Telemonitoring 
mit ELICARD

Seit Februar 2009 bietet die Kardiologische Abteilung des Krankenhauses der Elisabethinen in Linz für ausgewählte Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz, neben der schon seit vielen Jahren bestehenden Betreuung in der Herzinsuffizienzambulanz, auch die Überwachung mit einem Telemonitoring-System an.


Was ist Telemonitoring?

Vorstufe des Telemonitorings ist die Telemetrie, die Übertragung eines Messwertes von einem Sensor zu einer Überwachungseinheit. Dabei wird entweder in Echtzeit (= synchron od. „real time“) oder mit Verzögerung (asynchron) übertragen. Diese Form der telemetrischen Überwachung kennen wir bestens als jene Technologie, die auf Intensivstationen die Überwachung (EKG, Blutdruck, Sauerstoffsättigung etc.) von Patienten in der Akutphase einer Erkrankung ermöglicht.
Bei der telemetrischen Überwachung im Rahmen eines Telemonitoring-Systems können, in Abhängigkeit des zur Verfügung gestellten Equipments, ähnliche Daten übermittelt werden. Vorteil dabei ist, dass der Patient örtlich nicht ans Krankenhaus gebunden ist, sondern diese Daten zu Hause erhebt und auch von dort übermitteln kann.
So können medizinisch relevante Gesundheitsdaten von chronisch kranken oder risikogefährdeten Patienten – und zwar permanent– zum Zwecke der Therapiesteuerung abgefragt werden.

Was ist ELICARD-Telemonitoring?

Das ELICARD-Herz-Telemonitoring-System ist ein auf Technologien des AIT (Austrian Institute of Technology) basierendes Telemonitoring-System, das für das Krankenhaus der Elisabethinen entwickelt und dort implementiert wurde.

Für wen ist ELICARD-Telemonitoring sinnvoll?

Häufige Ursachen für wiederkehrende stationäre Aufenthalte sind mangelnde Compliance, sei es bei der Medikamenteneinnahme oder beim Flüssigkeitsmanagement, sowie auch das Unvermögen der Patienten, verschiedenste Symptome oder klinische Zeichen als Verschlechterung ihrer Situation einzustufen.
Zielgruppe für unser ELICARD-Telemonitoring sind Patienten, die unter schwerer, chronischer Herzschwäche leiden (NYHA ≥ III) und die wegen rezidivierender kardialer Dekompensation gehäuft stationär aufgenommen werden mussten.

Welche Daten sollen übertragen werden?

Sinnvoll ist die tägliche Ermittlung des Körpergewichts, des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Wir erachteten es aber als wichtig, auch Informationen über die Herz-Medikamente und die subjektive Befindlichkeit des Patienten zu bekommen. Die Erfassung selbiger Parameter zeigte im Rahmen der MOBITEL-Studie eine Reduktion der Hospitalisierungen und eine Verkürzung der Aufenthaltsdauer in der Tele-Gruppe. Mit ähnlichen Vorgaben wandten wir uns an das Austrian Institute of Technology (AIT) in Seibersdorf, das auch für die technische Umsetzung der MOBITEL-Studie zuständig war.

Welche Funktionen sollen erfüllt werden?

Zur Umsetzung des Telemonitoring-Konzepts für den Routinebetrieb eines Schwerpunkkrankenhauses sollten folgende Voraussetzungen gegeben sein:

  1. benutzerfreundliche und sichere Datenerfassung
  2. Erfassung der eingenommenen Herz­insuffizienz-Medikamente durch den Patienten
  3. Aufbereitung der Daten in Diagrammform zur zielgerichteten Information des Arztes
  4. dynamische und fixe Grenzwerte (Benachrichtigung bei Überschreitung)
  5. Organisation von Gerätewartung und technischer Hilfestellung

Von der Studie zur praktischen Umsetzung

Auf Basis einer Erfüllung obiger Schlüsselkomponenten erfolgte in Zusammenarbeit mit AIT-Austria die Konzipierung und Umsetzung des ELICARD-Telemonitoring-Systems, welches nun seit Februar 2009 für die erweiterte Betreuung von Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz am Krankenhaus der Elisabethinen in Linz zum routinemäßigen Einsatz kommt (seit einem Jahr erfolgte eine Ausweitung auch auf Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie).

Datenerfassung: Einer der wichtigsten Kernpunkte war die Vereinfachung der Erfassung der medizinischen Daten (Blutdruck, Puls und Gewicht) sowie Medikamenteneinnahme und subjektive Befindlichkeit.
Dazu werden dem Patienten ein Blutdruckmesser, eine Waage und ein spezielles Mobiltelefon mit NFC-Technologie (Near Field Communication) zur Verfügung gestellt. Der Patient misst täglich den Blutdruck/Puls und das Gewicht. Die Übermittlung dieser Daten erfolgt durch Berühren von Blutdruckmesser und Waage mit dem NFC-Mobiltelefon (Abb. 1), die Daten werden dann sofort automatisch an den AIT-Zentralserver weitergeschickt.

 

 

Zum Erfassen der Medikamente und der Befindlichkeit wird dem Patienten eine spezielle Interaktionskarte mit entsprechenden Symbolen zu Verfügung gestellt und es genügt eine Berührung der entsprechenden Symbole, ohne dass der Patient einen einzigen Tastendruck am Mobiltelefon durchführen muss (Abb. 2).

 

Datenbearbeitung: Die Daten sind nach entsprechender Aufarbeitung durch AIT innerhalb weniger Minuten auf einer passwortgeschützten Webseite von den Ärzten der Herzinsuffizienzambulanz einzusehen. Grenzwertverletzungen werden zusätzlich mittels E-Mail an uns weitergeleitet und müssen täglich abgearbeitet werden (Abb. 3). Mögliche Maßnahmen sind telefonische Kontaktaufnahme mit dem Patienten und Einleitung einer Therapieänderung oder Kontaktaufnahme mit dessen betreuendem Hausarzt und Besprechung weiterer Therapieschritte.

 

Verhalten im Notfall: Der Patient wird auch darüber informiert, dass dieses System kein Notfallsystem darstellt und dass er sich bei plötzlicher akuter Verschlechterung seines Gesundheitszustandes an seinen Haus-/Vertrauensarzt oder direkt an unsere Abteilung wenden muss, da die Reaktionszeit des Telemonitoring-Systems nicht für die Abwicklung von Notfällen ausgelegt ist. Der nächste Schritt ist, den betreuenden Hausärzten einen Zugang zu den ermittelten Daten ihrer Patienten zu ermöglichen.
Das ELICARD-Telemonitoring für Patienten mit Herzinsuffizienz ist das einzige im praktischen Einsatz befindliche System dieser Art in Österreich.