7-Jahres-Follow-up von FUTURE II, australisches Pap-Test-Register, BJC-Studie zu älteren Frauen – Real-Life-Daten zur Impfung mit dem tetravalenten HPV-6/11/16/18-Impfstoff

Auch 7 Jahre nach der HPV-Impfung wurde bei mit diesem Impfstoff immunisierten Frauen keine durch die HPV-Typen 6/11/16/18 verursachten genitalen Erkrankungen festgestellt. Die aktuellen Daten untermauern die Annahme, dass auf diese Weise zuverlässig und langfristig vor Karzinomen der Zervix, Vulva oder Vagina und vor Genitalwarzen bei jungen Mädchen und Frauen geschützt werden kann.

Real-Life-Daten zeigen anhaltenden Impfschutz: Am EUROGIN-Kongress wurden Real-Life-Daten aus Skandinavien vorgestellt, die dem tetravalenten Impfstoff gegen die humanen Papillomvirus-Typen 6, 11, 16 und 18 einen dauerhaften Impfschutz bestätigen. Diese Daten basieren auf einer Verlängerung der Nachbeobachtungszeit der Teilnehmer der großen randomisierten, placebokontrollierten FUTURE-II-Doppelblindstudie. Die Ergebnisse der nunmehr vorliegenden Zwischenauswertung basieren auf den Beobachtungen bei 1.080 Frauen, die bei Studienbeginn geimpft und mittlerweile über insgesamt 7 Jahre nachkontrolliert worden waren. Keine dieser Frauen entwickelte im Lauf der letzten 7 Jahre eine HPV-16/18-assoziierte präkanzeröse zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN II+) bzw. ein Zervixkarzinom. Außerdem wurde bei keiner dieser Frauen eine HPV-6/11/16/18-induzierte intraepitheliale Läsion oder ein Karzinom der Vulva oder Vagina (VIN, VaIN) festgestellt. Dass es zu keinen Impfdurchbrüchen kam, unterstreicht die Annahme, dass eine konsequente Impfung einen Rückgang von genitalen (prä- )kanzerösen Läsionen und von Genitalwarzen bewirken kann. Das bedeutet aber auch, dass Folgebehandlungen wie operative Eingriffe im Genitalbereich zahlenmäßig deutlich weniger werden.

Auffällige Pap-Befunde deutlich reduziert: Auch aktuelle Daten aus Australien belegen die Wirksamkeit der HPV-Impfung. Das nationale Pap-Test-Register bestätigt, dass die Inzidenz von hochgradigen CIN rückläufig ist. Dank organisierter Schulimpf- und Aufklärungsprogramme ist die Impfrate in Australien mit über 70% allerdings sehr hoch. Außerdem gibt es in Australien ein umfangreiches Screeningprogramm für Frauen ab dem 18. Lebensjahr, womit nicht zuletzt auch ein zuverlässiges Monitoring des Effekts der HPV-Impfung gewährleistet ist. Langfristig, so die Autoren, sei aufgrund dieser Daten davon auszugehen, dass auch die Inzidenz der Zervixkarzinome abnehmen wird.

EUROGIN-Kongress 2011 – Follow-up-Vergleich mit nachträglich Geimpften: Aktuell wurden am EUROGIN-Kongress Follow-up-Ergebnisse der Immunogenitätsstudie bei Kindern zwischen dem 9. und 15. Lebensjahr (bei Einschluss in die Studie) vorgestellt. Im Rahmen der ursprünglich placebokontrollierten Studie waren 1.781 sexuell noch nicht aktive Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 15 Jahren mit dem 4-fach-Impfstoff bzw. einem Placebo geimpft worden (2:1). Nach Studienende wurden die vorerst nicht mit dem HPV-Impfstoff immunisierten Kinder und Jugendlichen nachgeimpft. Nach einer Nachbeobachtungszeit von nunmehr 6 Jahren (ab Studienbeginn) liegt bei keinem der mittlerweile sexuell aktiven jungen Mädchen und Burschen der ursprünglichen Verum-Impfgruppe eine Infektion oder Erkrankung verursacht durch einen der 4 Impfstoff-HPV-Typen vor. Bei den nachträglich Geimpften war hingegen in 3 Fällen eine persistierende HPV-18-Infektion nachzuweisen; allerdings waren alle 3 Jugendlichen zum Impfzeitpunkt bereits sexuell aktiv gewesen.

Impfschutz auch für Frauen über dem 18. Lebensjahr: Das ideale Impfalter für die HPV-Impfung liegt um das 12. Lebensjahr oder davor. Grund für diese Empfehlung ist die hohe Wirksamkeit der Impfung vor dem ersten Sexualkontakt. Studiendaten zeigen allerdings, dass auch ältere (> 18. LJ) und sexuell bereits aktive Frauen von der Impfung profitieren können, deshalb ist auch bei ihnen die HPV-Impfung sinnvoll. So schützt die Impfung auch Frauen nach bereits durchgemachter, aber aus geheilter HPV-6/11/16- oder -18-Infektion bzw. nach behandelter Läsion vor einer erneuten Infektion – mit dem gleichen Virus-Typ. Diese Daten werden durch eine aktuelle Publikation bestätigt. So wurde im “British Journal of Cancer” vor kurzem eine Studie zu Wirksamkeit, Sicherheit und Immunogenität des tetravalenten Impfstoffes bei Frauen zwischen 24 und 45 Jahren publiziert: Die Studie, die ältere, sexuell aktive Frauen beinhaltet, zeigt, dass der Impfstoff bei 88,7% der 24- bis 45-jährigen Studienteilnehmerinnen einen wirksamen Schutz vor HPV-6 /11/16/18-induzierten Erkrankungen bietet. Selbst bei Frauen, die zu Beginn der Studie seropositiv (= bereits durchgemachte Infektion) und DNA-negativ (= ausgeheilte Infektion) in Bezug auf die 4 HPV-Impfstofftypen waren, lag die Wirksamkeit noch bei 66,9%. Die Immunisierung mit dem tetravalenten Impfstoff zeigt entsprechend Real-Life-Daten also auch in einem späteren Lebensalter eine hohe und anhaltende Schutzwirkung vor (prä-)malignen Läsionen im Genitalbereich sowie vor Genitalwarzen.

Zulassung nun auch für junge Männer: Und nicht zuletzt wurde zur Vorbeugung von Analkrebs bzw. von HPV- 6/11/16/18-assoziierten Krebsvorstufen (AIN) basierend auf entsprechenden Studiendaten erst kürzlich die Zulassung des tetravalenten Impfstoffs in den USA auch auf junge Männer zwischen dem 9. und 26. Lebensjahr ausgeweitet.

Literatur bei den Verfassern