Einleitung

MicroRNA (miRNA) stellen eine Klasse kleiner, nichtkodierender, evolutionär hoch konservierter RNA dar, die posttranskriptionell die Genexpression regulieren können. Dabei wird die Ziel-Messenger-RNA entweder degradiert oder die Translation in Proteine inhibiert. Kürzlich publizierte Daten zeigen, dass miRNA in diverse renale pathophysiologische Prozesse wie interstitielle Fibrosierung, Apoptose, Autoimmunerkrankungen, Ischämie-Reperfusionsschäden sowie akute Abstoßung von Spendernieren involviert sind1–3.
Frau Dr. Wilflingseder zeigte in ihren Studien zur molekularen Regulation von wesentlichen klinischen Ereignissen nach Nierentransplantation wiederholt, dass ein Großteil der Risikofaktoren für die primäre Non- oder Slow-Funktion in der Spenderniere determiniert ist. Da auf transkriptioneller Ebene keine klinisch erfolgreiche Intervention möglich war, beschäftigte sich Frau Dr. Wilflingseder mit der nächsten Ebene, der posttranskriptionellen Regulation durch miRNA. Sie konnte zeigen, dass Prozesse wie „delayed graft function“ oder zelluläre und humorale Abstoßungen molekular präzise choreographiert werden. Die berechtigte klinische Hoffnung in dieser Grundlagenarbeit besteht in der Identifikation von molekularen Hauptrisikofaktoren und externer Blockade dieser, zum Beispiel mittels Antisense-Technik. Dies wäre in der Zeit der Spendernierenperfusion ex vivo durchaus denkbar und realistisch.

Chandrasekaran K et al., Kidney Int 2012; 81(7):617–27
Wilflingseder J et al., J Am Soc Nephrol 2011; Abstract suppl. (ASN Kidney Week): SA-OR431
Anglicheau D et al., Proc Natl Acad Sci USA 2009; 106(13):5330–5