Einsatz von Schmerzpumpen bei tagesklinischen Patienten

Ambulante Operationen schaffen zweifelsohne eine Reihe von Vorteilen: Behandlungskosten können gesenkt werden, die gute Planbarkeit der Eingriffe führt zu einem optimalen Kapazitätsmanagement, Patienten sind körperlich und psychisch weniger belastet und weniger Komplikationen steigern die Qualität der Versorgung. „Schmerz nach einer OP ist abhängig von der Dauer und Art des Eingriffs, dem BMI des Patienten und der Art der Anästhesie. Zusätzlich kann vermehrt ein sogenannter Rebound-Pain-Effekt, eine plötzlich und heftig auftretende Schmerzattacke im OP-Gebiet, beobachtet werden“, erklärt Prim. Dr. Johann Blasl, Vorstand der Anästhesie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien.
In der Literatur wird der Schmerz oft als Dämon der Nacht beschrieben; Patienten fühlen sich erschöpft, haben Angst und ihnen ist übel. „Mit einer patientengesteuerten Analgesie (PCA) steht den Abteilungen des Hauses eine besonders effiziente Methode der Schmerzbekämpfung auch während der Nachtstunden zur Verfügung. Patienten, die wir mit PCA versorgen, sind erholt, entspannt und haben häufig einen wesentlich günstigeren Heilungserfolg und eine raschere Erholung. Dabei wird auch eine Chronifizierung der Schmerzen verhindert“, fasst Blasl die Vorteile zusammen.
Aber nicht nur stationäre Patienten können mit Schmerzpumpen wirkungsvoll versorgt werden, auch im tagesklinischen Setting finden sie zunehmend Anwendung. „Studien zeigen, dass es bei tagesklinischen Patienten zu vermehrten Risiken wie der Kathetermigration, Nervenverletzungen, Verletzungen am Gehäuse der Pumpe und grundsätzlichen Akzeptanzproblemen kommt. Die Erfahrungen waren bisher nicht besonders positiv“, gibt Blasl Einblick und ergänzt: „Wir haben versucht, all diese Aspekte bei unseren tagesklinischen Patienten zu antizipieren und der Frage nachzugehen, wie ein Schmerzkatheter effektiv und sicher eingeführt werden kann.“
Für den Einsatz in der Tagesklinik wurde eine Reihe von Kriterien festgelegt: Ausgewählt sind arthroskopische Eingriffe an der Schulter bei Patienten, die neben der erforderlichen Compliance abgesehen von der Allgemeinerkrankung keine Leistungseinschränkungen im Alltag mitbringen. Ausschlusskriterien für Narkose und Regionalanästhesie sind unter anderem Patienten unter Dialyse, mit Epilepsie, einem BMI über 32 oder mit Ruhedyspnoe. „Die letztendliche Entscheidung, ob ein Patient tauglich ist, trifft der Anästhesist der Tagesklinik“, erklärt der Experte.

Teamwork entscheidet

Wichtig für den Erfolg sind für Blasl die ausführliche Aufklärung des Patienten und die Zusammenarbeit mit der Pflege. „Der Patient muss wissen, dass zum Beispiel ein Taubheitsgefühl oder die herabgesetzte Muskelkraft typische Symptome sind. Zudem muss der Patient auf einer Schmerzskala seine Schmerzen benennen können und erhält einen Schulterverband, eine bestimmte Schmerzmedikation und eine ambulante Physiotherapie“, fasst der Mediziner das Procedere zusammen. Nicht zuletzt sind auch die Schulung und Ausbildung im Hinblick auf die „richtige“ Technik für die Anästhesisten ein entscheidender Faktor, der zum Gelingen des „Projektes Schmerzpumpe“ beiträgt.
Blasls Erfolge sind in einer erst kürzlich in einer Originalarbeit veröffentlicht worden: „Wir haben damit weltweit die größte retrospektive Datenanalyse mit 509 ambulanten Schulteroperationen mit interskalenärem Schmerzkatheter durchgeführt und so die Sicherheit, Herausforderungen und die Patientenzufriedenheit dokumentiert“, berichtet Blasl. Im Beobachtungszeitraum von knapp zwei Jahren kam es lediglich zu 2,36 % Wiederaufnahmen – in Summe waren zwölf Patienten betroffen. „In 93 % der Fälle war die Methode völlig problemlos und weniger als 1 % der Patienten war unzufrieden“, fasst der Mediziner die positiven Ergebnisse zusammen und resümiert: „Der Einsatz von Schmerzkathetern ist effektiv, realistisch und wirtschaftlich sinnvoll, wenn die Rahmenbedingungen passen. Den Erfolg verdanken wir nicht zuletzt einer hervorragenden Struktur von der Aufnahme bis hin zur Entlassung, einer detaillierten Dokumentation und dem Teamwork mit den Operateuren und der Pflege.“ Blasls Erfolge sind erst kürzlich in einer Originalarbeit veröffentlich worden.1

(1) „A retrospective analysis of 509 consecutive interscalene catheter insertions for ambulatory surgery“, P. Marhofer, W. Anderl, P. Heuberer, M. Fritz, O. Kimberger, D. Marhofer, W. Klug and J. Blasl. Anaesthesia, Journal of the Association of Anaesthetists of Great Britain and Ireland. First published 10 September 2014.