Verbesserung der Versorgungsqualität

PHARMAustria: KI eröffnet auch in der Medizin neue Möglichkeiten. Wo sehen Sie hier die großen Herausforderungen?

Florian Tursky, MSc, MBA: Digitale Gesundheitsanwendungen bieten große Chancen und können eine sinnvolle Ergänzung der medizinischen Ver­sorgung darstellen. Künstliche Intelligenzen werden die Gamechanger des 21. Jahrhunderts und können einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsanwendungen leisten, z.B. durch Effizienzsteigerungen, verbesserte Arbeitsabläufe oder vertiefte Daten­analysen. Wichtig ist hier eine entsprechende Qualitätskontrolle. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind, dann kann eine telemedizinische ­Versorgung einerseits vom Arzt oder der Ärztin verschrieben werden, anderseits können die gewonnenen Daten – sofern technisch sinnvoll – in der elektronischen Gesundheitsakte der Patient:innen gespeichert werden. Klar ist natürlich auch, dass der Datenschutz unter allen Umständen gewahrt bleiben muss.

Wie steht Österreich im Vergleich zu anderen Ländern im Bereich „Einsatz von KI in der Medizin“ da?

Österreich war bei der Digitalisierung des Gesundheitsbereichs in der Vergangenheit mehrfach europäische Benchmark. Im Jahr 2005 wurde mit Einführung der elektronischen Krankenversicherungskarte (e-card) neben einer administrativen Vereinfachung der bargeldlosen Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitswesens auch eine wesentliche Voraussetzung für die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) geschaffen, die im Jahr 2013 beschlossen wurde. Die Bundesregierung hat vor einem Jahr ihre KI-Strategie vorgestellt, mit der die Rahmenbedingungen für eine wohlstandsfördernde und verantwortungsvolle Nutzung von KI in allen Lebensbereichen geschaffen werden sollen.

Welche Aktivitäten sind erforderlich, um Österreich bezüglich „KI in der Medizin“ für die Zukunft gut aufzustellen?

Wir verfügen über ein gutes Gesundheitssystem, das wir stetig weiterentwickeln. Dieses System gilt es nun auch mithilfe neuer technischer Revolutionen wie KI-Systemen auszubauen. Der Anfang dafür ist ein sinnvolles Datenmanagement. Der Gesundheitsminister hat hier bereits mit der Neuaufstellung des EMS 2.0 wesentliche Schritte zur Verbesserung gesetzt. Zentral ist, ELGA von einer PDF-Sammlung zu einer echten elektronischen Datenbank zu machen. Ich selbst möchte ja auch künftig auf einem Dashboard nachschauen können, wie meine Blutwerte vor fünf Jahren waren. Mein Ziel ist es daher, in Zukunft alle meine Gesundheitswerte zentral digital einsehen zu können – angefangen bei den Daten des Eltern-Kind-Passes über Schulärzt:innen bis hin zu jeder Gesundenuntersuchung und Behandlung. Mit der KI-Strategie haben wir, wie erwähnt, bereits die Rahmenbedingungen für die Nutzung von KI geschaffen. Die potenziellen Anwendungsfelder von KI im Gesundheitssystem erstrecken sich über das gesamte Spektrum: von der Gesundheitsförderung über die Prävention, Prognose und Diagnose bis hin zur Therapie. Die Anwendung von maschinellem Lernen im Gesundheitsbereich kann zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität und Patientensicherheit beitragen. Versorgungsprozesse können patienten­zentrierter werden und die Entwicklung von Therapieansätzen kann von der Einbindung neuartiger Datenarten profitieren.

Sollten Forschung und Entwicklung von KI in der Medizin in Österreich stärker gefördert werden? Braucht es beispielsweise mehr Förderung von entsprechenden Start-up-Unternehmen?

Anwendungen, die auf künstliche Intelligenz setzen, führen zu neuen Produkten und Dienstleistungen mit innovativen Lösungen. Diese Innovationen müssen wir fördern. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch den Herausforderungen und Risiken stellen, die diese Technologien mit sich bringen. Besonders für Start-ups und innovative KMUs arbeiten wir gerade an einer neuen Gesellschaftsform, die einen modernen und effizienten Rechtsrahmen bietet.

Vielen Dank für das Gespräch!