Maßnahmen gegen akzidentelle perioperative Hypothermie

Hypothermie entsteht durch externe Einflüsse wie extreme Umweltbedingungen oder nicht ausreichende Isolation sowie durch eine Störung des thermoregulatorischen Systems, das im Hypothalamus lokalisiert ist.
Eine akzidentelle Hypothermie ist ein ungewolltes perioperatives Absinken der Körperkerntemperatur, die durch körpereigene Mechanismen nicht ausreichend kompensiert werden kann. Patientengruppen mit erhöhtem Risiko sind etwa Kinder, ältere Personen und kritisch Kranke. Die perioperative Hypothermie ist eine typische Ausprägung der akzidentellen Hypothermie. Wartezeiten vor und während operativer Eingriffe, leichte oder keine Bekleidung, keine Möglichkeit, die Raumtemperatur zu beeinflussen oder sich durch Bewegung zu wärmen, lassen Hypothermie bereits vor der Operation zu einem häufigen Problem werden.
Eine akzidentelle perioperative Hypothermie ist sehr belastend für Patienten: Sie führt zum Beispiel zu einer Verdreifachung der Rate an Wundinfektionen sowie zu einer Verlängerung des Krankenhausaufenthalts um 20 %. Auch die Notwendigkeit einer vermehrten Gabe von Blutprodukten ist dokumentiert sowie eine signifikant verlängerte Aufenthaltsdauer im Aufwachraum. Typischerweise nimmt auch die Metabolisierungsrate der meisten Medikamente ab, darunter zum Beispiel Propofol und Muskelrelaxanzien.

Aufrechterhaltung von Normothermie

Die adäquate Aufrechterhaltung der perioperativen Normothermie erfordert ein effizientes Thermomanagement. Durch Abdecken des Patienten mit einfachen, in Krankenhäusern üblichen Leintüchern kann der Wärmeverlust um bis zu 30 % vermindert werden. Auch die Erhöhung der Raumtemperatur ist hilfreich: Pro 1 °C gesteigerter Raumtemperatur ist eine Verminderung des Wärmeverlusts um ca. 10 % zu verzeichnen. Die perioperative Anwendung von Infrarotsystemen ist grundsätzlich für alle Patientengruppen möglich, heutzutage aber nur im pädiatrischen Bereich üblich.
Wärmen mit Warmluftgebläse ist im perioperativen Setting eine besonders weit verbreitete Methode. Warme Luft wird über ein Schlauchsystem in spezielle Matten geblasen, die für verschiedene Anwendungen vorgefertigt sind, zum Beispiel Unterkörper-, Oberkörper- oder Ganzkörpermatten.
Das aktive Wärmen von Patienten mittels Wärmematratzen erfolgt über zirkulierendes Warmwasser oder mit direkter elektrischer Heizung innerhalb einer Matratze.
Über einen intravenösen Temperaturkatheter ist ein effektives, invasives, aktives Wärmen möglich. Die intravenösen Temperaturkatheter sind mit einem Ballon-Wärmeaustauscher an der Katheterspitze ausgestattet, der kontinuierlich mit gewärmter oder gekühlter Flüssigkeit gespült wird.

Herausforderungen in der Praxis

Medizinisches Fachpersonal muss sensibilisiert werden, dass in der Präklinik Patienten oft mit beginnender Hypothermie angetroffen werden. Effiziente Wärmemethoden sollten also schon präklinisch verfügbar sein. In nahezu allen Bereichen einer ­Klinik ist die Messung und Steuerung der Patienten-Kern­temperatur mit geringem Aufwand durchführbar.
Im Frühjahr 2014 wurde die S3-Leitlinie durch die anästhesio­logischen Fachgesellschaften von Deutschland, Österreich und der Schweiz publiziert. Sie enthält auf Basis der aktuellen Evidenz alle Empfehlungen zu den Themen perioperative Hypothermie – Prävention, Diagnose und Behandlung, Hinweise zur adäquaten Körperkerntemperaturmessung und Hilfestellungen zur Implementierung der Empfehlungen im klinischen Alltag.

 

DFP-Literaturfortbildung
Dieser Bericht beinhaltet einen Teilaspekt aus dem DFP-Beitrag „Diagnose, Prävention und ­Behandlung von akzidenteller perioperativer Hypothermie“ von Assoc.-Prof. PD Dr. Oliver Kimberger, MSc und Dr. Irene Sulyok, erschienen in „die PUNKTE Intensivmedizin“ 1/2014 bzw. auf www.meindfp.at. Ebenfalls in dieser Ausgabe können Sie weitere 2 DFP-Punkte auf Basis des Beitrages „Prävention ­Gefäßkatheter-assoziierte Infektionen“ von Univ.-Prof. Dr. Ojan Assadian erwerben.
Die DFP-Punkte können Sie online durch Beantwortung des zugehörigen Fragebogens auf www.meindfp.at erwerben.