prostatakrebs breiten Bevölkerungsteilen nahezubringen. Interessanterweise waren es nicht selten Frauen, die diese Informationen dazu bewegten, die ihnen angehörigen Männer zur Vorsorgeuntersuchung zu bewegen. Die dazu ins Leben gerufene, bewusst plakativ gehaltene Informationskampagne „Loose Tie“, also die gelockerte Krawatte als Symbol für die nicht zu strenge und ängstliche Haltung vor dem Besuch einer urologischen Ordination, wurde von zahlreichen prominenten Befürwortern unterstützt und damit zu einem Selbstläufer. Die überaus erfolgreiche Arbeit für die Information der Männer gewann den GESUND&FIT-AWARD 2019 und findet auch auf europäischer Ebene große Beachtung.

Große Bemühungen wurden auch unternommen, um jüngere Kolleginnen und Kollegen einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen und ihnen eine Bühne für die Präsentation ihrer Erkenntnisse und Ideen zu bieten. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in der wir stets den Dialog mit den Vertretern der jungen Urologinnen und Urologen suchten und sie bei ihren Anliegen unterstützten. Diese fruchtbare Zusammenarbeit brachte es auch mit sich, dass viele angehende Fachärztinnen und Fachärzte sich dem bvU anschlossen, um in dieser Gemeinschaft mitzuwirken (Abb.). Und selbstverständlich wurde dadurch auch die oben genannte breite Leserschaft auf die „Young Urology Shooting Stars“ aufmerksam.

 

 

An dieser Stelle ist es unumgänglich, einige Worte der Danksagung festzuhalten: Unser besonderer Dank gilt dem Team des SPECTRUM Urologie, allen voran Mag. Sandra Standhartinger und Sigrid Redl, die mit Hingabe und großer Geduld (bis zum endlichen Eintreffen der längst versprochenen Texte diverser Autoren, nicht zuletzt meiner Wenigkeit selbst) die Seele dieser Publikation darstellen und SPECTRUM Urologie zu dem machen, was es ist: eine perfekte urologische Zeitschrift! Aber auch dem MedMedia-Führungsteam um Mag. Gabriele Jerlich und Mag. Wolfgang Maierhofer sei gedankt, für ihre wegweisenden Anregungen und ihr unbeirrbares, zielsicheres Management auch in schwierigen Zeiten. Bedanken wollen wir uns auch bei allen Unterstützern und Autorinnen und Autoren, die zum Teil auch aus dem benachbarten Deutschland und der Schweiz unzählige, wirklich spannende und wissenschaftlich gehaltvolle Beiträge geliefert haben und liefern. Auch mit deren Hilfe werden immer wieder junge Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit ermuntert, die sich so ihre Sporen in der urologischen Community verdienen können.
Dem MedMedia-Verlag und vor allem dem SPECTRUM Urologie wünschen wir seitens des bvU weiterhin so viel Erfolg und freuen uns auch in Zukunft auf eine gedeihliche Zusammenarbeit. In der Folge wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre.