Mehr Unterstützung für heimische Unternehmen

Amomed ist ein privates, unabhängiges österreichisches Unternehmen, das ­europa- bzw. weltweit seine Produkte vermarktet. Wir liefern, was Ärzte in kritischen Situationen dringend brauchen. Mit unserem ausgeprägten Feingefühl für dringend benötigte Arzneimittel wollen wir einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Therapie bei kritisch kranken Patienten und zur Steigerung der Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Patienten leisten“, erklärt Geschäftsführer Dr. Günther Kneissl-Mayer. Ziel des Unternehmens ist es, innerhalb der nächsten Jahre als eine der führenden Firmen in der kardiovaskulären Intensivmedizin und der Anästhesiologie in Europa wahrgenommen zu werden.

Weitere Produkte in der Pipeline

In den letzten zehn Jahren lag der Fokus des Unternehmens auf der Gruppe der kurzwirksamen intravenösen Betablocker. „Eines unserer Erfolgsprodukte ist Esmolol. Dieses wurde in Österreich eingeführt und erreicht mittlerweile hierzulande – neben Griechenland – die weltweit zweithöchste Verschreiberquote“, berichtet Kneissl-Mayer. In den letzten zwei Jahren wurden zudem drei neue Produkte eingeführt: Rapibloc, ein hochselektiver, kurzwirksamer i.v. Betablocker, im Februar 2018 Empesin sowie im August 2018 Trisuva, das bei Lungenhochdruck eingesetzt wird. „Empesin ist ein Vasopressin für die Behandlung des septischen Schocks. Diese drei Produkte plus Esmolol bilden aktuell unser Kernproduktportfolio, das wir sowohl in der Intensivmedizin als auch in der Anästhesiologie weiter vorantreiben wollen. Das Besondere an Rapibloc und Empesin ist, dass sie ein relativ großes und wichtiges Segment abdecken und dabei beeindruckende Therapiefortschritte ermöglichen“, so Kneissl-Mayer weiter.
In den nächsten vier Jahren werden zu­sätzliche Produkte von Amomed auf den Markt kommen; dabei konzentriert sich das Unternehmen vorerst weiterhin auf die kardiovaskuläre Therapie.

Lösungsanbieter für Fachärzte

Im Sinne seiner Firmenphilosophie will Amomed ein „unterstützender Ansprechpartner und engagierter Lösungsanbieter für Fachärzte“ sein und treibt deshalb die Entwicklung von wichtigen Therapeutika in Nischenbereichen weiter voran. Projekte auf dem Gebiet der Wissensvermittlung, wie z.B. E-Learning für Ärzte, stehen ­unmittelbar vor der Einführung. Darüber hinaus unterhält Amomed ein klinisches Forschungsprogramm zu Sepsis und Herzfrequenzkontrolle.

Österreich: unbürokratische Behördenwege, aber mangelnde Förderung

Die Vor- und Nachteile von Österreich als Standort für ein Pharmaunternehmen müsse man sehr differenziert betrachten – gerade als österreichisches Unternehmen, das diesbezüglich sicher eine etwas andere Sichtweise habe als eine Tochter eines multinationalen Unternehmens, so Kneissl-Mayer: „Wir entwickeln unsere Produkte hier und vermarkten sie von Wien aus in der ganzen Welt. Die Stärken unseres Landes sehe ich ganz klar darin, dass in Österreich die Behördenwege sehr unbürokratisch ablaufen und Fristen – sowohl bei der Registrierung als auch bei der Preisgenehmigung – sehr genau eingehalten werden.“ Zudem gebe es, so der Amomed-Geschäftsführer weiter, in Österreich sehr gut ausgebildete und produktive Menschen.
Doch Kneissl-Mayer ortet auch Schwächen: „Es gibt für die Pharmaindustrie in Österreich keine optimale Infrastruktur, wie sie beispielsweise die Schweiz aufweist. Dort ist rundherum viel mehr gegeben, z.B. Dienstleister in verschiedensten Bereichen. Zudem steht mehr Kapital für Neuentwicklungen zur Verfügung. Ich vermisse vor allem eine deutlich stärkere Unterstützung der österreichischen Pharmaunternehmen durch Politik und Behörden. Diese Faktoren machen einen Standortnachteil von Österreich aus.“ Einen weiteren großen Nachteil sieht er in dem geringen Preisniveau in Österreich, das mittlerweile mit Ländern wie Bulgarien, die ein halb so großes Pro-Kopf-Einkommen wie Österreich aufweisen, vergleichbar sei. „Das schadet natürlich ebenfalls dem Standort Österreich. Die niedrigen Preise führen zudem letztendlich dazu, dass Patienten bestimmte innovative Produkte gar nicht mehr oder sehr viel später bekommen“, betont Kneissl-­Mayer.

