Vorwort Focus Kinderurologie

Liebe Leserin, lieber Leser! Liebe Kollegin, lieber Kollege!

Wenngleich sich die Kinderurologie auf europäischer Ebene als eine eigene Fachdisziplin etabliert hat (ESPU European Society for Paediatric Urology), wird dies in der allgemeinen Gesundheitsversorgung nur peripher wahrgenommen. Eine Spezialisierung auf die Versorgung von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen setzt eine fachspezifische medizinische wie nichtmedizinische Infrastruktur voraus. Erstere beinhaltet nicht nur die fachliche Expertise von spezialisierten Kinderurologen und Kinderanästhesisten, sondern auch eine pädiatrisch spezialisierte Diagnostik in Form der Kinderradiologie wie der Nuklearmedizin. Das zunehmende Wissen um angeborene Fehlbildungen des kindlichen Urogenitaltraktes drängt nach Spezialisierung, die Nutzung dieser Erkenntnisse hat nicht nur eine Professionalisierung zur Folge, sondern auch eine berechtigte Begehrlichkeit der betroffenen Eltern. Eine kindergerechte stationäre Versorgung mit entsprechenden Mutter- Kind-Einheiten wie kinderurologische Operationsmöglichkeiten zur Durchführung von minimalinvasiven Eingriffen am kindlichen Harntrakt (pädiatrische Endourologie, ESWL etc.) stellen daher heute eine Selbstverständlichkeit dar. In Zeiten von gesundheitspolitischen Lenkungsausschüssen haben die wenigen kinderurologischen Einheiten in Österreich jedoch keinen Stellenwert, Stationszusammenlegungen, so genannte Umstrukturierungen bis hin zur Fusionierung ganzer Abteilungen werden, ohne die Bedürfnisse der betroffenen Kinder zu kennen, mit dem Hinweis auf die Ressourcenknappheit forciert. Dabei wird ignoriert, dass das Wissen um den natürlichen Verlauf von kinderurologischen Erkrankungen zu einem dramatischen Rückgang von invasiven, das Kind wie die Eltern belastenden, kostenintensiven diagnostischen wie chirurgischen Eingriffen führte. Diese Entwicklung förderte z. B. minimalinvasive endoskopische Verfahren wie die laserunterstützte Ureterozelenschlitzung oder die endoskopische Therapie des vesikoureteralen Reflux. Alternative Behandlungsmethoden, die sowohl eine diagnostische als auch therapeutische Reduktion der Belastung von erkrankten Kindern zur Folge haben, sind die Folge dieses Bemühens. An die für das Gesundheitswesen verantwortlichen Politiker wie Krankenhausmanager kann man deshalb nur mit Hans Jonas appellieren, dass „die Welt von morgen so geprägt wird, wie wir mit den Kindern von heute umgehen“.