Die Rolle der Betablocker in der Hypertoniebehandlung

Prof. Cruickshank aus Großbritannien hat in seinem Vortrag „The modern role of betablockers in cardiovascular medicine“ den aktuellen Stellenwert der Betablocker in der
Hypertoniebehandlung dargelegt. Dabei wies er darauf hin, dass die (diastolische) Hypertonie eng mit der gesteigerten Sympathikusaktivität und der zentralen Adipositas verbunden ist. Hohe Plasmanoradrenalinspiegel (> 4 nmol/l) sind gute Prädiktoren für die Mortali tät bzw. für das erhöhte Herzinfarktrisiko. Ebenso ist eine hohe Herzfrequenz als Ausdruck einer gesteigerten Sympathikusaktivierung ein starker Prädiktor für ein zukünftiges kardiovaskuläres Ereignis. In der UKPDS-Studie konnte gezeigt werden, dass bei Hypertonikern im jungen und mittleren Alter die 1-Blocker in der Prävention eines kardiovaskulären Ereignisses den ACE-Hemmern überlegen sind. Andere antihypertensiv wirkende Medikamente, wie beispielsweise Diuretika, Angiotensinrezeptorblocker oder Kalziumantagonisten vom Dihydropyridintyp, steigern die Sympathikusaktivität und können die Herzinfarktwahrscheinlichkeit bei Hypertonikern im jungen bzw. mittleren Alter daher nicht reduzieren. Bei Nichtrauchern ist mit dem Einsatz von nichtselektiven bzw. moderat selektiven Betablockern die Häufigkeit von Herzinfarkten um 35–50 % geringer als bei Behandlung mit Placebo oder einem Diuretikum. Die epidemiologisch gezeigte, begrenzt protektive Wirkung einer Betablockerbehandlung bei Rauchern ist durch die bei Rauchern erhöhten Adrenalinspiegel im Blut zu erklären. Wenn 1- und 2-Rezeptoren blockiert und die Alpha-Rezeptoren nicht beeinflusst werden, führt dies zu einem deutlichen Anstieg des Blutdruckes. Diese komplizierte Interaktion kann durch die Therapie mit selektiven 1-Blockern wie Bisoprolol vermieden werden. Dabei wird durch die erhaltene 2-induzierte Vasodilatation die -Konstriktion aufgehoben. Somit wird ein Anstieg des Blutdrucks vermieden (> Abb.). Weiters wies Prof. Cruickshank darauf hin, dass die Blutdrucksenkung bei Hypertonikern im jungen bzw. mittleren Alter mittels Bisoprolol sehr effektiv ist. Zudem werden damit keine unerwünschten Wechselwirkungen auf den Stoffwechsel beobachtet. Das Risiko für unerwünschte Wechselwirkungen, wie
z. B. Bronchokonstriktion, ist mittels Bisoprolol ebenfalls deutlich geringer als mit nicht-selektiven Betablockern bzw. mit Betablockern mit zusätzlicher Alphablockade. Auch verursacht Bisoprolol keine sexuelle Dysfunktion. In Bezug auf die nephroprotektive Wirkung ist gezeigt worden, dass Bisoprolol zumindest gleich effektiv ist wie Angiotensinrezeptorblocker. 1-selektive Blocker sind zudem sehr wirksam in der Behandlung der Linksventrikelhypertrophie und können hier eine Regression bewirken. Ebenso konnte gezeigt werden, dass sie in der atherosklerotischen Plaqueregression bei Hypertonikern effektiv sind.

 

In der abschließenden Diskussion drückte Prof. Cruickshank sein Bedauern über den
derzeitigen Empfehlungsgrad der Betablockertherapie zur Behandlung eines Hypertonus
aus. Seiner Meinung nach sollten Betablocker nicht nur bei herzinsuffizienten Patienten und bei Patienten nach einem Herzinfarkt eine Klasse-1-Therapieempfehlung sein, sondern auch in der Behandlung des Hypertonus bei Patienten im jungen und mittleren Alter, besonders dann, wenn die Patienten übergewichtig oder Raucher sind.
Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Cruickshank durch Univ.-Doz. Dr. Metzler.