Die Bedeutung molekularer Methoden für eine optimale HIV-Therapie

Heutzutage steht eine Reihe wirksamer Medikamente für die Behandlung HIV-Infizierter zur Verfügung. Durch die Kombination mehrerer Medikamente wurde es möglich, die Lebenserwartung von HIV-Patienten signifikant zu verlängern bzw. die Sterberate signifikant zu senken. Zur Kontrolle und Sicherung des therapeutischen Erfolgs ist es allerdings erforderlich, eine regelmäßige Bestimmung der Virusmenge im Blut durchzuführen. Dies geschieht mittels molekularen Nachweises des HIV-Genoms. Bei optimaler Therapie sollte kein HIV-Genom im Blut nachweisbar sein.
Die HIV-Infektion und AIDS sind heutzutage gut behandelbar, wenn auch nach wie vor nicht heilbar. Dank einer breiten Palette wirksamer Medikamente kann die Therapie zunehmend besser auf die Gegebenheiten und Wünsche des Patienten zugeschnitten werden. Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqualität spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Ein wichtiger und teilweise problematischer Aspekt ist jedoch – bedingt durch die hohe Mutationsrate – die große Wandlungsfähigkeit des HI-Virus. Diese hat zur Folge, dass eine Resistenz gegen eines oder mehrere der gerade verabreichten Medikamente entstehen kann. Dadurch wird die Therapie abgeschwächt oder sogar wirkungslos und das Virus kann sich wieder ungebremst vermehren. Ein Virusstamm, der eine Medikamentenresistenz aufweist, entsteht meist durch eine suboptimale Therapie, zum Beispiel, wenn der Patient nur einen Teil der Medikamente gegen HIV einnimmt. Daher ist für die Erzielung eines Therapieerfolges unumgänglich, dass die Medikamente exakt nach Verordnung des behandelnden Arztes eingenommen werden. Zum anderen ist eine regelmäßige Überprüfung der Virusmenge mittels molekularbiologischer Nachweisverfahren im Blut erforderlich.

Nachweis der Medikamentenresistenz

Eine Medikamentenresistenz zeigt sich durch einen plötzlichen Anstieg der Virusmenge im Blut unter laufender HIV-Therapie. Der Nachweis der Medikamentenresistenz erfolgt mittels einer genauen Analyse des HIV-Genoms. Dabei wird die molekulare Methode der Genomsequenzierung angewandt. Mittels klassischer Sequenzierung bestimmter Genomabschnitte kann dabei die Wirksamkeit verschiedener Medikamente mit unterschiedlichen Angriffspunkten untersucht werden. Bei Vorliegen einer Medikamentenresistenz muss ein Wechsel auf ein wirksames Medikament erfolgen. Da laufend neue Medikamente auf den Markt kommen bzw. auch neue virale Mutationen auftreten, müssen diese Tests kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Besonders interessant erscheint in diesem Zusammenhang die Fragestellung, ab welcher Höhe der Viruslast eine Sequenzierung durchgeführt werden sollte, da diese Methode arbeitsaufwändig und kostenintensiv ist. Es kann nämlich auch unter laufender optimaler Anti-HIV-Therapie bei manchen Patienten eine niedrige Virusmenge im Blut kontinuierlich oder passager (sog. Blips) nachgewiesen werden.

Quelle: 9. Internationales Symposium für Molekulare Diagnostik, Mai 2012, Graz