Vorwort zum Fokus „Urologie der Frau“

Als Präsident der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) freue ich mich sehr über unsere mit diesem Heft beginnende Kooperation mit dem MedMedia-Verlag und möchte hiermit auch auf unsere Kontinenz-News in diesem Heft hinweisen.

Ich habe die ehrenvolle Aufgabe der Herausgabe des Fokus „Urologie der Frau“ übernommen. In meiner früheren Tätigkeit als Oberarzt im Wilhelminenspital und jetzt in der urologischen Kassenpraxis sind urologische Probleme bei Frauen ein wichtiges Thema. Seien es rezidivierende Harnwegsinfekte, quälender Harndrang, Blasen- und Beckenschmerz-syndrome oder verschiedene Formen der Harninkontinenz. Wir als Urologen müssen eine Ansprechstation für diese Frauen bleiben, auch wenn die Behandlung zeitintensiv ist und ein größeres Einfühlungsvermögen erfordert als bei der klassischen „Prostatavorsorge“. Gerade die funktionelle Urologie ist noch ein zukunftsträchtiges Gebiet (epidemiologische Entwicklung), welches wir Urologen unbedingt behalten müssen, nachdem wir in der Onkologie und Andrologie doch zunehmend beschnitten werden. Natürlich ist ein interdisziplinäres Vorgehen oft angezeigt und deswegen die Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen, wie wir es in der Kontinenzgesellschaft seit Jahrzenten erfolgreich praktizieren, so wichtig.

Bei der Zusammenstellung der Themen für diese Ausgabe habe ich mich gefragt, mit welchen Beschwerden die Frauen zum Urologen kommen und wo wir die größten Schwierigkeiten haben, eine Heilung zu erreichen. Ich habe mich daher bemüht, auf diesen Gebieten namhafte AutorInnen zu gewinnen, die durch ihre Erfahrung und Literaturkenntnis die Erfolgsquoten der gängigen Behandlungen, aber auch neue Therapieansätze und Denkanstöße vermitteln können.

OA Dr. Szlauer, Abteilung für Urologie, A. ö. Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Salzburg, behandelt gemeinsam mit Dozent Hübner aus Korneuburg und Primaria Uher aus Mistelbach das Problem der rezidivierenden Harnwegsinfekte bei jüngeren Frauen sowie die chronische Bakteriurie im Alter. Welche Therapien und Prophylaxen gibt es, und vor allem: Was bringen solche Maßnahmen?

Das mit einem extrem hohen Leidensdruck behaftete Pelvic-Pain-Syndrom wird von Dozent Riedl aus Baden, einem Vorreiter auf diesem Gebiet, abgehandelt. Der Neurologe Dozent Kiss aus Innsbruck erklärt praxisrelevante Aspekte der Behandlung neurourologischer Krankheiten, wie die bei Frauen häufigere multiple Sklerose oder Blasenentleerungsstörungen nach Eingriffen im Becken. Gemeinsam mit OA Wachter aus Wien versuche ich, Anstöße bei der schwierigen Behandlung der leider sehr häufigen überaktiven Blase (ÜAB) zu liefern. Dozent Primus von der Universitätsklinik für Urologie in Graz handelt die Belastungsinkontinenz ab und der Gynäkologe Prof. Hanzal von der Universitätsklinik für Gynäkologie am Wiener AKH die Senkungsbeschwerden der Frau. So ist eine gewisse Interdisziplinarität gegeben und die Beiträge sind bundesweit verteilt.

Den ganz wichtigen Aspekt der Psychosomatik, der bei vielen der genannten Beschwerden eine größere Rolle als angenommen spielt, wollte ich noch unbedingt abdecken. Da sich in Österreich leider kaum jemand mit den psychosomatischen Aspekten der Urologie befasst, habe ich zu unseren Nachbarn in Deutschland geschaut und aus dem Arbeitskreis Psychosomatische Urologie und Sexualmedizin der Deutschen Gesellschaft für Urologie Dr. Hohenfellner gewinnen können. Dieser klingende Name steht für Qualität, und ich hoffe, dass dadurch die besonders bei den rezidivierenden Infekten der jüngeren Frauen, aber auch bei Drang- und Schmerzbeschwerden häufigen psychosomatischen Ursachen mehr bedacht und auch behandelt werden. Ob man sich allein näher damit befasst oder die Psychotherapie miteinbezieht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Ich hoffe, dass dieser Fokus „Urologie der Frau“ einen Beitrag dazu leistet, sich noch intensiver mit den Therapiemöglichkeiten bei diesen mit so großem Leidensdruck verbundenen Erkrankungen auseinanderzusetzen. Schön wäre es auch, wenn sich mehr KollegInnen als Kontinenzberatungsstelle deklarieren würden, um so den Betroffenen bundesweite Anlaufstellen auch im niedergelassenen Bereich anzubieten! Näheres in den „Kontinenz-News“ und auf der ­Website der MKÖ www.kontinenzgesellschaft.at.

Viel Interesse beim Lesen!