Grenzen und Möglichkeiten der minimalinvasiven Chirurgie

Es gab in den letzten Jahren große Fortschritte im Bereich der minimalinvasiven Chirurgie. Wo liegen jetzt die Erwartungen, wo gibt es Chancen, wo stößt sie an ihre Grenzen?

Das große Ziel der minimalinvasiven Chirurgie (MIC) ist es, das Zugangstrauma zu verkleinern. Der Grund dafür ist einfach: Die Schmerzen nach einer Operation sind geringer, der Aufenthalt im Krankenhaus wird kürzer, die Rate der Narbenbrüche sinkt und auch das kosmetische Ergebnis ist besser. Wir sind derzeit an einem Punkt angekommen, wo minimallaparoskopische Instrumente immer feinere Zugänge erlauben. Zwei bis drei Millimeter kleine Schnitte sind möglich, weil die Materialien der Instrumente es erlauben, sehr dünn, aber dennoch stabil zu bleiben.

Welche Rolle spielen die Kosten bei der Umstellung auf minimalinvasive Eingriffstechniken?

In alle medizinischen Entwicklungen fließen zu Beginn Entwicklungskosten. Anfangs waren die neuen Instrumente noch teurer als herkömmliche Medizinprodukte, das hat sich aber mittlerweile relativiert. Viele Instrumente sind wiederverwendbar und die Kosten stehen denen aus der konventionellen Chirurgie um nichts nach. Auf der anderen Seite gilt es, den Prozess und nicht nur die Materialkosten zu betrachten. Hier punkten minimalinvasive Techniken mit Kostenvorteilen, weil weniger Schmerzmedikationen erforderlich sind und auch die Liegezeiten aufgrund geringerer Traumata kürzer werden.

Jeder Eingriff in einem Krankenhaus ist mit einem Risiko verbunden. Sind Komplikationsraten und Risiken bei minimalinvasiven Methoden tatsächlich geringer als bei herkömmlichen chirurgischen Eingriffen? Wie sieht die Evidenz aus?

Es gibt für minimalinvasive OP-Techniken sehr viel Evidenz, dass sie bei funktionellen Operationen deutlich weniger Morbidität mit sich bringen. Selbst in der Behandlung von Krebserkrankungen konnte belegt werden, dass minimalinvasive Techniken den konventionellen Methoden zumindest gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen sind. Neue Techniken werden immer im Rahmen klinischer Studien durchgeführt, sodass es hier ein genaues Monitoring gibt.

Seit 2009 gibt es in Österreich ein SIL-(Single Incision Laparoscopy)-Register, wie ist hier der aktuelle Stand der Entwicklung?

Ursprünglich war es tatsächlich nur für SIL gedacht. Mittlerweile gab es einen Schulterschluss zwischen der Arbeitsgemeinschaft für Minimal Invasive Chirurgie (MIC) der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie und der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgische Onkologie. Es ist uns wichtig, dass die Patienten mit Krebserkrankungen gerade im Hinblick auf den Einsatz minimalinvasiver Techniken besonders beobachtet werden, vor allem im Hinblick auf mittel- und langfristige Benefits.

Wo sehen Sie technische oder medizinische Grenzen?

Eine technische Grenze der MIC ist das Bergen des Präparates. Viele Präparate sind aufgrund der Größe derzeit bei Frauen leichter transvaginal zu entfernen. Bei Männern muss der Eingriff und damit auch das Bergen über die Bauchdecke erfolgen, da gibt es einfach Grenzen der Machbarkeit. Limitierungen sehe ich auch in der Fertigkeit des Chirurgen, die aber trainierbar ist. Medizinische Grenzen sehe ich derzeit in der Onkologie, wenn zentrale Gefäßstrukturen durch den Tumor involviert sind. Hier haben derzeit noch konventionelle OP-Verfahren den Vorrang.

Welche Schwerpunkte wird das Dreiländertreffen Minimal Invasive Chirurgie im Jänner 2015 bieten?

Einerseits steht die Aus- und Fortbildung im Mittelpunkt, denn der Ärztemangel trifft gerade die Chirurgie besonders hart. In Trainingslaboren werden praktische Anwendungen demonstriert. Ein spannendes Thema wird auch die Entwicklung von Kombinationsverfahren zwischen laparoskopischer und transanaler minimalinvasiver Chirurgie (TAMIS) bei Patienten mit Mastdarmkrebs sein.

 

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13. Dreiländertreffen Minimal Invasive Chirurgie
AMIC-CAMIC-SALTC

„Innovationen im Rahmen technischer und medizinischer Grenzen“
29.-30. Jänner 2015
Schloss Schönbrunn, Wien
www.mic2015.org