Herzinsuffizienz-
Managementprogramme 
werden bereits realisiert

Die Herzinsuffizienz als Volksepidemie des 21. Jahrhunderts sticht durch eine besonders schlechte Prognose, ihre epidemiologische und gesundheitspolitische Bedeutung hervor. Die Prognose ist vergleichbar mit jener von Krebserkrankungen. Die Inzidenz ist durch die steigende Lebenserwartung und durch die verbesserten konservativen und interventionellen kardiologischen Therapieoptionen stetig im Steigen begriffen. Schon heute ist die Herzinsuffizienz die häufigste Entlassungsdiagnose aus Krankenhäusern für Patienten über 65 Jahre. Die Kosten für die Herzinsuffizienz betragen inzwischen 2 % der Gesamtausgaben des Gesundheitssystems, wovon zwei Drittel aus Spitalskosten resultieren. Dies ergibt sich aus der hohen Rehospitalisierungsrate von 30–50 % innerhalb von 3–6 Monaten.


Problem Therapie-Umsetzung: Die medikamentöse Therapie der chronischen Herzinsuffizienz ist eine aufwändige, aber sehr effektive und wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Aus vielen nationalen und internationalen Registrys wissen wir, dass diese optimale neurohumorale Therapie nur bei einem geringen Prozentsatz der Patienten umgesetzt wird. Die Ursache liegt in der Komplexität der Therapie.


Unterschiedliche Betreuungsmodelle: Die Europäische Gesellschaft für Kardiogie empfiehlt auch in ihren rezenten Guidelines, multidisziplinäre Herzinsuffizienzbetreuungsprogramme zu etablieren. Grundsätzlich unterscheiden sich 3 verschiedene Modelle von Herzinsuffizienz-Betreuungsprogrammen. Man unterscheidet ein Schwestern-basiertes Betreuungsprogramm „(nurse-based care“) von einem Telefon-basierten Betreuungsprogramm („telephone-based nursing“) und einem Telemonitoring-System.

Nachgewiesener Nutzen: Viele randomisierte prospektive Studien und Metaanalysen weisen letztlich auf die Effektivität von multidisziplinären Betreuungsprogrammen hauptsächlich im Hinblick auf die Reduktion der Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen hin.
Die internationale Penetranz solcher Betreuungsprogramme ist noch sehr gering. Erfreulicherweise finden sich zahlreiche kleinere Projekte in Österreich, wobei zu betonen ist, dass alle drei Modelle der Herzinsuffizienzbetreuung im ambulanten Bereich in Österreich vertreten sind.


Schwestern-basiertes Nursing: Ein repräsentatives Modell findet sich diesbezüglich in Salzburg. Das Projekt Kardiomobil ist landesweit umgesetzt und wird öffentlich finanziert. Pa­rallel dazu gibt es in Linz, ausgehend vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, ein Betreuungsprojekt, ebenfalls als Kardiomobil bezeichnet, das sich als lokales Projekt an das Salzburger Modell anlehnt. Die Finanzierung desselben erfolgt über das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Ein kleines Projekt der Herzinsuffizienz-Nachsorge existiert ausgehend von der Kardiomyopathie-Ambulanz und den Stationen der 5. Medizinischen Abteilung des Kaiser-Franz-Josef Spitals in Wien in Zusammenarbeit mit dem sozialen Stützpunkt 10. Ebenfalls aus öffentlicher Hand finanziert werden Patienten mit ausgeprägter Herzinsuffizienz 4 Wochen nach Entlassung mehrfach durch Krankenschwestern besucht. Zielgruppe sind Patienten, von denen angenommen wird, dass es nach der Entlassung Probleme mit der Compliance geben könnte.

Telefon-basiertes Nursing: Ein größer angelegtes Konzept des Telefon-basierten Nursings funktioniert im nördlichen Niederösterreich, ausgehend vom Landeskrankenhaus Krems. Hier werden Patienten über 6 Monate intensivierter betreut. Dies umfasst eine intensive Schulung, monatliche Kontrollen in der Herzinsuffizienzambulanz und dazwischen Telefonkontrollen über eine Schwester. Eine entsprechende Evaluierung dieses Projekts zeigt eine starke Reduktion der stationären Aufnahmen, eine hohe Patientenzufriedenheit, eine signifikante Verbesserung der Parameter wie NYHA-Stadium, BNP und EF sowie eine massive Kostenersparnis in der intensivierten Gruppe. Erwähnenswert ist auch eine hohe Zufriedenheit der niedergelassenen Ärzte, die an diesem Projekt teilgenommen haben.

Telemonitoring: Ausgehend von der MOBITEL-Studie, welche an der Universitätsklinik Graz unter der Leitung von Prof. Friedrich Fruhwald durchgeführt wurde, hat sich zwischenzeitlich ein Telemonitoring-Projekt im Krankenhaus der Elisabethinen in Linz eta­bliert. Patienten nach stationärer Aufnahme wegen Herzinsuffizienz werden mit einer Waage, einem EKG, einem Blutdruckmessgerät und entsprechenden Tools ausgerüstet, die über „nearfield communication“ die Daten an eine zentrale Überwachungseinheit im Sinne eines Telemonitoring-Zentrums übergeben, wo Ärzte auffällige Parameter von Patienten mitgeteilt bekommen und entsprechend reagieren können.

Herz-Mobil-Tirol: Ein interessantes Hybrid-Projekt als Kombination eines Schwestern-basierten und eines Telemonitoring-Projekts ist an der Universitätsklinik in Innsbruck in Planung.

Zukunftsperspektive: Wünschenswert wäre eine breite Umsetzung von Herzinsuffizienz-Betreuungs-Modellen nicht nur im Zentralraum, sondern auch im dezentralen Raum. Dazu werden Kollegen, Krankenhäuser sowie Finanziers und Entscheidungsträger aufgerufen, sich Gedanken über die weitere Entwicklung der Betreuung der Herzinsuffizienz in Anbetracht der stetig steigenden Epidemiologie sowie der zunehmenden Kosten dieser Erkrankung zu machen.
Die klassischen Nursing-Projekte garantieren einen persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Schwester und zeichnen sich dadurch aus, dass auch multimorbide schwer kranke und gebrechlich Patienten aber auch solche mit sprachlichen Barrieren und Behinderungen inkludiert werden können. Weiterentwicklungen telemedizinischer Konzepte sollten sich deswegen verstärkt auf Patientenfreundlichkeit und einfache Handhabung fokussieren.