Hot Spots der Labormedizin

Was sind derzeit die Hot Spots in der Labormedizin und klinischen Chemie?

Zum Beispiel patientennahe Schnelltestverfahren für Diagnose und Monitoring. Vor allem in der infektiologischen Labordia­gnostik gewinnen Schnelltests aus verschiedenen Körperflüssigkeiten an Bedeutung. Die Labormedizin muss diese Verfahren jedoch kritisch auf Qualität und Reliabilität monitieren.
In der klinischen Chemie sind kardiale Marker (Copeptin, hochsensitives Troponin, ntproBNP) Hot Spots, wobei einige (GDF-15, ST2, Fractalkin) noch Zukunftsmusik sind. In der Hämatologie gewinnt das Next-Generation-Sequencing neben dem Forschungspotenzial signifikante klinische Bedeutung. So kann zum Beispiel eine zytogenetisch und molekularbiologisch genau definierte AML [Promyelozytenleukämie mit t(15;17) und PML-RARA-Fusionstranskript] mit biologischer Therapie (All-trans-Retinolsäure + Arsentrioxid) effektiver und nebenwirkungsärmer als mit Chemotherapie behandelt werden. In der Hämostaseologie rückt die Thrombozytenfunktionsdiagnostik in der perioperativen Intensivmedizin ins Zentrum. Ein zeitnahes Monitoring von neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) (Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban usw.) macht zum Beispiel vor Einleitung einer Lysetherapie bei ischämischen Insult-Patienten Sinn.
Insgesamt ist der intensive proaktive Kontakt mit den klinisch tätigen Kollegen von immenser Bedeutung und wird immer ein Hot Spot bleiben, um eine maßgeschneiderte, kosteneffiziente Diagnostik interdisziplinär zu erarbeiten. Die Biomarkerforschung ermöglicht im Idealfall auch theranostische Ansätze.

Wo liegen die größten Herausforderungen?

Die Bewältigung multipler Daten aus dem OMICS bzw. Biomarkerforschungsbereich (Integrierte OMICS metabolischer und genetischer Datensätze, nutritive Biomarker) durch effektive Bioinformatik ist sicherlich eine große Herausforderung. Außer bestimmten Teilaspekten ist die endgültige Bedeutung dieser Aktivitäten für den klinischen Alltag jedoch noch nicht absehbar. Auf jeden Fall müssen wir aber den mühsamen Weg beschreiten, über komplexe bioinformatische Datenauswertung wieder zu klar definierten „Hubs“ zu gelangen, die letztendlich robuste innovative Laborparameter darstellen werden. Dabei darf im Angesicht der Anspannung der öffentlichen Budgets auch nicht der ökonomische Faktor außer Acht gelassen werden.
Krankheitsbezogen liegen die stärksten Herausforderungen weiterhin im Bereich der neurodegenerativen, kardiovaskulären und Krebserkrankungen. Demografisch bedingt gewinnt auch die Altersmedizin an Bedeutung. Bei der Adipositaspandemie ist vor allem die präventive Labormedizin gefordert, obwohl das sogenannte labormedizinische Risikoprofil-Monitoring aus heutiger Sicht noch unbefriedigend ist.

Welche Rolle spielt Nanotechnologie im Bereich der Labormedizin?

Nanopartikel können mit Biomarkern kombiniert werden. So können Kontrastmittel oder Medikamente selektiv in Krankheitsherde transportiert werden. Das kann beispielsweise für eine maßgeschneiderte Diagnostik und Therapie von Krebs und Atherosklerose eingesetzt werden. Eine Forschergruppe am KIMCL Graz beschäftigt sich im Rahmen eines EU FP7 Projektes (NanoAthero) in diesem Zusammenhang mit der verbesserten Diagnostik und Therapie von Herzinfarkt und Schlaganfall. Besonders attraktiv erscheint die interdisziplinäre Schnittstelle im Dreieck zwischen Nanotechnologie, Labormedizin (Biomarker) und Radiologie (molekulare Bildgebung).

Welche Schwerpunktthemen werden auf der 5. Jahrestagung der ÖGLMKC präsentiert?

Der Beitrag der Labormedizin zu personalisierter Medizin (Hämatoonkologie, Sepsis-, Stoffwechsel-, molekulare Diagnostik, integrierte OMICS), Biomarker bei Nierenerkrankungen, Pharmakogenetik (Diabetes, Onkologie, Psychiatrie) und infektiologische Diagnostik und Therapie (Hepatitis).