Vorsicht vor Meropenem bei GvHD-Patienten

Es ist bereits aus einigen Vorarbeiten bekannt, dass das intestinale Mikrobiom ein wichtiger Modulator bei der Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) nach einer allogenen Stammzelltransplantation (HCT) ist. Breitbandantibiotika wie Carbapeneme (z.B. Meropenem) werden häufig zur Behandlung von Infektionen in der Aplasie eingesetzt und erhöhen das Risiko für eine gastrointestinale GvHD durch die Reduktion von nützlichen, kommensalen Bakterien. In dieser amerikanischen Studie am MD Anderson Cancer Center wurde dieser Mechanismus in einem Mausmodell weiter untersucht. Dabei zeigte sich, dass durch die Behandlung mit Meropenem die GvHD hauptsächlich im Dickdarm von Mäusen verschlimmert wurde, und dabei deutlich weniger Bakterien der Gattung Clostridia nachgewiesen werden konnten (wie z.B. Blautia und Lachnoclostridium). Gleichzeitig war die Häufigkeit der Gattung Bacteroides (z.B. Bacteroides thetaiotaomicron, BT) erhöht. Auch in den klinischen Untersuchungen bei Patienten nach einer HCT konnte dies beobachtet werden. Darüber hinaus wurde bei den Mäusen nach Gabe von Meropenem signifikant weniger Dickdarmschleim produziert und eine erhöhte myeloische Zellinfiltration in die Schleimhaut beobachtet.

Kommentar: Die Ausdehnung von BT bei mit Meropenem behandelten allogenen Mäusen scheint stark mit der GvHD-bedingten Mortalität assoziiert zu sein. Breitspektrum-Antibiotika wie Meropenem sind zur Behandlung von Infektionen nützlich, können aber auch zu einer veränderten Darmumgebung mit Veränderungen der mikrobiellen Metaboliten oder verminderten Nährstoffen führen. Dies wiederum kann zu einer Expansion und einem veränderten Verhalten kommensaler Bakterien wie BT führen, was zu einer erhöhten Schwere der GvHD beitragen kann.

Fazit: Spezifische Nahrungsergänzungsstrategien wie die Bereitstellung von Xylose können hilfreich sein, um Veränderungen des Darmmilieus bei HCT-Patienten mit Antibiotika-vermittelten Mikrobiomschäden zu bekämpfen.

 

Hayase et al., Abstract 85; Carbapenem Antibiotics Promote Mucus Degradation By Bacteroides and Aggravate Graft-Versus-Host Disease