Initiative der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung – Verhütungsmankos an der Wurzel packen

Ein Schwangerschaftsabbruch ist sicherlich sowohl aus medizinischer als auch aus ethischer Sicht die ungünstigste Form der Kontrazeption. Nach den letzten verfügbaren Schätzungen der WHO beträgt der Prozentsatz sowohl in den entwickelten als auch in den unterentwickelten Ländern immer noch zwischen 20 und 30%, beziffert Univ.-Prof. Dr. Christian Egarter, neuer Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien, den alles andere als optimalen Status quo anlässlich einer Pressekonferenz der ÖGF in Wien. Als Gegenstrategie müssten im Grunde zwei entscheidende Ansätze parallel verfolgt werden: zum einen über die individuelle, kompetente Verhütungsberatung in der gynäkologischen Praxis und zum anderen gilt es, das vorhandene sozialpädagogische Wissen auch auf breiter Basis und vor allem schon bei den Jugendlichen umzusetzen.

Individuelle Beratung optimiert das Verhütungsverhalten

“Eine verstärkte Aufklärung über die vielfältigen individuellen Methoden der Verhütung reduziert die letztmögliche Methode, den Schwangerschaftsabbruch”, so Egarter. Je besser verhütet würde, desto geringer sei entsprechend dazu auch die Rate an Abtreibungen in einem Land. Bei der Beratung durch die FrauenärztInnen müsse die Patientin jedoch als “Co-Therapeutin” eingebunden werden, um den Nutzen der gewählten Methode besser erkennen zu können.

CHOICE-Studie zum Einfluss der Arzt-Patientinnen-Kommunikation: Nach den Ergebnissen der europaweiten CHOICE-Studie entscheiden sich nach einem umfassenden ärztlichen Beratungsgespräch mehr Frauen für eine hormonelle Alternative zur klassischen Pille, der Verhütungsring etwa wurde dann von 23,8% gewählt, ohne Beratung jedoch nur von 10,4% als Option gesehen – für Egarter ein Indiz für das großen Potenzial einer strukturierten Beratung zur Verbesserung der individuelle Passgenauigkeit der Methode.

Bei der Jugend ansetzen, aber richtig

Nicht weniger Verbesserungsbedarf herrscht jedoch beim kollektiven sexualpädagogischen Zugang zum Verhütungsverhalten, gerade bei Jugendlichen als “Erstkonsumenten”. “Verantwortungsvoll und sexy müssen sich nicht ausschließen”, sollte nach der TV-Journalistin Miriam Hie, die mit ihren Sendungen auf die Gruppe der jungen Menschen zielt und um deren Probleme und Einstellungen aus erster Hand weiß, die Kernbotschaft sein, die es zu transportieren gelte.
Eine “zielgruppengerechte” Kommunikation, damit die Botschaft auch greife, verlangt auch Mag.a Sabine Ziegelwanger, Soziologin der ÖGF: “Da viele Jugendliche schlicht zu wenig über Verhütung und was bei Verhütungspannen zu tun ist wissen, wäre es notwendig, dass Verhütungsmethoden jugendgerecht vermittelt werden. Das bedeutet etwa im Biologieunterricht auf komplizierte Erklärungen zu verzichten und die Lernmaterialien an die Lebenswelt der Jugendlichen anzupassen.” Gerade auch neuere Verhütungsmethoden wie Hormonpflaster oder Verhütungsring seien unter Jugendlichen kaum bekannt, obwohl sie oftmals besser geeignet wären als die Pille, so Ziegelwanger.

Initiative “Vielfalt der Verhütung” gestartet: Die ÖGF hat daher die Initiative “Vielfalt der Verhütung” ins Leben gerufen, um über die zahlreichen Möglichkeiten der modernen Empfängnisverhütung zu informieren und für jeden die individuell passende Methode zu veranschaulichen. Dr.in Claudia Linemayr-Wagner, Gynäkologin und ÖGF-Präsidentin: “Längst nicht für alle Frauen ist die tägliche Pille die optimale Wahl. Es gibt andere hormonelle Methoden an, die genauso sicher, ebenfalls gut verträglich und teilweise auch bequemer in der Anwendung sind, etwa der Verhütungsring, das Verhütungspflaster, die Hormonspirale oder das Verhütungsstäbchen.”
Auf der neuen Website www.verhuetung.at findet sich Wissenswertes sowie die Vor- und Nachteile moderner Verhütungsmittel. Über die Website können auch ein “Flirtguide” sowohl für Männer als auch Frauen incl. “Verhütungsguide” und ein “Verhütungsquartett” kostenlos bestellt werden. Weiters wurde eine umfassende, mehrtägige Kondomverteilaktion vor 14 österreichischen Diskotheken gestartet und Freecards in 850 Cafés und Gaststätten aufgelegt, um möglichst viele Interessierte über die Initiative zu informieren.