Heimische Unternehmen stärken

Der Amomed-Geschäftsführer vermisst bei Behörden und Partnern im Gesundheitswesen das Selbstverständnis, österreichische Unternehmen maximal zu unterstützen. Er plädiert für eine erheblich stärkere Förderung von heimischen Firmen, um den Standort Österreich insgesamt attraktiver zu machen. „Das betrifft unter anderem die Behördenseite – hier wäre beispielsweise eine deutlichere Unterstützung durch die AGES in den Registrierungsprozessen wünschenswert. Aber auch schon früher, bei der Grundlagenforschung und in der Entwicklungsphase neuer Produkte, wäre mehr finanzielle Unterstützung durch breitere und besser dotierte Fördermittel wichtig. Das Preisniveau muss, wie bereits erwähnt, dringend diskutiert werden. Wenn man bei den Preisverhandlungen mit Niedrigpreisländern wie Litauen in einen Topf geworfen wird, dann können wir im Ursprungsland Österreich für ein neues Arzneimittel keinen Preis zustande bringen, mit dem unsere Unternehmen internationalisieren können“, so die Vorschläge Kneissl-Mayers zur Standortstärkung Österreichs.
Außerdem würde er sich eine niedrigere Steuerbelastung wünschen, wie gerade von der Bundesregierung diskutiert wird. Mit 25% Körperschaftssteuer (KÖSt) liege Österreich zwar international gesehen nicht auf dem Höchstniveau, aber es gebe viele Länder in der unmittelbaren Nachbarschaft mit einem weit günstigeren KÖSt-Niveau. „Dazu kommt als weiterer Standortnachteil eine sehr hohe Einkommensteuerbelastung der Mitarbeiter, gekoppelt mit hohen Lohnnebenkosten. Für unser Unternehmen wird es dadurch schwierig, hoch qualifizierte, internationale Kräfte nach Österreich zu bringen, da extrem hohe Bruttogehälter bezahlt werden müssten“, fasst Kneissl-Mayer zusammen.

Kostenungleichgewicht beseitigen und in Prophylaxe investieren

Die Herausforderungen der Zukunft sieht Kneissl-Mayer ganz klar in der Finanzierung neuer, Erfolg versprechender Therapieoptionen, wie z.B. im Bereich der Onkologie und mancher seltener Erkrankungen, die sehr hohe Kosten verursachen werden. „Schon jetzt herrscht ein ungesundes Ungleichgewicht in der Kostenverursachung. In die Onkologie fließen mittlerweile 50–60% des Arzneimittelbudgets eines typischen österreichischen Krankenhauses, während alle anderen Abteilungen den Gürtel enger schnallen müssen“, so Kneissl-Mayer. Dem stehen die weit umfangreichere Anästhesie und die Intensivmedizin gegenüber, die das Budget mit nur 4–5% belasten, obwohl beispielsweise mehr Menschen an Sepsis versterben als an Brust-, Prostata- und Dickdarmkrebs zusammen.
„Allein aufgrund der demografischen Entwicklung wird für Gesundheitskosten insgesamt immer mehr ausgegeben werden müssen. Damit das finanzierbar bleibt – auch in Bezug auf die Pflege –, ist es politisch notwendig, die entsprechenden Hebel in Bewegung zu setzen. Dafür brauchen wir offensivere Strategien vonseiten der Politik, die viel früher ansetzen müssen, und zwar im Bereich der Prophylaxe, der Vorsorge. Man braucht sich nur das norwegische Modell anzuschauen: In Norwegen hat man es geschafft, im Gesundheitswesen durch vermehrte Prophylaxe sehr viel Geld einzusparen. Die Kosten für gezielte Vorsorgemaßnahmen und Aufklärungskampagnen müssten klarerweise von den Krankenkassen übernommen werden und gleichzeitig müssten finanzielle ­Bonus-Malus-Systeme geschaffen werden, damit die Menschen aktiv mitmachen und auf ihre Gesundheit entsprechend achten“, sagt Kneissl-Mayer abschließend.

 

Dr. Günther Kneissl-Mayer
„Das niedrige Preisniveau und die hoheSteuerbelastung in Österreich stellen einen klaren Standortnachteil dar.”