Kontext: Etwa 40–50 % der urologischen Patienten weisen eine psychophysiologische Bedeutung bei der Entstehung und dem Verlauf ihrer Erkrankung auf1–3. Die ärztliche Erfahrung im klinischen Alltag lässt einen psychosomatischen Hintergrund erkennen bei Enuresis und kindlicher Harninkontinenz, Urolithiasis, chronischem Beckenschmerz-Syndrom bzw. interstitieller Zystitis und chronischer Prostatitis, funktioneller Blasenfunktionsstörung und Harninkontinenz, Subfertilität, erektiler Dysfunktion, Urethralsyndrom und rezidivierendem Harnwegsinfekt1, 4, 5. Allerdings hat die Literatur bislang weniger als erhofft therapeutisch nutzbaren Erkenntnisgewinn und sogar widersprüchliche Ergebnisse gebracht. Wahrscheinlich deshalb, weil viele Studien sich mit intrapersonellen Aspekten beschäftigt und nach primär wahrnehmbaren psychischen Auffälligkeiten der Patienten gesucht haben. Wie wichtig es ist, den Focus auf interpersonelle Prozesse zu richten, zeigt sich am Beispiel des rezidivierenden Harnwegsinfekts als einer typischen psychosomatischen Erkrankung der Frau5.