Das alternde Mikrobiom

Mit zunehmendem Alter verändert sich das Mikrobiom des Menschen, genauer gesagt: die Kernmikrobiota. Während die in jungen Jahren noch dominierenden Firmicutes-Arten wie Laktobazillen weniger werden, steigt die Zahl der Bacteroidetes. Insgesamt nimmt die Diversität ab, und die interindividuellen Unterschiede nehmen zu. Man geht ­davon aus, dass die geänderte Darmbakterien­zusammensetzung das Altern sogar negativ beeinflussen kann. Mikrobiom-Forscher sind außerdem der Ansicht, dass sich gesundes Altern somit im Darm ­widerspiegelt.1

Einen wesentlichen Einflussfaktor für Änderungen der Mikrobiota spielt das „Inflamm-Aging“. Im Alter nehmen die proinflammatorischen Zytokine zu. Dies führt zu einer chronischen, subklinischen Entzündung, die wiederum zu altersbedingten Erkrankungen beitragen kann. Verstärkte proinflammatorische Signale können die Zusammensetzung der Mikrobiota negativ beeinflussen. Eine daraus resultierende Dysbiose fördert umgekehrt wieder die Inflammation.1 Die Dysbiose kann sich im Alter außerdem ungünstig auf den Zustand der Muskulatur auswirken, da sie die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen und wichtigen Aminosäuren einschränkt.2

Neben dem Inflamm-Aging wird Malnu­trition als eine der Hauptursachen für eine Dysbiose im höheren Alter angesehen. Einer ausreichenden Versorgung mit Eiweiß und Ballaststoffen wird daher eine hohe Bedeutung beigemessen. Gerade die Zufuhr von Ballaststoffen kann die Diversität wieder fördern.1 Sie unterstützen das Wachstum protektiver Bakterien und können die Entzündungsneigung im Körper verringern.3

Lebensstil-Intervention bringt Erfolg

Studien zeigen, dass regelmäßige Bewegung systematischer Inflammation im Alter entgegenwirkt – Serum-Marker für Entzündungen konnten erfolgreich gesenkt werden. Dies liegt zum einen an der Reduktion von Fettgewebe, das proinflammatorische Zytokine produziert, zum anderen aber auch an der Reduktion von oxidativem Stress durch regelmäßiges Training.4 Auch der Einfluss von Probiotika in Form von Laktobazillen und Bifidobakterien ist immer wieder Gegenstand der Forschung. Die immunmodulatorischen Eigenschaften dieser Bakterienarten könnten demnach eine Verbesserung bei proinflammatorischen Zuständen ermöglichen. Die Erhaltung der Integrität der Darmbarriere und die Fähigkeit dieser Bakterien, Infektionen aktiv entgegenzuwirken, werden als weitere Pluspunkte angesehen.5